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letzter Beitrag von pklauss am

Ericsson Eritron 203

  • Hallo,


    fällt einem etwas zu einer Eritron 203 ein?


    Anscheinend war das 1984 eins der letzten skalierbaren Bürosysteme für Textverarbeitung und Datenverwaltung, bevor das alles durch billige Standard-PCs abgedeckt wurde.


    CPU ist eine Am2903-BitSlice-CPU für insgesamt 16bit (es ist aber keine PDP11-kompatible Kiste, leider).


    Informationen dazu gibts leider absolut keine, ausser ein paar alten Marketing-Beiträgen der Computerwoche zur CeBit.


    Hintergrund der Frage ist, dass ich vielleicht ein oder zwei solcher Systeme bekommen könnte und es mich reizt, doch noch so ein Bürosystem aufzustellen (eine PDP oder ne kleine VAX wären allerdings interessanter, aber sowas hat der alles schon weggeschmissen *schnueff*).


    Allerdings ist das, computerhistorisch betrachtet, eine komische Kiste. Eigentlich auf dem Stand der 70er, aber 1984 gefertigt (datecode auf den ALUs) und damit schon zu Beginn veraltet, denn damals ging das mit den IBM-PCs schon rasant los. Andersherum aber eben kein Rechner aus den 70ern (die heute schon echt was besonderes sind), sondern 10 Jahre jünger, aber mit der Technik von damals.


    Bevor ich mir so eine Kiste ins Haus hole, will ich mich erstmal ein bisschen damit beschäftigen und verstehen, wie das einzuordnen ist und ob mir das Spass machen könnte. Das Einführungs-Handbuch hab ich mir erstmal mitgenommen. :)


    Vielleicht hat hier irgend jemand eine Idee.


    Und nein: Das ist kein Spielcomputer, für sowas absolut untauglich.

  • Anhand der Beiträge und den Preisen kann man aber auch erkennen das es mehr ein System für große Firmen und Behörden war. Und wie die mit sowas umgehen wissen wir, veraltet und ab in die Tonne.


    Alleine schon aufgrund des Seltenheitswertes solltes Du Dir das genauer anschauen. Hilfe beim Transport bekommst Du.


    Hast Du Fotos?


    Und hör auf C64 und Co. immer als Spielcomputer zu bezeichnen :)

  • Naja, aber 99% der heutigen Interessenten an alten Rechnern beschäftigen sich (neben der Hardware) mit Spielen. Kein Mensch sagt "Ich will mal die alte Textverarbeitung wieder in Betrieb nehmen", oder "Die Messwertauswertung meiner neuen Solaranlage will ich jetzt meinem AppleII überlassen" (sowas hat man früher alles mit dem Apple gemacht).
    Auch auf den "Retro-Treffen" gehts fast zu 100% um Computerspiele. Wenn man ein Bürosystem oder einen Laborrechner zum Ausprobieren hin stellt, sagen vielleicht noch drei Leute "aha, süss....", oder die älteren "hatte ich mal auf der Arbeit...", das wars dann aber auch.
    Interesse gleich Null.


    Mich interessieren Spiele aber nur höchstens mal zum schnellen Austesten von Neuzugängen, dann aber muss da irgendwas professionelles drauf laufen. Deswegen würde mich dieses System wirklich mal interessieren, allerdings will das gut überlegt sein, denn es sind schon für ein Einzelplatzsystem zwei oder drei 19zoll-Einschübe mit 4 oder 6 HE.


    Fotos habe ich ein paar gemacht, da ist allerdings nicht viel drauf zu sehen. Das sind kistenweise Einzelteile, kein Komplettsystem mit einem schönen Gehäuse oder richtigen Label, worauf ich gehofft hatte (vielleicht samt hübschem Büro-Mädel an der Tastatur, wie man das immer in den Zeitschrifteninseraten für Bürosachen in den 60ern/70ern sah *gg*). Der Besitzer hat 30 Jahre lang die Wartung für sowas gemacht und zum Schluss wohl alles mitgenommen, was an Ersatzteilen noch rum lag. Das ganze liegt in den Garagen zwischen BMW-Zylinderköpfen, Reifen und ähnlichem (er hat einen hübschen M5er aus den 90ern zum rumfahren, der 635csi ist leider letzten Monat verkauft worden).
    Cobol-Compiler und OS sollen auch dabei sein.
    Zumindest gibt es auch einen grossen Stapel ungelesener Originalhandbücher, da habe ich mir zum Einlesen mal die Systembeschreibung mitgenommen.


    Er wirkt aber sehr kompetent und sagt, dass er daraus noch funktionsfähige Systeme zusammen bekommt.


