Und als jemand der sich in den 90er/ frühen 00er Jahren - wenn auch mit sehr sehr mäßigem Erfolg - mal als Filmemacher austobte, ist dieses Indizierungs/Beschlagnahmungs/ "Freiwillige" (*hust) Selbstkontrolle, tatsächlich eine gut versteckte Zensur, die eine unabhängige Filmszene hierzulande nahezu unmöglich macht.
Eine unabhängige Szene könnte sich doch auch an gewaltfreien Filmen versuchen. Konflikte lassen sich auch anders lösen. Da ist dann halt die Fantasie gefragt.
Wie würde zum Beispiel ein Film aussehen, der konsequent aus Opfersicht gedreht wurde? Die Kamera also nie die Auswirkungen der Gewalt zeigt. Was man nicht sieht, aber ahnt, ist doch Horror pur.
Und exakt da beginnt Zensur. Aber dem Moment wo man sich im Hinterkopf halten muss ob man was zeigen darf um nicht von Staatsorganen zerrieben zu werden, ist es nicht mehr möglich etwas eigenes zu schaffen.
Hinzu kam seinerzeit aber auch dass Problem, das die Filme von der Freiwilligen Selbstkontrolle geprüft werden mussten. Andernfalls wäre es nicht möglich gewesen seine Filme überhaupt in den Handel zu bringen. Und das hat sich die FSK auch gut bezahlen lassen.
Das sind Beträge, welche von großen Filmlabels vermutlich aus der Portokasse gezahlt wurden. Zumal diese auch meist bessere Anwälte hatten und ggf. auch verhandeln konnten. So lief beispielsweise Tim Burtons "Sleepy Hollow" mit einer FSK12 im Kino. Ich mag den Film, aber das war eine Altersfreigabe, die ich bereits damals recht fraglich fand. Aber Paramount - oder Constantin Film, die haben den hier vertrieben - haben halt mehr Geld für Anwälte und vermutlich generell mehr Einfluß.
Jaa, es gab kleinere DVD-Labels die haben ihre Sachen nie prüfen lassen und diese über kleine Mailorder oder Börsen vertrieben. Und auch da kam eine gerichtliche Androhung eines Berufsverbotes nur selten vor. Klar; die gab es, aber das war eher selten.
Aber die kamen meist damit durch, weil die Filme einfach zuu Special Interest waren und somit unterm Radar flogen. (Gut, das hatte meist auch qualitative Gründe)
Aber dennoch war die FSK immer eine juristische Absicherung. Natürlich konnten die Filme trotzdem auf dem Index landen, oder sogar beschlagnnahmt werden. Aber Dank der FSK Prüfung, wurde zumindest keine Boshaftigkeit unterstellt, so dass die Strafen eher milde ausfielen. Ansonsten waren Hausdurchsuchungen, die komplette Vernichtung des Filmmateriales, sowie ein langfristiger Prozeß keine Seltenheit.
Natürlich wurde niemand gezwungen seine Filme der FSK vorzulegen. Aber es wäre doch sicher Schade, wenn so einem kleinem Label irgendein Staatsanwalt Schaden zufügen und deine Existenz zerstören würde. Wenn man ein Ladenlokal hat und plötzlich ein paar nette Menschen herein kommen und für eine bescheidene Umsatzbeteiligung ihren Schutz anbieten, weiß man für gewöhnlich auch, dass sich diese nicht als Dienstleister anbieten.
Es hat seinen Grund warum Deutschland im internationalem Vergleich im popkulturellem Bereich einfach keine Rolle spielt. Entweder wird halt das realisiert, was Filmförderungen oder andere staatliche Institutionen wollen, oder es wird gar nicht gedreht.
Das ist durch das Internet heute etwas besser geworden, weil man nicht mehr auf die klassischen physischen Datenträger angewiesen ist und seinen Kram direkt auf den üblichen Videoportalen anbietet. Aber auch da gab es in Vergangenheit ja Bemühungen dieses zu unterbinden.