Big Block Bonanza - C128 Netzteil mit C64-Stecker
Ein Reparaturbericht
Vorbemerkungen
Das Projekt wartet schon eine Weile auf Fertigstellung. Das Netzteil war typischer Beifang in einer größeren Sammlung und gehörte vielleicht zu einer REU, kann aber auch einfach ein umgebautes C128-Netzteil sein. Es hat einen C64-Stecker und keinerlei Beschriftung. Vielleicht fehlt bloß der Aufkleber. Es war noch ein anderes Netzteil dieser Art dabei, das ich aber nicht mehr habe.
Jedenfalls sah es nach einer kurzen Nummer aus, weshalb ich gar nicht an eine Dokumentation gedacht hatte und die ersten Schritte deswegen nur nacherzähle.
Wie besser nicht
Da das Netzteil äußerlich unversehrt und auch der Rest der Sammlung bis auf eine etwa 20 Jahre alte Staubschicht (trocken, aber leider offen in der Scheune gelagert) in gutem Erhaltungszustand war, hab ich es einfach mal riskiert und den Netzstecker in die Steckdose gesteckt. Gleich Live-Test ohne viel Gewese.
Ich rate dringend davon ab!
Unbekannte Geräte bzw. Geräte mit unbekanntem Zustand einfach so ans Netz anschließen ist mindestens leichtsinnig. Zumal ich sowieso noch kontrolliert hätte, ob innen alles koscher ist, war das wieder reine Faulheit und Ungeduld. Besonders bei Netzteilen keine gute Kombination!
Es ging zum Glück alles gut. Sicherungsautomat und FI rührten sich nicht. Allerdings konnte ich durch die Lüftungsschlitze des Netzteils was blitzen sehen. Da weder ein Brummen des Trafos zu hören, noch irgendwas am Stecker zu messen war, wird das wohl eine Sicherung, sehr wahrscheinlich die primärseitige gewesen sein, die sich da verabschiedet hat.
Also auf damit! Vorher natürlich den Netzstecker wieder ziehen!!
Innere Abteilung
Auf den ersten Blick war zu erkennen, dass ich nicht der erste Interessent bin. Bevor ich die Primärsicherung überhaupt ausgemacht hatte, fiel mir ein Stück Kaugummipapier auf (vermutlich Wrigley's), mit dem eine andere Sicherung überbrückt wurde. Stark!
Ansonsten ist es ein recht übersichtliches Design, um nicht zu sagen: grobschlächtig, jedenfalls ohne fitzelige SMD-Teile. Genau mein Fall.
Ein Schaltplan lag auch schon bereit. Googlesuche nach "C128 Netzteil" (in allen mir geläufigen Sprachen) bringt, abgesehen von den internen für die Desktops, mehrere Varianten zum Vorschein. Die wesentlichen Unterschiede bestehen in der Erzeugung der 5V Gleichspannung. Da es sich ja um ein Netzteil für die Versorgung eines C64 handelt und auch für diesen Zweck weiterverwendet werden soll, entfallen immerhin die Varianten, die noch zusätzliche 12 Volt anbieten. Das Service Manual zum C128 enthält leider "nur" den Computer und gerade nicht das externe Netzteil.
Auf den ersten Blick entspricht das vorliegende Netzteil dem Schaltplan der mit "POWER SUPPLY, EXTERNAL C 128" beschriftet ist und von den ISMET-Werken in Schwenningen stammt. Ähnlich, um nicht zu sagen fast identisch ist der Plan "POWER SUPPLY SCHEMATIC", der offenbar ein Mitsumi Netzteil mit der Nr. "PN-252449-01" zeigt.
(auch bei den üblichen Verdächtigen, wie Zimmers und Ray Carlsen usw. zu finden)
Der Gum-Paper-Fire-Hazard war demnach F2, die Sekundärsicherung für die 9V-Wechselspannung. Das ist laut Aufdruck auf der Platine eine mit 1.5 A und die war schnell ersetzt. Die Primärsicherung F1 war wie vermutet und auch gut sichtbar der Grund für den Lichtblitz. Auch dafür hatte ich Ersatz im Fundus.
Nun folgte eine weitere nicht nachvollziehbare Handlung meinerseits: Nach dem Ersetzen der beiden Sicherungen war meine erste, beste - einzige - Idee, den Netzstecker in die Steckdose zu stecken. Warum?
Wenig überraschend: noch ein Blitz, F1 war wieder durch. Sauber!
Wenn die Sicherung fliegt, ist was nicht in Ordnung. Das ist eigentlich logisch. Ich habe ja aber nur die Sicherung ersetzt, nichts weiter gemacht. Generationen von Lehrmeistern stöhnen auf...
Nun wusste ich aus Erfahrung und, weil das mein erstes NT dieser Art war, auch aus erster kurzer Recherche, dass gern mal die großen Elkos austrocknen, lecken, jedenfalls Ärger machen. Quasi die µT-RAMs bei den Netzteilen. Ist bei dem Alter nicht überaschend, warm wird es da drin unter Volllast sicher auch und gerade die hohen Kapazitäten sind nicht für die Ewigkeit gemacht.
Die zwei großen Jungs (C4 mit 2200µ und C9 mit 4700µ) waren schnell raus und genauso schnell mit neuen 105°C-Typen gleicher Kapazität ersetzt. Die alten habe ich leider nicht mehr, kann damit also keine Tests mehr anstellen oder auch nur sagen, was es für Typen waren. Sie hatten ein anderes Rastermaß, soviel weiß ich noch. Die Platine ist aber für unterschiedliche Typen gemacht.
Egal, easy fix, Stecker rein - zack und Sicherung Nr.3 war hinüber.
Das war der Moment, wo ich damals das Ganze erstmal beiseite gelegt habe. Erstens hatte ich außer den Kondensatoren keine weiteren spontanen Ideen und war mir auch gar nicht so sicher, ob der Schaltplan tatsächlich passt. Zweitens, und das war entscheidend, hatte ich keine passenden Sicherungen für F1 mehr. Und auch kein Kaugummi-Papier.
Ich habe das Teil so gut weggepackt, dass es mir nicht ständig im Weg ist. Damit war es allerdings auch aus dem sprichwörtlichen Sinn. Bis jetzt.