Wie im Thread zum Tuning-Board erwähnt, hätte ich gerne noch ein möglichst optimales "klassisches" C64-Mainboard. Also ein 250466er Board, mit dem man alle klassischen ICs benutzen kann, aber halt mit möglichst vielen Optionen, die man heutzutage früher oder später in einen C64 einbaut.
Das C64 Reloaded ist mir schon zu weit von den klassischen Boards entfernt. Das Tuning-Board von Matthias ist auf möglichst wenige Bauteile optimiert und hat dafür an einigen Stellen Kompromisse gemacht (große PLA, kein 9VAC am Userport, POTX/POTY am zweiten Controlport nicht voll unterstützt, TOD über 555).
Last but not least will ich für sowas gerne Zugriff auf einen vollständigen Schaltplan und das Layout haben, damit ich Details direkt dort nachsehen kann.
Nachdem es sowas anscheinend nicht gibt und es sonst keiner machen will (was mich eigentlich lieber gewesen wäre), habe ich beschlossen, mal selber damit anzufangen. Was nicht heißt, daß ich damit jemals fertig werde
Mein Ziel sind folgende Features:
- Basierend auf 250466er Board (NMOS-ICs, alte PLA, drei ROMs, zwei DRAM-ICs)
- 12V-Versorgung über einfachen Hohlstecker. 9V und 5V über Recom-DC/DC-Wandler (78xx), Wegfall der Hochspannung, der Sicherung und der großen Kondensatoren.
- Verpolungsschutz für 12V-Versorgung (PFET). Überspannungsschutz (Suppressordioden) für 9V, 12V und 5V.
- TOD-(Time of Day)-Schaltung mit 74HCT4060/74HCT193/74HCT74 und 4.9152MHz Quarz. Durch Jumper 50/60Hz (4915200/8192/5/2=60, 4915200/8192/6/2=50) auswählbar.
- Unterstützung für 27C512 EEPROMs und klassische ROMs (per Bestückungsoption oder Adapterplatine), ROM-Umschaltung per Jumper (wenn 27C512 bestückt).
- Bestückungsoptionen für HMOS-VIC und SID (Jumper für Versorgungsspannung).
- Integrierter Lumafix für VIC (invertierte Rückkopplung von AEC und Phi0 auf Luma, Chroma-Einstellung, experimentelle positive Phi0-Rückkopplung auf Chroma
- Luma-Pullup schaltbar (zusätzlicher 500Ohm-Pullup für HMOS-VIC).
- SID per Jumper konfigurierbar bezüglich CAP1/CAP2, 1k Pulldown, Digifix, Mono/Stereo (Pin 7 von AV-Buchse).
- Zweiter SID mit Adreßwahl (A5,A8: 0xD420, 0xD500, 0xD520 und 0xD$00 Dual Mono) per Jumper. Umschaltung Mono/Stereo am AV/Stecker per Jumper.
- 9V AC an Userport über H-Brücke aus 12V DC mit LC-Filter (TBD)
- Joystickportumschalter (mit fünf 74HCT4053) und verbesserter ESD-Schutz für die Control-Ports (derzeit 1N4148. TBD: Suppresordioden, Littlefuse SP720)
- Zusätzliche Diodenschutzschaltung für CASS Read (aus der Assy 250469)
- Interner Reset-Jumper (INTRST,EXTRST) mit Hard-Reset-Option (EXROM)
- Option, die Öffnungen des Modulators für Resetschalter, Kernalumschalter oder Joystickumschalter zu benutzen (TBD)
- interner IEC-Abgriff für SD2IEC usw. (TBD)
- Gut zugängliche Meßpunkte/Abgriffe für wichtige Frequenzen, Spannungen, Busse usw. (TBD)
- Header für optionale Mikrocontrollerplatine für Kernelumschaltung und/oder SID-Adresse (TBD)
- Abgriffe für Tastaturstecker und Controlports (CIA1 PA/PB) für eigene Mods (USB-Tastatur o.ä.) (TBD)
- SRAM-Bestückungsoption. Die DIP-Lösung würde aber viel Platz brauchen und es gibt bereits Ersatzschaltungen (TBD)
- Option: MOS 8701 durch PLL-Schaltung ersetzen. Vermutlich ist es da aber sinnvoller, da gleich einen steckbaren 8701-Ersatz mit ICS525 zu benutzen (TBD)
Der Status Quo ist, daß ich den Schaltplan bis auch die "TBD"-Themen und die diversen Abgriffe soweit fertig habe. Einiges ist aber noch mit der heißen Nadel gestrickt und es gibt sicher noch Fehler und Optimierungspotential.