    Das würde ich natürlich vorher mit ihm zusammen machen, denn wenn ich das alles nur einzeln einlade, bekomme ich das niemals wieder zusammen und schmeisse es irgendwann weg. So könnte ich dann gleich lernen, wie das alles funktioniert.
    Die Platinen sind halt diese riesigen Dinger, die man manchmal bei ebay als "70er-Jahre-Rechnerschrott" bekommt, alles TTL-Kram.


    Ich schaue nachher mal, was ich an Fotos mitgebracht habe, ist einfach noch zu früh heute morgen....

  • Wo sind denn die Bildschirme und Tastaturen? Die HDD ist toll.


    Was deine Meinung bzgl. Interesse auf Computer Treffen angeht ist das in der Tat so. Aber wenn ich mal wissenschaftlich werde und hundertmal den Kopf der Apple Floppy knallen lasse werd ich ausgebuht :)


    Aber damit könnte ich auch nichts anfangen, aber wenn Du als einziger so ein System mal präsentieren kannst und Bilder davon ins Netz stellst, das wäre schon was.

  • Das tut der Floppy ja auch weh - ich leide da immer mit, das geht einfach nicht.


    Das mit den Terminals ist in der Tat das Problem. Die hat er alle schon in den letzten Monaten nach und nach in die Tonne gekloppt. Er meint zwar, man könnte da ein serielles Terminal anschliessen, aber nach dem Studium der Systembeschreibung glaube ich das nicht, die Anzeigefunktionen sind viel zu komplex für VT100, das Ding hat ja sogar Graphikfunktionen.


    Wahrscheinlich geht das zwar mit dem Terminal für die Installation, aber benutzen kann man das dann nicht.


    Ich werde mir aber mal die Zeit nehmen und mit ihm (wenn er will) in seiner Garage ein System zusammenbauen, von dem er meint, dass das so funktionieren müsste.


    Ansonsten weiss ich nicht --- Tonne ist irgendwie zu schade, aber wenns nur Ersatzteile sind, hab ich einfach keinen Platz dafür. Und so ein Terminal noch zu bekommen, erachte ich für aussichtslos, es sei denn, der kennt noch irgend jemanden, der noch eins hat.


    Wenn wir das zum Laufen bekommen, bin ich sicher der einzige auf der Welt der noch eine Eritron hat. Auch eine interessante Vorstellung :)


    Von den Winchester-Drives sind noch ein paar da, auch noch größere.

  • Ich war früher mal Techniker für die Dinger
    Die 203 war nen abgespektes System mit einem Arbeitsplatz und Drucker.


    Wir haben aber die CPU`s (19" Platine) und auf 230 umbegaut.
    Die 230 hatte nen 6 Slot Chassis. und konnte schon 12 Terminals und 5 Drucker ab.
    Unsere Kunden waren vornehmlich Mietwäschebetriebe.


    Die Systemarchitektur war teilweise offen.



    Mein Chef hat die Systyme Mangels Hersteller mit Controller von Zetaco aufgerüstet und Fujitsu Platten angeschlossen. Zur Sicherrung diente das Magnetband von Cypher.


    Schöne Fotos. Kann ich welche haben für meine Webseite.

  • Nett, dass du geantwortet hast und diesen Thread aus der Versenkung geholt hast. Ich hab das nämlich auch total verdrängt.


    Vor einem jahr hatte ich noch versucht, den alten Herrn zur Zusammenarbeit zu bewegen. jede Woche angerufen. Aber immer war irgendwas. Mit der Katze, der Yacht hier am Harkortsee, dem BMW (der hat wirklich alles dabei gehabt, was man für perfektes Re-enactment des Jahres 1985 braucht, dieses Auto sah innen auch super aus mit dem schwarzen Leder und orangenen Nacht-Design-Displayanzeigen, ein echtes 5er-Sammelstück), aber irgendwann habe ich es dann aufgegeben. Muss ich mich jetzt nach dem Karneval (das ist hier eine Hochburg dafür) mal wieder dran machen - falls er noch lebt und das Zeug nicht schon längst im Müll liegt.


    Schade wäre es drum. Das ist sicher eine einmalige Gelegenheit. Eigentlich müsste man mit dem 7,5tonner vorfahren und alles einladen (einschliesslich des halben 6er BMW in Einzelteilen *lol*), das wäre dem wohl auch am liebsten gewesen. Aber dazu hab ich einfach keinen Platz und keinen Lebensabschnittsplan.
    Wahrscheinlich hat der mich immer abgewimmelt, weil ich mir nur ein System von ihm zusammenbauen lassen wollte und er den ganzen Trödel am liebsten am Stück los geworden wäre.


    Vorschläge? Interessenten?



    Wenn ich mir die Fotos jetzt nach einem Jahr so ansehe.... das wäre schon was :)



    John, was waren denn das für Systeme? Wahrscheinlich hatten die so eine diskret aufgebaute bit-slice-TTL-CPU und fielen grob unter den Begriff "Minicomputer" (so wie ne kleine VAX oder sowas?)


