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letzter Beitrag von Stefan Both am

Erfahrungsbericht 3D-Drucker Adventurer 3 v. FlashForge

  • Ich wollte Euch an meinen Erfahrungen mit dem 3D Drucker

    Adventurer 3 von FlashForge teilhaben lassen.


    Die "Vorgeschichte" habe ich ans Ende meines Beitrags gestellt.

    Sie hat ja nur bedingt mit dem Thread zu tun.


    Zweck der Anschaffung:

    Wie Alle, die unserem Hobby fröhnen, brauche ich für mich privat folgende

    3D Drucke: Cartrídges, Gehäuse für Zubehör z.B SD2IEC oder Raspberry, Tasten,

    Knöpfe, Steckerhüllen, Kipphebel usw. Mit anderen Worten der benötigte Bauraum ist nicht groß.

    120 x 120mm Bauraum war mir zu knapp, 300 x 300 mm sinnlos viel.


    Mein Neuer:

    Der Adventurer 3 von FlashForge ist ein >geschlossener< FFM/FDF Drucker mit einem

    Bauraum von 150x150x150mm. Er unterstützt vor Allem PLA, PETG und ABS - und alle Filamente

    die temperaturmäßig im Bereich 200 - 240°C liegen.

    Die Heizplatte kann bis 100°C aufgewärmt werden.

    Die Abmessungen des gesamten Druckers sind 390 x 340 x 410mm bei knapp 10Kg.

    Er passt astrein auf meine Arbeitsplatte, neben den Rechner.


    Eine STL Datei wird mit dem kostenlosen Slicer (fast eher ein Druckertreiber) FlashPrint

    geladen und zum Drucker geschickt. Er ist in der "Normal" Einstellung für den

    "blutigen Anfänger" geeignet. Der Profi schaut !zunächst! mit leerem Blick.

    Man kann die G-Code Datei über einen USB-Speicherstick zum Drucker tragen.

    Geiler ist allerdings die Möglichkeit, den Drucker über LAN - oder WLan zu

    beschicken. Der Drucker kann sogar einen HotSpot zur Verfügung stellen, in welchem man

    sich einloggen kann, wenn man(n) sein Netzwerk nicht nutzen kann/will.


    Für Schulen interessant ist, dass die SlicerSoftware mehrere Drucker im Netz verwalten kann.

    Die Namen der Drucker sind auch frei wählbar.


    Ziemlich versteckt gibt es eine Art "Profi-Einstellung" im Slicer. Er ist dann nach wie vor

    "anders" zu bedienen wie die bekannten Slic3r oder Cura - hat aber viele wirklich gute

    Einstellmöglichkeiten, mindestens für Fortgeschrittene. Unterschiedliche Profile können

    abgespeichert werden. (frei benennbar!)


    Die Bedienung am Drucker selbst erfolgt über einen Touchscreen. Die Menüstruktur ist

    überzeugend strukturiert und schlüssig. Die Sprache kann auch auf Deutsch gestellt

    werden. Wenn man mit Übersetzungsfehlern leben kann.

    automatic, manual -> Automatisch, Handbuch. Sonst aber gut gelungen.


    Wie bereits erwähnt ist der Drucker rundum geschlossen. Ich finde ihn schick!

    Die Druckgeräusche sind (auch dadaurch) EXTREM leise !!!

    Die Front-Türe ist mit einem magnetischen Verschuss versehen.

    Bei der Druckplatte ist FlashForge eigene Wege gegangen. Sie besteht aus einer dünnen

    Pertinax ähnlichen Platte, auf welche eine Dauerdruckfolie aufgeklebt ist.

    Diese lässt sich wie eine Art Schublage auf den Drucktisch "einschieben" - und auch

    entnehmen. (Hier ist man einen "nicht-magnetischen" Weg gegangen.)

    Sie ist "ähnlich" flexibel wie die Prusadruckplatte und darf / soll verbogen

    werden, um das Druckergebnis zu lösen. Die Haftung ist wirklich gut. Bei ABS bietet

    es sich an, Pritt-Stift als ! Trennmittel ! zu benutzen.


    Eine integrierte (abschaltbare) Beleuchtung mittels 2 LEDs am Druckkopf erleichtert

    nicht nur die Beobachtung des Bauraums, wenn man sich VOR dem Drucker befindet.

