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letzter Beitrag von c64user am

240p/288p->was passiert im TFT eigentlich intern

  • Hallo,


    ich wundere mich gerade über eine Sache, über die ich bisher nie nachgedacht habe:
    Der C64 und andere Konsolen geben ja ein 240p/288p Signal aus; also 2xx zeilen non-interlaced mit Scanlines.


    Die Sanlines sind nach meinem Verständnis die Zeilen, die der Elektonenstrahl überspringt. Was bedeutet, dass diese dazu beitragen, das Bild auf 4:3 zu skalieren. Würde man sie nicht zeichnen (können), würde ja nur ein 4:1¹/² Bild entstehen.


    Nun arbeitet ein TFT ja anders und kann deshalb auch kein IFLI (wobei Deus Ex Machina auf meinem TFT trotzdem relativ gut aussieht aber halt ohne Flimmern).


    Da auf dem TFT also keine Scanlines zu sehen sind (weil keine da sind), frage ich mich: Was zeichnet der TFT eigentlich IN diese Lücken rein? eine Kopie der vorangegangen Zeile? Irgendwas muss es ja sein, da das Bild sonst den Faktor 4:1¹/² hätte.


    Vielleicht kann mich jemand von euch "erleuchten".


    Danke und einen frohen Ostermontag.

  • Da auf dem TFT also keine Scanlines zu sehen sind (weil keine da sind), frage ich mich: Was zeichnet der TFT eigentlich IN diese Lücken rein? eine Kopie der vorangegangen Zeile? Irgendwas muss es ja sein, da das Bild sonst den Faktor 4:1¹/² hätte.

    So in grober Näherung und mit mehr Vermutung als definitivem Wissen: 240p und 480i haben ja die gleiche Anzahl von aktiven Zeilen zwischen zwei VSyncs, so dass die Weiterverarbeitung des Signals im TFT bei beiden gleich erfolgen kann. Bei 240p ist zwar die Signalisierung, um welches Halbbild es sich handelt die ganze Zeit über gleich, aber vermutlich schnappt sich der Deinterlacer dann einfach irgendein Frame als erstes Halbbild und nimmt an, dass ab da die Halbbilder immer abwechselnd folgen, auch wenn die Signalisierung im Bildsignal das gar nicht angibt.


    Beim Deinterlacing wird dann üblicherweise so vorgegangen, dass die Zeilen aus dem aktuellen Halbbild an ihre korrekte Position geschrieben werden und für die Bereiche dazwischen mit einer mal mehr, mal weniger cleveren Methode berechnet wird, wie sie wahrscheinlich aussehen. Das kann zB der Mittelwert der beiden Zeilen darüber und darunter oder einfach die Kopie der Zeile darüber sein (beides wäre sogar für 240p korrekt), oder die korrespondierende Zeile aus dem vorherigen Halbbild (Weave-Interlacing, sieht streifig aus) oder irgendwas cleveres was Bewegung im Bild erkennt und in unbewegten Bereichen den Inhalt des vorherigen Halbbildes nimmt (weil man damit mehr vertikales Detail hat) und in bewegten die Zeilen des aktuellen Halbbildes interpoliert. Die Komplexität davon kann man beliebig hochtreiben, z.B. mit Bewegungserkennung über mehrere Halbbilder hinweg um bei einem bewegten Objekt noch Pixel aus anderen Stellen des Bildes rüberkopieren zu können.


    Bei TFTs/Scalern, die 240p korrekt als Nicht-Interlaced-Signal erkennen wird das Bild einfach passend vertikal skaliert unter der Annahme, dass das Bildseitenverhältnis 4:3 (oder ein anderer, vom Nutzer gewählter Wert) sein soll.


    (288p/576i ebenso)


    Edit: Dieses PDF hat ein paar nette Bilder zum Vergleich von Deinterlacing-Algorithmen.

  • Genau. Eigentlich sind beide Halbbilder (Fields) voneinander unabhängige Bilder, die aber nur zusammen die vollständige Bildauflösung ergeben. Sind sie zeitlich verschieden, also tatsächlich interlaced, ergibt sich daraus eine automatische Halbierung der Bildauflösung bei Bewegungen zugunsten eines flüssigen Bewegungseindrucks - auf einer Röhre.


    Eine besonders schöne und einfache Methode des De-Interlacings ist heute, tatsächlich beide Fields zu Vollbildern zu interpolieren und nacheinander bei der doppelten Bildfrequenz auszugeben.
    Das ergibt oft die beste Bildqualität, es bleibt am meisten übrig bei fast keiner Artefaktbildung. Allerdings muss man jede Nachschärfung unterlassen, weil sich die ehemaligen Halbbilder sonst auseinanderentwickeln und es sonst an harten Kanten flimmert und an Schrägen zusätzlich treppig wird.


    Die Schärfe und Schönheit eines Röhrenbilds erreicht das aber bei TV-Auflösung nie.

