Unter diesem Titel war dieses schicke Gerätchen Ende Mai bei allen Newsplattformen zu finden und nun habe ich auch einen, nachdem die anfänglichen ca. 20 Stück in ein paar Minuten ausverkauft waren.
Es handelt sich dabei um einen Ableger des XT-IDE-CF-Projekts. Unter diesem Namen gibt es seit ca. 10 Jahren einen XT-Nachbau auf kleiner Platine in FPGA-Technik und mit CF-Laufwerk.
Das Ganze zusammen mit einem 6845 und CGA-Farb-Eprom ergibt unter der Verwendung von irgendeinem Handydisplay und einer (ehemaligen) Bluetooth-Tastatur diesen kleinen Palmtop. Das Besondere an der Architektur ist, dass neben dem FPGA-Gedöns eine originale V20 und ein originaler 6845 aus ausgeschlachtetem Elektroschrott Verwendung finden. Schick angeordnet zum Betrachten und Austauschen unter separaten Abdeckklappen im Gehäuse. Das ist auch kein Fake, ohne die ICs funktioniert das nicht. 
Im Netz beschweren sich einige über das Diplay, aber die Kids hatten wahrscheinlich nie einen Farbnotebook um 1992 herum. Blasse Farben, die schwarzen Balken oben und unten im Textmodus, etwas dunkel, das ist eben alles original CGA. Auch das berüchtigte CGA-Flickern ist dabei (klar, der 6845 *ggg*)
Auf der mitgelieferten gebrauchten CF-Karte ist etwas Software drauf, aber das ist alles nicht zu gebrauchen. Meist irgendwelche Demos, die nur im protected mode laufen und das Windows ist ohne Maus auch nutzlos.
Es gibt einen Treiber für den ISA-USB-Adapter, der funktioniert aber nicht (es friert nur der Rechner ein). Man sollte unbedingt den c375v88.sys vom Freddy V0.22 driver set benutzen, eingebaut ist ja ein ganz normaler c375-IDE-USB-Adapter.
Ich habe mir also mal eine kleine 4GB-CF-Karte aus der Grabbelkiste hier in meinem 486er Werkstattrechner mit einer 500MB-Partition zum booten und noch zwei etwas größeren eingerichtet. Mit DOS6.2 funktioniert das einwandfrei, bei DOS5 oder älter friert der Rechner immer beim booten ein. Hängt wahrscheinlich mit der FPGA-Architektur zusammen.
Ebenso sollte die Partition zum booten genau 512MB haben. Ich hab erstmal mit alten CF-Karten mit 16MB und 32MB experimentiert, die werden schon "als Karte" vom BIOS gar nicht erkannt, zumindest nicht vom original- BIOS. Damit scheidet meine Idee leider aus, mir mal einen CP/M-86-Palmtop zu basteln.
Inzwischen habe ich das Book8088-BIOS von Sergey Kiselev gebrannt und eingesetzt. Sergey war so nett, sich nicht weiter über den Copyright-Verstoss der Chinesen aufzuregen, sondern er hat sogar eine optimierte Version seines CF-XT-Bios speziell für den Book8088 zur Verfügung gestellt (ok, er hat damals vor 10 Jahren zu Projektbeginn wahrscheinlich auch nicht bei IBM angefragt...
) Hier gibt's noch andere schicke Sachen von ihm: https://github.com/skiselev
Den Eprom gibt es einmal für V20 und einmal für 8088, man braucht auch jeweils die richtige Version. Lohnt sich auf jeden Fall.
Das Kistchen ist recht schnell, mein guter alter (seit 1988) Norton SI sagt 2.0 mit der V20 CPU und optimiertem BIOS. Mit einem echten 8088 ist es wie erwartet 1.0
Vom allgemeinen Gefühl bei der Benutzung allerdings fühlt er sich an wie ein AT. Das haben auch einige Puristen kritisiert, liegt aber wohl an dem FPGA-CFcard-Aufbau.
Als Bonus gibt es noch einen ISA-Extender, in dem man seine 8bit-Karten verwenden kann. Ich hab da auf die Schnelle mal eine XT-Epanderkarte rein gesteckt und mit einer Maus probiert. Auch die Kiselev-Eproms habe ich mir in einem ISA-Brenner mit diesem Rechner gebrannt.
Insgesamt fühlt sich das Gerät solide an, die Lötstellen sehen gut aus und die Scharniere sitzen stramm. Schick sind die Abdeckungen für die beiden historischen ICs, da suche ich schon V20 und 6845 im edel-Keramik-Gehäuse
Schwachpunkt wird der ISA-Extender sein. Der ist nur durch so ein internes ribbon cable angesteckt. Diese Pfostensteckverbinder sind für so ca. 10 Betätigungen ausgelegt, mehr nicht.
Cool ist auch der Einschalter: Kein Softswitch sondern ein richtiger Einraster.
Ach ja: eine OPL-Soundkarte ist auch verbaut, aber da hab ich noch nichts mit probiert. Ist wohl etwas frickeliger einzurichten als original SB16 oder sowas.
Das einzige, das mir fehlt, ist eine Echtzeituhr (das hätte jetzt bei dem FPGA-Board noch drin sein müssen, zumal das im originalen XT-IDE-Projekt auch drin ist) und eine RS232 (braucht man immer für alte Rechner!)
Hoffentlich verkauft der unbekannte Hersteller in China genug davon, dass es mal eine neue Version gibt, da wäre ich auch dabei.