Ich habe den Schaltplan aus dem "C64C Service Manual" übernommen und dort geändert, wo es für meine Ziele notwendig war. Die 74LS-ICs habe ich weitestgehend durch 74HCT-Versionen ersetzt. Ausnahme: SN7406N,für den es keinen entsprechenden HTC-Typen gibt (Open Collector). Die Namen und Numerierung der wichtigen ICs, Anschlüsse und Widerstandsnetzwerke habe ich beibehalten. Dort wo das originale Layout (Position/Abstände von Bauteilen) zwingend notwendig (Ports usw.) oder hilfreich für Mods (Modulator, ROM/RAM-Sockel) ist, werde ich versuchen, es weitestgehend beizubehalten. Zunächst mal werde ich mich an die Abmessungen des Longboards halten.
Für einige der Umschaltungen (Kernal, Joystick, SID2-Adresse) wäre eine Umschaltung per Tastatur (o.ä.) praktisch, aber dafür wäre es am sinnvollsten, einen Mikrocontroller zu verbauen. Ich werde diesen Teil als Mod-Option belassen. Es müßte reichen, die entsprechenden Pins (Spannungsversorgung, Steuerleitung und CIA-Leitungen) auf einen Mod-Connector zu legen. So richtig zu Ende gedacht habe ich das aber noch nicht. Um Leitungen zu sparen, die man quer übers Board routen muß, könnte es auch sinnvoll sein, für die Auswahl Kernal und SID-Adresse Demultiplexer/Counter zu verwenden. Ist aber alles noch offen.
Weil ich mit Eagle und KiCAD nichts anfangen kann, und seit ewigen Zeiten meine Privatprojekte mit DipTrace (https://diptrace.com/) mache, habe ich den Schaltplan mit DipTrace erzeugt und werde auch das Layout damit machen. Ich kann verstehen, daß das nicht allen gefallen wird, aber ich habe mir gerade nochmal KiCAD angeschaut und damit hätte ich dieses Projekt nie begonnen. Bei meiner Entscheidung für DipTrace gibt es also leider keine Diskussion.
Eine kostenlose Version ist bis 500 Pins erhältlich, aber das Board wird über 1000 Pins brauchen (Status Quo: etwas unter 1500). Es ist trotzdem möglich, den Schaltplan und das Layout mit der frei verfügbaren Version zu öffnen. Man kann dann aber keine Bauteile mehr einfügen und vermutlich auch nicht speichern/exportieren.
Den Schaltplan, das Layout usw. werde ich als unter einer "Creative Commons"-Lizenz frei zugänglich machen. Damit kann dann auch jeder eigene Optimierungen vornehmen usw. Ich werden das Board weder verkaufen noch sonst irgendwie versuchen, damit Geld einzunehmen. Ich werde aber auch keine Sammelbestellung machen oder Bausätze anbieten - falls es mal so weit kommen sollte.
Ich habe angehängt, was ich habe und würde mich über Feedback freuen.
Es wäre toll, wenn sich erfahrene Forumsmitglieder die Zeit nehmen könnten, den Schaltplan auf Fehler und Unsinn abzuklopfen.
Ich habe noch eine gezippte CAD-Datei (DXF) mit dem Umriß des Boards inklusive Bohrungen usw. angehängt. Auch da wäre es hilfreich, wenn mal jemand drüberguckt.