    Eine integrierte Kamera (640x480 Pixel) erlaubt die Beobachtung des Druckes sogar

    über Netzwerkstream. ([IP Adresse]:8080/?action=stream)

    Etwas geringe Auflösung - aber ausreichend.

    Apropos:

    Der USB Port und die Kamera teilen sich einen Hardware Port. Während der USB Port

    benutzt wird, geht die Kamera nicht - und umgekehrt.

    Nachteil? Nö.


    Der Drucker hat einen eingebauten Speicher von 8GB. Daten, die mittels Touchscreen

    (MIT VORSCHAUBILD !) auf dem USB Stick ausgewählt werden, kopiert er auf diesen Speicher.

    der Stick kann binnen Sekunden wieder abgezogen werden. Dadurch ist die Kamera wieder nutzbar.


    Auch bei einem Druck über (W)Lan braucht der Computer während des Drucks nicht

    eingeschaltet bleiben. Alle gesendeten oder kopierten Drucke sind vom internen

    Speicher auch später noch abrufbar. (Ich hab ihn noch lange nicht voll. Keine

    Ahnung, was dann passiert)


    Beim Druckkopf/Extruder hat man ebenfalls etwas "eigenes" entwickelt.

    Er lässt sich mit einem Griff entnehmen und austauschen. Ein Ersatzextruder,

    (eine Einheit von Heizpatrone, Temperatursensor und 0.4er Düse) ist mit etwa

    25 Euro nicht sooo schrecklich teuer.


    Wo ich gerade vom Extruder spreche. So ein Bowdenextruder hat seine Nachteile.

    Ich habe es noch nicht geschafft, eine Überextrusion an den Ecken zu vermeiden.

    Wenn man einen Prusa(Direkt)extruder gewöhnt ist, ein ärgerlicher Nachteil.

    Laut verschiedener 3D Druck Foren lässt sich das in den Griff bekommen. Da ich

    aber bisher nur Direktextruder kannte, bin ich noch nicht so weit.


    Damit es nicht falsch rüber kommt: Die Drucke (auch ein Benchy!) sind schon echt gut.

    Wenn man aber eine Mercedesklasse gewohnt ist, erkennt man die 50% Preisdifferenz.


    Wo wir gerade bei Nachteilen sind:

    Geschlossenes System heißt beim Adventurer auch, dass die FilamentSpule in das

    Gehäuse / auf den Spulenhalter passen muss. Wenn man bei FlashForge kauft kein Problem...

    Zum Glück sind die 1Kg Spulen nicht nennenswert teurer als auf "dem freien Markt".

    Es gibt bei Thingiverse bereits Upgrades zum Selberdrucken, die dieses Problem umgehen.

    Die Seiten(abdeck)klappe hat dann ein Loch an der passenden Stelle, so dass Filament

    von Ausserhalb eingeführt werden kann.



    Vorgeschichte:

    Ich drucke seit 2 Jahren mit firmeneigenen 3D Druckern.

    Meistens Gehäuse, Halter für alles Mögliche oder Ersatzteile.


    Der erste Drucker war ein Prusa i3 MK3 mit Filament-Wechsler MMU2.

    Bisher habe ich keinen Drucker kennen gelernt, der Out of the Box

    so genial und fehlerarm druckt. Wenn jemand knapp 900 Euro investieren will

    (mit Allem Tüddel um loszulegen) kann er hier und jetzt aufhören zu lesen. (Kommen noch 299€ für ie MMU2 dazu).


    Eine weitere (Fehl)anschaffung war ein einfacher FLSun Cube, den wir mit

    allem Möglichen nachgerüstet haben - auch einem magnetischen Druckbett.

    Ich habe jetzt meinen Frieden mit der Kiste geschlossen. Mit der 0.6er

    Düse druckt er größere Gehäuse 350/350/340mm recht flott - und optisch

    ausreichend gut, dass einem nicht schlecht wird - und der Zweck erfüllt wird.

    Der größte Vorteil dieses Kaufs war - wir haben viel gelernt...


    Ich darf in gewissem Maße private Drucke bei der Arbeit ausführen. Aber...

    Wenn ich Zeit habe, heißt das Urlaub, dann bin ich nicht im Betrieb - oder

    - der/die Firmendrucker sind tagelang beschäftigt, wenn ich sie brauchen würde.