    Klar kannst du die Fotos verwenden. Den alten Herrn wird das schon nicht stören.


    Wäre wirklich super, wenn man da noch was retten könnte.

  • Hier geht es eigentlich um einen Eritron-Rechner. Ist diese Kiste von David-Computer ein Nachbau? Ich habe mir jetzt erstmal nicht alle verlinkten Texte angesehen.


    Es gab in den 60ern und 70ern so einige kleine Herstellerfirmen für eigene Computer in Deutschland. Dies waren entweder wirklich Eigenentwicklungen oder aber (illegale?) Nachbauten von Geräten der grossen Hersteller. Damals gab es noch keine hoch-spezialisierten ICs und jeder, der Eurokarten bestücken konnte und die in einen 19zoll-Einschub setzte, konnte Computer bauen, sofern er denn wusste, wie das geht und was er dafür braucht.


    Mir fällt z.B.die kleine Firma Wagner-Computer aus Berlin ein. Als Schüler hatte ich (leider) einen WAC12 von 1970, der anscheinend ein Nachbau eines Telefunken-Steuerrechners aus den 60ern war. Leider deswegen, weil ich ihn in meiner Zerlegungs- und Experimentierphase von ursprünglich funktionsfähig zu "Mülltonne voll Bauteile" verwandelt habe. Sowas schenkt man keinem Schüler!


    Von diesen Firmen und deren Geräten wird in einigen Jahren, wenn die alten Herren verstorben sind, absolut keine Kenntnis mehr existieren. Zum WAC12 findet sich im Internet lediglich in einem Zeitungsarchiv der Beitrag zum damaligen Rechtsstreit mit Telefunken, sonst nichts.

  • behauptet, dass da eine Fairchild 9445 CPU drin gewsen wäre. Bist Du sicher, dass die AMD chips die CPU von dem Rechner waren?

    So eine Bitslice-CPU kann mit dem passenden Microcode nahezu beliebige Befehlssätze ausführen. Eine Nova-kompatible CPU scheint also machbar, wenn das für die Ericsson-Kiste wichtig war.

  • Wie Du aus meinen Blog-Post sehen kannst, habe ich die Eritron-Rechner auf die Rechner von David (und die auf die Rechner von DDC) zurückführen können. Mehrere Quellen bestätigen auch, dass diese Firmen in einander übergegangen sind.


    Zur-Bitslice-emuliert-9445-Theorie: das wäre vielleicht schon machbar, aber warum? Hmmm, der 9445 wurde 1987 eingestellt. Wenn die Karten von 1987 oder später datieren, wäre das ein Indiz. Ich würde sagen:nicht unmöglich, aber da mit AM2903-sets auch schon Koprozessoren gebildet wurden, könnten die auch eine andere Funktioon gehabt haben.

  • Klar, das kann natürlich sein. Ich hatte das mit den Bit-Slicern nur vermutet, weil das bei vielen ähnlichen Geräten so mit den AMD-Prozessoren gemacht wurde.


    Für die Eritron-Rechner fehlen mir jegliche schriftliche Informationen und ich habe nur mal eine halbe Stunde über den ganzen Trödel drübergeschaut. Da der Typ nicht mehr erreichbar war, hatte ich das als Projekt abgehakt.

  • Buch gefunden.


    Du hattest recht, es ist tatsächlich ein Verweis auf Fa. David Computer im Impressum enthalten.


    Ansonsten steht zur Technik nicht viel drin. Haufenweise Beschreibungen, wie man bei den möglichen Druckern den Papiertransport bewältigt und eine kurze Beschreibung der Betriebssystembefehle samt Hinweis darauf, dass im OS anscheinend eine Cobol-Programmierumgebung enthalten ist. Leider keine Bilder.


    Ich mein, wenn du Lust hast, könnte ich nochmal versuchen, den Opa ausfindig zu machen, die Kontaktdaten hab ich neulich noch in meiner Schreibtischecke gefunden.. Du müsstest dir das ganze Zeug selbst abholen. Ich habe wirklich (leider) keinen Platz dafür, ich könnte nur ein paar ausgewählte Sachen sichern.

  • Hallo! Ich war von 1983 bis 1990 COBOL Programmierer an einer Eritron 230 von David Computer. Liebend gern würde ich nochmal dieses Maschinchen in Aktion sehen. Ich habe auch ein paar Bilder aus der Zeit. Das mit den Terminals wird schon gehen. Wir hatten auch PC mit VT100 daran. Ein paar Eigenschaften sind anders, z. B. ging nicht Hell+Unterstrichen gleichzeitig. Stört aber nicht sehr. Die Befehle krieg ich bestimmt auch noch zusammen. Es gab auch einen Help-Befehl, der einem die Befehle auflistet. Wir hatten 70MB Trident-Platten dran.
    Grüße
    Peter