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Computer der Stasi, NVA oder anderen Organisationen der DDR?

  • Ich recherchiere gerade etwas über Computer die von der Stasi selbst verwendet wurden. Auch würden mich Computer interessieren welche von der NVA oder anderen Organisationen der DDR verwendet wurden.


    Zwei Bilder geben mir da etwas Ansporn.



    Angeblich zeigt es einen EDV-Mitarbeiter der MfS-Abteilung XII im Jahre 1980.


    Das der Techniker zivil gekleidet ist könnte eventuell auch damit zusammen hängen das man Siemens einmal zur Zusammenarbeit nutzte indem man vorspielte eine zivile Forschungseinrichtung zu sein.

    Ich gehe davon aus das dies auf dem Foto aber Robotron sind.


    Und ein weiteres interessantes Foto das ich gefunden habe zeigt NVA Soldaten.



    NVA Regiment ,,Friedrich Wolf " in Beelitz im heutigen Bundesland Brandenburg.


    Was mich besonders interessieren würde:


    Welche Computer in der DDR waren staatlich im Einsatz und gab es eine Art weit verbreitetes Standardsystem? Welche Software wurde verwendet? Und gibt es diese eventuell noch wo als Download für Emulation?

    Welchen Zwecken dienten sie?


    Ganz großes Kino wäre es auch wenn jemand selbst zu der Zeit mit staatlichen Systemen gearbeitet hat. (Notfalls auch gerne per PN)


    Das einige Systeme aus dem Westen importiert wurden ist mir bekannt, da würden mich natürlich auch Software und Verwendung interessieren.


    Was ich aber auch spannend finden würde. Gab es auch Computersysteme in der DDR die man aus Staaten der UDSSR bekam?


    Primär bin ich aber auf der Suche nach Systemen die real im Einsatz waren und nicht nur erforscht oder getestet wurden.

  • Post by 8R0TK4$T3N ().

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  • Was ich aber auch spannend finden würde. Gab es auch Computersysteme in der DDR die man aus Staaten der UDSSR bekam?

    Ziemlich sicher ja. Ich war gestern im Heinz Nixdorf Forum und da steht ein sowjetischer Großrechner herum. Ich vermute mal dass es ein Klon eines Westsystems ist. Hatte das Exponat nicht so genau angeschaut, kann daher nicht sagen, wie es hieß.

  • Und ein weiteres interessantes Foto das ich gefunden habe zeigt NVA Soldaten.



    NVA Regiment ,,Friedrich Wolf " in Beelitz im heutigen Bundesland Brandenburg.

    Auch witzig... Auf dem Bildschirm steht (u.a.) "ComputerKlub"... das waren doch Jungs/Mädels um die 18...? Gabs ne ComputerTechnik-Nachwuchs Förderung ?


    Stefan

  • JohannDark das erste Bild dürfte frühestens 1982 sein, vorher gab's den A5120 nicht. Der Rechner auf dem zweiten Bild sieht aus wie einer der selbstgebauten Rechner, wäre interessant herauszufinden, was das ist.


    Bei den Bürorechnern war an Software SCP (besser bekannt als CP/M), Redabas (aka dBase) und das umgelabelte Wordstar der Standard. Ne Multiplanabart gab's sicher auch. Aber nen Rechner in der Firma haben und diesen sinnvoll nutzen sind zwei paar Schuhe...


    Das dritte Bild zeigt einen KC87, die Tastatur ist so übel wie sie aussieht. Unsere Schule hatte so einen für die Computer AG. Das Basic ist passabel (verglichen mit C64 sogar Spitze) und Grafikzeichen a la Petscii gab's auch. Auf einem Rechner der KC-Serie dürften die meisten programmieren gelernt haben (außer sie hatten einen Westrechner).

  • Ach ja... Ich war damals auch bei einem Treffen der GST dabei, die hatten gerade ne Sparte für Computer gegründet. Nun ja, auf dem Treffen wurde geklärt, wer welches System hat und dann entsprechend untereinander die Adressen getauscht. Ich glaub nicht, dass das der vorgesehene Zweck der Sparte war, hatte aber für alle Beteiligten gepasst :D

  • Mein Buch "Von Robotron bis Poly-Play - Computer und Videospiele in der DDR" sollte viele Fragen beantworten; auch wenn die NVA darin leider sehr kurz kommt.


    http://www.spielepower.de/ddr.php <-


    Viele Erinnerungen finden sich im Forum von forum-ddr-grenze.de, das leider nicht mehr öffentlich zugänglich ist.


