Vor ca. zwei Wochen wurde mein Altair-Duino aus den Staaten geliefert. Trotz Corona ist von der Bestellung bis zur Lieferung nur nur ein rekordverdächtiger halber Monat vergangen.
Der Altair-Duino (bzw. die Software, die er nutzt) ist eine zyklusgenaue Nachbildung des ursprünglichen Altair 8800. Das will heißen, dass die Intel 8080 CPU, ebenso wie einige der grundlegenden E/A Geräte (Laufwerke, serielle Schnittstellen usw.) emuliert wird, aber alles andere ECHTER Altair-Maschinencode und CP/M ist, der bzw. das vor mehr als 40 Jahren entwickelt wurde.
Ich habe mich für die Pro-Variante mit Acrylgehäuse und VT100 Emulator Kit entschieden. Das Kit kam sicher verpackt und vollständig bei mir an. Der Bausatz enthält sämtliche erforderlichen Komponenten, inklusive vorkonfiguriertem Arduino Due und gefüllter 128 MB Micro-SD Karte.
Die SD Karte enthält dabei
- 12 MITS Floppy Disk Images
- 6 Tarbell Floppy Disk Images
- 3 Cromemco Floppy Disk Images
- 4 Harddisk Images
mit unterschiedlichster Software (CP/M, ALTAIR DOS, ALTAIR Disk Basic, WordStar, Zork uvm.), sowie zwei oder drei Default Konfigurationen für den Simulator
Nach dem Sichten der wirklich guten, spiralgebundenen Anleitung, habe ich mich, als ungeübter Löter, an den Zusammenbau gewagt. Wenn man sich an die Anleitung (und die zusätzlichen Informationen hier) hält, dürfte der Zusammenbau beinahe für jedermann möglich sein. Ich habe für das Bestücken und verlöten der beiden Platinen (Front-Panel und VT100 Emulator) ca. 8 bis 10 Stunden benötigt und tatsächlich hat (glücklicherweise) auch alles auf Anhieb geklappt.
Das Acryl-Gehäuse ist perfekt gefertigt. Auch dort kann, wenn man sich an die Anleitung hält, eigentlich nichts schiefgehen. Leider ist die Verbindung der Teile mit Schrauben und Muttern der Ästhetik nicht sehr zuträglich. Trotzdem hat man am Ende einen ziemlich ansehnlichen Altair 8800 Nachbau auf dem Tisch.
Die Konfiguration des Emulators erfolgt über ein Bildschirmmenü (Einstellungen der verschiedenen seriellen Schnittstellen, RAM- und Prozessorkonfiguration usw.). Auch eine Verwaltung für Konfigurationen, gesicherte Memory Pages und Datenmitschnitte ist implementiert, ebenso wie ein rudimentärer Filemanager für die SD-Karte.
Das Anhängen von Floppy Disk- und Harddisk-Images erfolgt über Schaltereinstellungen am Front Panel. Das ist zunächst einmal durchaus gewöhnungsbedürftig, so wie der Umgang mit diesem emulierten Dinosaurier der persönlichen Computer überhaupt sehr gewöhnungsbedürftig ist. - Ist der Rechner doch nach dem Einschalten zunächst absolut nackig; kein Betriebssysten o.ä. stellt einem irgendeine Hilfestellung zur Verfügung.
Für das Laden von BASIC oder das Starten von Disk Images muss i.A. ein Bootloader über das Front Panel eingegeben werden. Der Emulator erleichtert einem dies, indem er Loader für Floppy und Harddisks, Spiele und auch BASIC oder Assembler (inkl. Beispielprogramme) mitliefert.
Man kann jedoch auch das Laden von 4k BASIC per Papertape mit 110 Baud simulieren. Leider (oder zum Glück?) ohne entsprechenden Soundtrack...
Zurzeit versuche ich, mit dem Rechner warm zu werden und die verschiedensten Dinge auszuprobieren. Wenn es (wie der Öfteren) an der einen oder anderen Stelle einmal hakt, gibt es eine sehr nette Community, die einem mit Rat und Tat zur Seite steht. Alles in Allem ist das Teil kein besonders günstiges Vergnügen mit durchaus limitiertem Wert, aber der Zugang, den man damit zur Urzeit des Personal Computings erhält, ist es mir durchaus wert.