  • So in grober Näherung und mit mehr Vermutung als definitivem Wissen: 240p und 480i haben ja die gleiche Anzahl von aktiven Zeilen zwischen zwei VSyncs, so dass die Weiterverarbeitung des Signals im TFT bei beiden gleich erfolgen kann. Bei 240p ist zwar die Signalisierung, um welches Halbbild es sich handelt die ganze Zeit über gleich, aber vermutlich schnappt sich der Deinterlacer dann einfach irgendein Frame als erstes Halbbild und nimmt an, dass ab da die Halbbilder immer abwechselnd folgen, auch wenn die Signalisierung im Bildsignal das gar nicht angibt.

    Zusammengefasst: Die meisten Bildschirme kennen kein 240p oder 288p und behandeln diese schlicht wie 480i bzw. 576i. Dadurch entstehen die bekannten Artefakte.
    Die Qualität der Skaler und Deinterlacer ist von Bildschirm zu Bildschirm sehr unterschiedlich. Da sollte man beim Kauf drauf achten, wenn man vorhat, ihn mit SD-Material zu nutzen.

  • Zusammengefasst: Die meisten Bildschirme kennen kein 240p oder 288p und behandeln diese schlicht wie 480i bzw. 576i. Dadurch entstehen die bekannten Artefakte.

    Man kann das genauer fassen - die Annahme des Displays, die beiden Fields wären um je eine Zeile zueinander versetzt (wie bei jeder anderen mir bekannten Videoanwendung), ist falsch. Wüßte es das besser, müßte es nur jedes Field zum Vollbild aufpusten, identisch platzieren und beliebig skaliert in 50p ausgeben. Es wäre also sogar einfacher, weil der De-Interlacer gar nicht aktiv werden müsste.

  • Danke. Wenn ich es verstanden habe, bedeutet das also, dass mein Fernseher in die Scanlines $IRGENDWAS reinrechnet, das eigentlich gar nicht da ist.


    Da ist es wohl sogar ein Vorteil, dass mein Fernseher alt ist und nur HDready zertifiziert ist, richtig?


    Um mal einen Eindruck zu bekommen und zu erfahren, wie ihr die Bildqualität beurteilen würdet, bzw. ob noch Optimierungspotenzial besteht, habe ich einfach mal Fotos gemacht (die aufgrund des deaktivierten Blitzes jedoch stark rauschen):


    Einschaltmeldung:


    U2+ Menü:


    Giana Scroller:


    Giana Ingame:


    Und ein IFLI:

  • Du kannst die Schärfe so weit runterdrehen, dass beim Giana-Scroller die
    obere dünnere Laufschrift dieselbe Schärfe hat wie die oben feststehende.
    Ansonsten hast Du ein erwartungsgemäßes Bild und sogar quasi gar keine
    Streifen. Mehr geht ohne Weiteres nur mit Röhre...


    Dein Fernseher verdoppelt die Zeilen jedes Fields. Ob er sie übereinander
    als 25p oder nacheinander als 50p darstellt, kann man auf einem Foto
    nicht so erkennen. Da müsstest Du eine bestimmte Belichtungszeit
    unterschreiten, um es sicher sagen zu können.

  • Du kannst die Schärfe so weit runterdrehen, dass beim Giana-Scroller die
    obere dünnere Laufschrift dieselbe Schärfe hat wie die oben feststehende.

    Danke. Ist mir jetzt erst aufgefallen. Ist allerdings nur auf dem Foto unscharf (falscher Fokus).

    Ansonsten hast Du ein erwartungsgemäßes Bild und sogar quasi gar keine
    Streifen.

    Den Streifen (ich denke, wir sprechen über die selben) bin ich mit dem Lumafix64 zuleibe gerückt ;-)

    Ob er sie übereinander
    als 25p oder nacheinander als 50p darstellt, kann man auf einem Foto
    nicht so erkennen. Da müsstest Du eine bestimmte Belichtungszeit
    unterschreiten, um es sicher sagen zu können.

    Solange meine Augen "ausgetrickst" werden ist das ja fast egal. Zumal ich es ohnehin nicht verändern kann.

    Mehr geht ohne Weiteres nur mit Röhre...

    Ich hatte um die Jahrtausendwende mal einige Monate den Cevi an einer Röhre aber da das nun schon ~20 Jahre her ist und das Gedächtnis nicht wie ein Videorecorder funktioniert, habe ich eigentlich nur noch in Erinnerung, dass IFLI aufgrund des Flimmerns in den Augen schmerzte. Ob IFLI auf der Röhre jedoch besser aussah, kann ich nicht mehr sagen. Aber ich finde, dass es auch auf dem TFT nicht flimmernd recht gut aussieht ;-)


    OT: Insgesamt bin ich mit dem Metz vom Sperrmüll so zufrieden, dass ich sogar schon daran gedacht habe ihn bei einem Defekt reparieren zu lassen. Er hat nämlich auch noch einen Komponentenanschluss und kommt ganz ohne dieses "Smartgedöhns" daher. Fehlendes FullHD ist für mich, als kurzsichtiger, ebenfalls kein Manko. Auch die Reaktionszeit ist gefühlt sehr ordentlich, was vermutlich an der zu geringen CPU-Leistung für ausgefallene Bildoptimierungen liegt.