    Nützlich für Dich sein sollte die Ausgabe 4/2020 der Zeitschrift Gerbergasse 18 mit dem Schwerpunkt Computer, u.a. mit dem Artikel "Der Zentrale Datenspeicher des Ministerrats - Wie die DDR-Regierung die Computertechnik für hre Personalentscheidungen nutzen wollte". Alte Hefte kann man nachbestellen; das Magazin kostet nur 3,50 Euro:


    https://www.geschichtswerkstat…2-heft-97-ausgabe-iv-2020


    Ich war damals Teil der Computerszene der DDR, lernte BASIC und Assembler an Kleincomputern und hatte auch Zugriff zu den Bürocomputern, die in Betrieben standen. Unter anderem durch einen Ferienjob als Datenerfasser, durch ein Schulfach, das wie ein Praktikum in einem Betrieb zu absolvieren war, bei dem ich eine Aufgabe in Assembler löste, und nach dem Abitur durch ein praktisches Jahr in einer Computer-Abteilung, bei dem ich einen IBM-kompatiblen DDR-PC für mich allein hatte und auch Zugang zu einem DDR-Unix-Rechner. Meine Erinnerungen hatte ich für das LOAD-Magazin aufgeschrieben (PDF):


    https://www.classic-computing.de/2013-load-ausgabe-2/

  • Bei den Bürorechnern war an Software SCP (besser bekannt als CP/M), Redabas (aka dBase) und das umgelabelte Wordstar der Standard. Ne Multiplanabart gab's sicher auch. Aber nen Rechner in der Firma haben und diesen sinnvoll nutzen sind zwei paar Schuhe...

    Auch wenn man den SED-Parteigenossen in Führungspositionen in Sachen Technik nicht viel zugetraut hat, war ein gewisses Grundverständnis für die Notwendigkeit der Computertechnik durchaus vorhanden. Teilweise konnte man sogar von Aufgeschlossenheit sprechen. Ökonomisch waren Projekte wie der Megabit-Chip natürlich ökonomischer Selbstmord. Aber in Anbetracht unseres Kinderbuchautors, der derzeit (noch) Wirtschaftsminister spielen darf und unsere Wirtschaft total ruiniert hat, und Politbonzen, die wie beim Berliner Flughafen Projektleiter spielten und fröhlich Milliarden verbrannt haben, sollte man die verfehlte DDR Wirtschaftspolitik etwas wohlwollender betrachten.

    Die CP/M kompatiblen DDR Computer haben tatsächlich einen Nutzen in der DDR Wirtschaft und Verwaltung gebracht und waren nicht nur ein Prestigeprojekt von Erich Honecker. Wie das bei der Stasi war, weis ich nicht. Und bei der NVA dürfte die Computerisierung auch kaum eine Rolle gepielt haben.

  • "... sollte man die verfehlte DDR Wirtschaftspolitik etwas wohlwollender betrachten."


    Zumal allein Robotron (neben anderen Mikroelektronik-KonzernenKombinaten in der DDR) größer war als Atari, Commodore und Apple zusammen und durch Exporte in die halbe Welt Milliarden-Gewinne machte. Heute ist auf den Trümmern von Robotron, im Raum Dresden, das größte Halbleiter-Zentrum Europas entstanden.


    Und: Auch die Bundesrepublik plante eine Halbleiter-Offensive, um sich von IBM, vom Silicon Valley unabhängig(er) zu machen. Darüber hört man in solchen Diskussionen sehr wenig. Es läßt sich nicht mal ein westdeutscher Heimcomputer ausmachen.

  • Ein Bekannter von mir aus Dresden hat da ein bisschen Erfahrung in dem Gebiet. Ein Großteil der diskreten Elektronikbauteile kamen wohl von dort, ICs weiß ich jetzt nicht.


    8087 waren in der Konstruktion dort sehr gesucht, da hat sich Schmuggel gelohnt.