Mein Jahr mit dem Commodore 64 war ein sehr intensives und dürfte inflationsbereinigt heute sicher fünf Jahren entsprechen.
1984 lag der Zauber zugunde, das Videospiele für mich recht neu waren. Sicher haben wir in der Schule schon zuvor an den Rechneren spielen können, allerdings war die Zeit doch immer begrenzt. Auch einige meiner Schulkameraden hatten schon vor mir Rechner, Andi hatte sogar einen 2600er UND ein Collecovision - erstmals selbst so eine Kiste zuhause zu haben war jedoch schon etwas besonderes.
Gemeinsam mit meinem Freund Steffen traf ich die Entscheidung, das vom Konfirmationsgeld ein C64 angeschafft werden sollte. Sparen wollte ich das Geld nicht und eine Stereoanlage brauchte ich nicht, hatte ich doch ein Jaht zuvor die alte Grundig Kompaktanlage meines Bruders zu Weihnachten bekommen.
Duran Duran und Cyndi Lauper waren als Hintergrundmusik also sicher.
Im Vorfeld hatte ich mir schon einiges an Peripherie angeschaft: Erst ein Quickshot2, dann einen Competition Pro. Noch ohne Micro, der kam erst später auf den Markt.
Selbstverständlich besaß ich schon eine ordentliche Software Bibliothek, die Zeit in der Computer AG hatten wir dazu genutzt zahlreiche Tapes zu füllen.
Ein wenig schwankte ich vor dem Kauf schon noch für welchen Rechner ich mich entscheiden wolle - es gab in meinem Bekanntenkreis jedoch niemanden, der einen anderen Computer besaß.
Datasette und Cevi kosteten rund 650 Mark, ein Ludwigsburger Elektronikfachmarkt bescherte mir beides.
Ich erinnere mich noch gut, wie ich das Ding am heimischen Farbfernseher mit 56cm Bildschirmdiagonale angeschlossen habe. Als ich am Hunchback spielen war, gesellte sich sogar mein älterer Bruder zu mir.
Heute merke ich, das der Kauf zum damaligen Zeitpunkt einen großen Unterschied machte: Meine Kumpels, die sich zum Kauf eines Mofas entschieden haben erst viel später und auch eher unter Zwang einen Rechner gekauft. Sie taten sich natürlich auch entsprechend schwerer die umständlichen DOS- oder Windows-Kisten zu bedienen.
Der Wunsch nach einem eigenen Monitor, den ich unabhängig von Nachrichten und Primetimefilmen nutzen konnte bescherte mir eine gebrauchte 37cm SABA Röhre meines Vetters. In Orange.
100 Mark waren mir die Freiheit wert, verdiente ich ja auch schon erstes Geld bei Ferienjobs in der Gärtnerei meines Onkels
Und dieses Geld habe ich gleich in Software umgesetzt. Obwohl es ein reiches Angebot an Sicherungskopien gab, hab ich fleißig den Dealer in Marbach unterstützt. Der Fahrradhändler Rothfuss hatte einem seiner Sähne eine Ecke im Fahrradladen freigeräumt, in dem dieser drei, vier veschiedene Rechner aufgestellt hatte, Hardware und eben auch Speile verkaufte.
Der CPC 646 stand da und wir tippten uns lustig GO64 Befehle auf dem 128er zu. Da meine Datasette auch viele Originalspiele nicht lud, besorgte mir der junge Rothfuss ein Modell eines Altenativherstellers das alles lesen konnte. Als Dealer hilft man dem Junkie, ist doch Ehrensache.
Ich erinnere mich noch an meine ersten Originalspiele. 30 bis 50 Mark waren viel Geld, Ghostbuster war es mir jedenfalls wert schon vor dem Kauf meines Rechneres für kommende Zockerabende gewappnet zu sein. Als großer Beatles und Paul McCartney Fan leistete ich mir auch das schrottige "Give My Regards To Broadstreet" mit ewig dudelnder "Band On The Run" Hintergrundmucke. Das gab es allerdings nur bei Karstadt in Ludwigsbur zu holen . dem Mekka der pubertiernden angehenden IT Spezialisten.
Für noch ausgefallenere Spiele oder Neuheiten edeckte ich den Versandhandel. Das war ein schwieriges Unterfangen, sollte doch meine Mutter nichts von den Summen erfahren dürfen, die der heimische Postbote als Nachnahme von mir forderte. Irgendwie gelang es mir ihn jedoch immer abzupassen. So gelang Archon, Racing Destruction Set und eben auch Elite in meinen Besitz. Alles als Casettenversionen natürlich.
Mit den Kumpels wurde jetzt am Nachnmittag nicht mehr nur die Bravo gelesen oder Musikgehört sonder zunehmen Pitstop und Bruce Lee gespielt. Der Rechner war auch Klassen- und Jahrgänge übergreifend - ich lernte viele Gleichgesinnte kennen, mein Bekanntenkreis erweiterte sich enorm.
Für eine 1541 hatte es nie gereicht. Einmal hatte ich das Geld zusammen und schon beim Flachsmann angerufen um das Gerät reservieren zu lassen. Die 650 Mark habe ich dann in ein weinrotes Staiger Sprinter mit 12 Gang Schaltung angelegt. Mobilität ist wichtig, auch um Handelspartner besuchen zu können.
Mit zunehmendem Handelserfolg bei Elite verschlechterten sich jedoch auch meine Schulnoten - das fiel mir noch vor meinen Eltern auf. Ich wußte, das ich datteln und lernen nicht vereinen konnte.
300 Mark bekam ich für meinen C64 im Originalkarton vom Secondhandladen in der Böblinger Straße. 300 Mark, die ich am Tag darauf gleich wieder investieren sollte.
Commander Jameson meldet sich ab.
Aber diese Geschichte kennt Ihr ja bereits...