    Fazit:

    Ich hoffe, dass ich dem Ein oder Anderen mit meinem Erfahrungsbericht

    helfen konnte.

    Drucker, Ersatzdruckplatte + Folie sowie Ersatzextruder habe ich für

    404 Euro bekommen.

    Bisher bin ich davon überzeugt, die richtige Wahl für

    mich getroffen zu haben.



    Grüße


    Stefan

  • update bzw. vergessen zu erwähnen:


    Es ist mir bisher nicht gelungen die üblichen Slicer

    "Slic3er, Prusa Slicer, Cura" für den FlashForge Drucker einzurichten.

    Auch im Netz sieht es eher schlecht aus, mit "Treffern".

    Jedoch kann die kostenpflichtige Software Simplify 3d benutzt werden.

    Sie wird auch auf der Homepage von FlashForge angeboten.


    Stefan

  • Ich habe mir auch vor kurzem meinen ersten 3D-Drucker gegönnt, habe mir aber gedacht wer billig kauft, kauft zweimal. Meiner
    ist daher der FlashForge Guider IIs V2020 geworden mit einem eingebauten Hochtemperatur-Hotend und entprechenden Extruder bis 300°
    für alle bekannten Filamente, Heizplatte bis 120°. Auf Rumgebastel und den damit verbunden Ärger bei Druckern der Preisklasse von 170-400€ kann ich verzichten .
    Testen werde ich ihn aber erst zwischen den Jahren, und dann werde ich nochmal auf diesen Thread zurückkommen und meinen Erfahrungsbericht hier
    hinterlassen .

  • Ich habe einen recht aktuellen Testbericht von

    STIFTUNG WARENTEST gefunden.

    [Externes Medium: https://youtu.be/k5U-2ZNsIIM]

    Es wird unter anderem der Adventurer 3 getestet.


    Wären meine Druckgebnisse auch nur annähernd so schlecht gewesen, ich hätte mich nicht getraut ihn zu empfehlen.


    Der/Die Tester haben nicht einmal die Schnellstartanleitung gelesen (5Blatt). :redcard:

    Zum Vergleich mein Benchy im Anhang.

    Ohne Brim gedruckt. Zum Zeitpunkt des Knipsens noch nicht von der Platte genommen.


    Stefan

  • O.K. Ich bin das Filament betreffend weitergekommen. Ich erachte das Ergebnis meiner Nachforschung

    zur Zeit noch als Nachteil.


    Wenn man sich die Beschreibung auf der FlashForge-Deutschland Seite durchliest, steht

    da ziemlich klar und verständlich, dass in den Drucker nur 500gr Rollen passen. Es werden

    auch 1kg Rollen verkauft, die mit dem Adventurer 3 funktionieren, jedoch mit der Anmerkung,

    dass diese dann auf einem externen Abwickler positioniert werden müssen.


    Ich bin auf der Suche nach einer finanziell wie physikalisch passenden Lösung und habe mir

    heute bei "Azamon" ein PLA der Marke ICE Filaments bestellt.


    Es ist eine 750gr Rolle, die mit etwas Glück in das Spulenbehältnis des Druckers passen könnte.

    Der Preis läge dann (!bereits auf 1Kg hochgerechnet!) bei etwa 22 Euro.

    Bei derzeitigen Filamentpreisen von rund 20 Euro pro Kilo-Spule wäre das für mich akzeptabel -

    wenn denn das Druckergebnis stimmt.


    Ich gebe Bescheid wenn ich genaueres weiß.


    Stefan

  • Nachdem ich noch weitere Reviews gesehen / Erfahrungsberichte gelesen habe, erschlossen sich mir

    folgende weitere Erkenntnisse, den Drucker betreffend:


    Bed Leveling:

    Es ist entweder eine neues Feature aufgrund aktualisierter Firmware, oder es war schon immer da und

    die Tester haben es nicht gefunden. Ein 3x3 Punkt BedLeveling, unter Settings zu erreichen.


    Wie schon beim Bed Leveling für die Inbetriebnahme, nimmt man einen möglichst dünnen Papierstreifen

    und legt ihn zwischen Spitze und Bed. Mit den Pfeiltasten auf dem Touchscreen fährt man die Extr.Spitze

    nun auf "Kontakt" mit dem Heizbett und speichert das Ergebnis ab.

    Nur dass es bei diesem 9 Punkte Leveling (wer hätte es gedacht?) insgesamt 9x auf einem 3 x 3Punkte

    verteiltem Raster gemacht werden muss.

