Vor einiger Zeit wurde ein aus Privatbesitz stammender Commodore 16 Prototyp auf eBay versteigert. Das Gerät stammte angeblich vom Flohmarkt und der Käufer ist ein persönlicher Freund von mir, welcher aber nicht namentlich benannt werden möchte.
Das respektieren wir natürlich und schont seine Nerven - Anfragen dazu sind absolut zwecklos, weder der Verkäufer noch ich werden den Namen nennen.
Es war mir eine Ehre das Gerät zerlegen, untersuchen und fotografieren zu dürfen. Diese Fotos möchte ich Euch nicht vorenthalten und es gibt interessante Details zu dem Gerät.
Die Spekulationen im Vorfeld waren natürlich groß, denn das Gerät blieb nicht unentdeckt auf eBay und entsprechend wurde hier auch im Forum64 darüber diskutiert. Ist das Gerät echt oder nicht? Wo kommt er wirklich her? Funktioniert er noch?
Fragen über Fragen und ich war natürlich aufgeregt, als sich mein abendlicher Besuch angemeldet hatte.
Nachdem ich den Prototypen dann endlich auf dem Tisch hatte, sind sofort einige Details aufgefallen, die ihn ganz klar und beweisbar als handgefertigtes Musterexemplar bzw. Prototyp klassifizieren.
- Das Gehäuse ist nicht vom C16 sondern ein Commodore 64 Gehäuse welches lackiert und umgespachtelt wurde. Die ursprüngliche Farbe entspricht in etwa dem Brotkasten, evtl. sogar noch heller.
- Das Gehäuse ist komplett von Hand lackiert und mit entsprechend Sprühnebel an den Innenseiten versehen.
- Deutliche Spuren von Spachtel und Handarbeit sind zu sehen.
- Die Lüftungsschlitze des Gehäuse sind von Hand gesägt und nachgefeilt.
- An der Innenseite des Kassettenport sieht man noch Reste vom C64 Gehäuse und der alten Gussform
- Die Tastatur ist handgefertigt und die Beschriftung wurde eingraviert.
- Die Tasten sind einzeln gestanzt oder gegossen worden, deutliche Unterschiede innerhalb der Fertigungstoleranz sind sichtbar
- Die Platine selbst enthält Vorserienchips aus Keramik und hat gebrannte Chips bestückt. Beschriftung der Chips ist teilweise von Hand durchgeführt worden.
- Die Platine ist einseitig und die Lötseite ist von Hand verlötet. Das kann man unter der Lupenbrille sehr gut beurteilen, Flussmittelreste vom handlöten sind auch reichlich vorhanden
- Die Platine enthält Unmengen Drahtbrücken und kam so nie in den Handel. Es ist bis jetzt keine zweite existierende bekannt.
Mängel am Gerät, falsche CPU war eingesetzt da die ursprüngliche vermutlich defekt war.
Taste Nummer 3 war abgebrochen, wurde mittlerweile aber fachkundig ersetzt und von Hand nachgefertigt.
Das Gerät hat von mir eine passende 7501 CPU erhalten, Datecode passt zufälligerweise auch in etwa. Ich hatte noch genau eine einzige im Fundus, die Dinger sind selten geworden.
Der C16 funktioniert einwandfrei und das Spiel "Finders Keepers" wurde problemlos ausgeführt und war spielbar. Interessanterweise hat das Gerät einen sehr markanten und satten TED Sound gehabt.
Der Sound ist deutlich anders als bei Seriengeräten und klingt wirklich "fett". Schade das später dann Zugunsten einer etwas "piepsigen" Version entschieden wurde. Wir waren beide überrascht über den guten Sound.
Die Grafik war gleichsam dem Serienmodell, allerdings wurde die Platine auch sehr heiß im Betrieb. Von einem Dauerbetrieb habe ich daraufhin abgeraten.
Alles in allem eine tolle Erfahrung und natürlich ein Highlight auf meinem Arbeitstisch. Der Plan wäre laut derzeitigem Besitzer das Gerät auch wieder der Öffentlichkeit zuzuführen und evtl einer Ausstellung / Museum zugänglich zu machen.
Das muss allerdings noch verhandelt werden und die Entscheidung hängt von verschiedenen, intern zu klärenden Umständen ab.
Viel Spaß mit den Fotos, deren Rechte exklusiv beim http://www.forum64.de liegen. Einer Verwendung außerhalb des Forum wird vorab widersprochen, das ist mit dem Besitzer so geklärt und bis auf weiteres gültig.
Gruß
Tom / Pentagon