1. Welche Anwendungen brauchen/wollen wir eigentlich?
Die gleiche Frage stelle ich seit Monaten aber anscheinend wollen einfach zu wenige überhaupt etwas mit ihrem C64 machen – außer spielen und Demos gucken. Das ist auch vollkommen ok und deshalb mache ich mir keine großen Hoffnungen mehr, dass ein neues System eine große Anhängerschaft finden würde, selbst wenn es gut wäre. (Vielleicht lockt mein Pessimismus ja doch noch ein paar Leute aus ihren Ecken)
Was ich persönlich mit einem neuen OS machen wollen würde: Ich würde damit gerne Programme und Daten verwalten, die auf unterschiedlichen Datenträgern herumliegen (also kopieren, verschieben, umbenennen, löschen, öffnen, starten ....), das wäre also der klassische Desktop. Dann würde ich gerne diverse Informationen in Widget-Form sehen, wie Datum, Uhrzeit (gerne auch als Bildschirmschoner), Kalendereinträge (syncbar über Caldav), abonnierte Feeds, Notifications (z.B. aus dem Forum hier). Dann wären ein paar kleine Tools, wie Taschenrechner, Notizen etc. ganz schön. Einen eingebauten Viewer für Texte und Bilder (C64-Formate) fände ich auch nicht schlecht. Als größere App würde ich mir eine Textverarbeitung wünschen, die Markdown unterstützt. Damit könnte man formatierte Texte, weil man gerade bock darauf hat, mit dem C64 vor-schreiben und am PC weiterverarbeiten (dafür sollte dann auch für Umlaute etc. ISO 8859-15 o.ä. unterstützt werden und nicht PETSCII). Witzig (aber nicht unbedingt notwendig) fände ich eine Art Mini-PowerPoint, mit dem man sehr einfach Präsentationen und Ankündigungen für Retro-Computerteffen machen könnte, die dann vor Ort per Beamer angezeigt werden.
Der einzige Vorteil (wenn man das so nennen will, angesichts der damit verbundenen Nachteile) war WYSIWYG - aber "Drucken" ist in 2017 kein sinnvoller Anwendungsbereich für einen C64.
Richtig, WYSIWYG ist nicht mehr in der Art vonnöten, wie es früher mal war, da eh kaum noch gedruckt wird (selbst am PC). Wichtiger ist heute ein reibungsloser Datenaustausch, daher Unterstützung von SD-Karten-Lösungen und WiFi/LAN. Mit dem C64 wird man nur selten direkt etwas ausgeben, sondern eher zu einem anderen Gerät übertragen und dann weiterverarbeiten, gegebenenfalls auch darüber drucken.
Also entwickeln "wir" entweder einen Webbrowser, oder ein neues Betriebssystem - beides gleichzeitig dürfte mit der Zielsetzung "keine teure Zusatzhardware" kaum machbar sein.
Ich bin auch nicht dafür, hier Betriebssystem und Browser zu verschmelzen, sondern würde das als zwei komplett unabhängige Projekte und Programme ansehen, die sich höchstens ein wenig Optik und Bedienungsphilosophie teilen.
E-Mail fällt auch weg, da ein C64 nicht genug CPU-Ressourcen für eine sichere Übertragung mitbringt (von den Datenmengen ganz zu schweigen: die drei neuesten Mails in meinem Posteingang haben Größen von 14, 21 und 64 KB).
Richtig, sichere Übertragung = Verschlüsselung ist hier das KO-Argument für den C64. Wenn es auf Sicherheit nicht ankäme (und bisher hat ja auch kaum jemanden gestört, dass eMails ungeschützt über die Leitungen gingen), könnte man sich einen speziellen iMAP-Mail-Server oder Webmailer vorstellen, von dem sich der C64 die eMail-Texte in kleinen Häppchen abrufen könnte.
ein einfaches Manifest ("Ergonomische, einheitliche Benutzerführung in einer C64-Anwendung") und eventuell ein paar vorgefertigte, freie Bibliotheken (I/O-Routinen mit Unterstützung für beliebige Laufwerke/Partitionen etc. mit komfortabler DOS-Wedge? Mausunterstützung? Cursor-Menüs? Zugriff auf den TCP-Stack?) aus denen ein Programmierer rauspicken kann was er braucht, würden da m.E. schon reichen.
Ich sehe das durchaus als Alternative für größere Programme an. Also, dass die GUI- und anderen Funktionen nicht geshared werden, sondern man Bibliotheken zur Verfügung stellt, die die Entwickler in ihre Produkte einbauen können. Die einzigen Nachteile, die sich darüber ergeben, wären längere Ladezeiten (vernachlässigbar beim easyFlash) und die Tatsache, dass man bei einem Betriebssystem-Update die neuen APIs auch in die bestehenden Programme kompilieren müsste. Ich glaube aber nicht, dass wirklich große Systemupdates ohne Anpassung bestehender Apps vonstatten gingen, von daher wäre auch das egal. Dafür würde man evtl. RAM sparen, weil nur nötige Routinen im Programm stecken würden. Zwischenablage könnte man notfalls über Massenspeicher/RAM-Disk abwickeln, sodass sogar C&P möglich wäre, ohne dass sich System und Programm den Speicher teilen müssten.
Ja, aber solche Stacks sind aus Sicht eines C64 ja nur ein Modem oder Nullmodem, richtig? D.h. sofern nicht für jeden Dienst ein extra Proxy für die C64-Anwender geschrieben wird, ginge damit nur Telnet/SSH - also Mailboxen "anrufen".
Ich meine, gesehen zu haben, dass HTTP-Zugriffe auf Webserver möglich sind.