    Nach dem Abspeichern der Werte gleicht der Drucker die leichten Unterschiede der Betthöhe aus, wenn

    die Option aktiviert ist . (bei mir waren es von Min nach Max weniger als 0,2mm )


    Clocking / Extruderspitze:

    Ich scheine Glück zu haben. Irgendwann seit diesem Jahr werden die Drucker mit einer überarbeiteten

    Version der Heizspitze ausgeliefert. Es scheint hier Verbesserungen bezüglich der "Nichtverstopfung"

    gegeben zu haben. Der Drucker soll angeblich weit unkomplizierter mit (räusper) günstigen Filamenten sein.


    Benchy Test:

    Ich hab noch von dem mitgelieferten Test-Filament auf der Rolle. Einer der Tester sprach von einer

    "verrückt hohen Auflösung" welche mit dem Drucker erreicht werden könne...:gruebel


    Also hab ich Benchy mal mit 0.1er Layerhöhe gedruckt...


    Das Modell ist nicht nachbearbeitet. Es gab exakt 2 "Fäden" (Stringing)
    Die Oberfläche sieht wirklich klasse aus. Für meine Zwecke passt das

    bei Weitem.


    Stefan

  • Die 750 gr Filamentrollen von "ICE Filaments" passen nicht in den Drucker. Schade.

    Die hauseigene Marke auf der 1Kg Spule ist

    noch nicht angekommen.

    Die empfohlene Abrollvorrichtung (Thingiverse)

    klappt problemlos .


    Wenn ich wieder auf Arbeit bin, versuche ich eine andere Seitenabdeckung zu drucken.

    Da 'könnte' dann ne große Rolle draufpassen.

    Schauen wir mal.


    Stefan

  • Die FlashForge 1kg Spulen sind da.

    Und sie passen nicht.

    Nicht mal im Aussendurchmesser.


    Gut, kein größeres Problem. Den Spulenabroller

    von Thingiverse kann man ja bereits im Bild weiter oben erkennen. Eine entsprechende Seitenwand gibt es ebenfalls dort. (Ich zeichne lieber meine eigene).

    Trotzdem ärgert es mich ein wenig. Da werd ich noch mal weiter tüfteln - und weitere Hersteller austesten.


    Eine andere Möglichkeit wäre das Umspulen von großer auf kleine Rolle. Die Rollen gibt es auch als Datei bei Thingiverse. Etwas umständlich. Möglicherweise wird es aber sinnvoller, wenn man angebrochene Rollen umwickelt...


    Meine bisherigen (Druck)Erfahrungen sind ansonsten gut! Gibt nix zu Meckern.


    Ich halte euch auf dem Laufenden!


    Stefan

  • Noch eine negative Erfahrung für die Interessierten unter Euch...


    Nachdem ich gestern erfolgreich ABS gedruckt habe ( nix schnelles wie zu Anfang, sondern 8 Std.)

    Bekomme ich heute Probleme mit dem Bed Leveling. Die Druckplatte ist bei weitem nicht mehr so 'plan', wie VOR der ABS Tortur.

    Nach mehreren Versuchen funktioniert es jetzt.

    aber auch nur, weil ich einen Streifen Papier zwischen Druckplatte und Halterung geklemmt habe.


    Die Tage vorher (annähernd 24 Std./Tag) habe ich mit 50°C Bed Temperatur PLA gedruckt. Allen möglichen Tüddel - ohne Schwierigkeiten.


    Die 100° Bedtemperatur für ABS scheint die Bauplatte nicht zu mögen.


    Stefan

  • Das dünne Blech wird sich doch verbiegen/wellen sobald das ABS (muss es ja) shrinkt, oder nicht?

    Tut das Blech von Prusa doch auch nicht? :gruebel

    also ein 0.4 ... 0.6 ... 0.8 mm Federstahlblech

    wellt sich nicht einfach so - wenn es "schwimmend" verlegt wird.

    Beim Prusa haftet es magnetisch am Heizbett,

    der Flashforge hat so ne Art "Rahmen" rundrum, in welchen man die Bauplatte einschiebt. Die Heizplatte drückt flächig von unten mit Federkraft dagegen. Da ist umlaufend noch 1/2 mm Platz.

    Sollte auch gehen.


    Stefan