Damalige Spielentwicklungskosten (Interview mit Rainbow Arts 1988)

Da wird es sicherlich auch extreme Schwankungen gegeben haben.

Ich glaube da gab es sehr große Unterschiede beim Aufwand.

Ausserdem konnte man auch keine zu kleine Summe nennen, denn sonst würde mancher denken, man wird Reich mit sowas.

Ich verstehe das so, dass das Spiel gleich für 4 Systeme parallel entwickelt wird und dies kostet dann 100k.
Damals waren 100kDM aber noch mehr als im Vergleich zu heute.

Ich hab mal irgendwo gelesen Battle Isle nur für den Amiga über 150k DM gekostet hat.

Im Vergleich zu Heute ein Witz, allerdings sind die Verkaufszahlen heute auch ca 100x höher.

Das kann ich mir aber nicht so recht vorstellen.

Zum einen waren Entwicklungszeiten damals deutlich kürzer als heute, oft ja nur einige Monate, und es arbeiteten immer nur eine Hand voll Leute an einem Titel.

Und wie viel Geld waren 100.000 DM... also von der Kaufkraft her, verglichen mit heute.

Ja, GTA V ist vor 10 Jahren erschienen und hat 7 Milliarden Umsatz eingespült oder so 13,5 Milliarden DM Rockstar hat angeblich 265 Millionen € in die Entwicklung gesteckt. In 1990 Preisen von so 50-60 DM für ein Game wären dass so 200 Millionen verkaufte Games !

Es ist klar, dass die Zeiten als ein Einzelkämpfer wie Howard Scott Warshaw mal schnell in 6 Wochen E.T. für das VCS programmierte lange vorbei sind.

Zitat von InsertDisk2

Ich verstehe das so, dass das Spiel gleich für 4 Systeme parallel entwickelt wird und dies kostet dann 100k.

Genau, im Februar 1988 des 64'er-Magazins sagt derselbe Rainbow Arts-Chef:

Zitat

64'er: Was kostet eine gesamte Spieleproduktion?

Marc: "Bad Cat" auf dem C 64 kostet rund 25000 Mark.

Das müssen ja wirklich Hungerlöhne an die Entwickler gewesen sein die bezahlt wurden, wenn man nur 25000 DM für 3 Monate pro Spiel (geraten) a 4 Mitarbeiter berechnet, auch wenn das 80er waren.

Sind ja nicht nur die Lohnkosten sondern auch Infrastrukur, Marketing, Produktion etc.

Wäre mal interessant von den Insidern hier im Forum zu erfahren was man so verdiente damalsTM als Entwickler bei so einer Gameschmiede.

Dann muss man allerdings noch bedenken, dass das eine der wenigen deutschen Firmen war. Es waere interessant zu wissen, ob das z.B. in UK oder USA bei grossen Firmen wie Lucasfilm, Elite, Epyx usw anders lief und evtl. besser (oder auch schlechter) bezahlt wurde.

Über

http://www.theaveragegamer.com…aking-r-type-zx-spectrum/

findet man die Entwicklungsgeschichte von R-Type auf dem Speccy. Da steht bißchen Hintergrund drin.

Damals wurden ja auch gerne Schüler und Studenten als Programmiersklaven genutzt. Da gab es dann mal 2000 DM für die Umsetzung und die Rechte und beide Seiten waren glücklich.

ich verstehe ja, dass Schueler/Studenten die noch zuhause wohnten ja kaum grosse Ausgaben hatten.

Aber wenn es junge Leute in den 20ern waren, die eine Wohnung weg von den Eltern und in der Naehe der Firma wohnten, hat man minimale Unterhaltskosten wie Miete, Steuern, Kleidung, Wasser und Brot etc.

Ich weiss nicht was man damalsTM in dieser Branche in Deutschland als angestellter Entwickler verdient hat, 2000 DM brutto? Weniger?

Es waere schon mal interessant so eine Wirtschaftlichkeits-Rechnung aus der Zeit fuer ein Spiel einer Softwarebude zu sehen, wo auch alle Kosten inkl. Loehne und andere Ausgaben aufgelistet sind.

Ich habe für die Konvertierung von "Grand Monster Slam" auf den C64 8000 DM bekommen. War damals noch Schüler.

Zitat von syshack

Das müssen ja wirklich Hungerlöhne an die Entwickler gewesen sein die bezahlt wurden, wenn man nur 25000 DM für 3 Monate pro Spiel (geraten) a 4 Mitarbeiter berechnet, auch wenn das 80er waren.

Sind ja nicht nur die Lohnkosten sondern auch Infrastrukur, Marketing, Produktion etc.

Wäre mal interessant von den Insidern hier im Forum zu erfahren was man so verdiente damalsTM als Entwickler bei so einer Gameschmiede.

Das hängt wohl von den jeweiligen Vertragskonditionen ab. Wenn der/die Programmierer eine Umsatzbeteiligung im Vertrag stehen hatten, rechtfertigt das natürlich eine entsprechend geringere Grundvergütung, welche wiederum die Entwicklungskosten drückt.

Das leuchtet ein.

Aber wuerde man sich als Entwickler auf sowas einlassen bei den meisten 08/15 Spielen, wo man genau wusste wie "gut" so ein Spiel war gegenueber der Konkurrenz und man oft ja wusste, wie die Raubmordtoschlagkopiererei herrschte und wieviele Originale erwartungsmaessig verkauft wuerden?

Selbst bei Superspielen war es oft so, dass sie als Perlen nicht unbedingt als solche anerkannt und gekauft wurden.

Hier wäre dann ja ggfls. auch die Frage, was die Definition von "Entwicklungskosten" ist.

Das sollten ja nur die reinen Kosten für die Erstellung des Produktes sein.

Gesamtkosten inkl. Werbung und Vertrieb, ggfls. Lizenzen usw. ... sind die dann Teil der Entwicklungskosten oder ist das doch dann wieder ein anderes Wording?

Also, um ein Spiel zu entwickeln, publizieren und via Vertrieb zu verkaufen (evtl. ueber einen Publisher) muessten m.E. alle Kosten eingerechnet werden.

Beim Publisher ist das vielleicht etwas schwieriger zu beziffern (?), da der sicher mehr quersubventioniert ueber die Masse als ein kleineres Entwicklungsstudio mit klaren Kosten.

Ich gehe mal davon aus die 25'000.- waren reine Entwicklungsstudio Kosten, dann muesste man mal halt die Rechnung nur dafuer aufstellen.

Im Endeffekt muss man ja den ROI erreichen und darueber, um auch zukuenftige Investitionen zu ermoeglichen.

Irgendwo glaube ich mal einen Artikel in den alten Computermagazinen gelesen zu haben, dass nur ca. 5-10% des Verkaufpreises an den Hersteller gingen.

Aber vielleicht taeuscht mich meine Erinnerung.

Wie gesagt, es waere interessant hier was von einem Insider zu lesen, der als Mitarbeiter ein bisschen mitbekommen hat wie sich die Kosten damals zusammenstellten.