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1995 keine Vision: Multimedia-PC im Wohnzimmer

  • Also, Multimedia-Rechner verbinde ich mit dem Amiga, egal ob als Ur-Modell oder in der CDTV-Inkarnation (zur CDTV-Zeit gab es allerdings auch das Philips CD-i und etwas später das 3DO, alles wenig erfolgreich). Danach war für mich MacroMind Director (alias VideoWorks II, 1987) das Synonym für Multimedia. Damit wurden in den 90ern sehr viele (fast alle?) Multiplattform-CD-ROM-Titel entwickelt (auch von mir während des Studiums).


    Und dann kam als Multimedia-Durchbruch aus meiner Sicht Apples QuickTime-Technologie im Jahre 1990. Durch diese Systemtechnologie, die es früh auch schon für Windows, Irix und Solaris gab, konnten selbst Programme, die nicht gerade mit Multimedia in Verbindung gebracht wurden, wie z.B. MS Word oder Excel, auf einmal zeitbasierte Inhalte (Musik, Video, 3D-Szenen) darstellen/abspielen.


    Ideale Hardware für Multimedia-Inhalte war z.B. die Apple Performa/LC 500/5000 Linie, die ab 1993 angeboten wurde, zuerst noch mit 68K-CPUs, später (die 4-stelligen Modellbezeichnungen) mit PPC-Prozessoren. Es gab sie teils, noch wohnzimmer-tauglicher, in schwarz und mit Sony-kompatibler Fernbedienung (wobei grau/beige kein Hinderungsgrund für einen Wohnzimmer-Einzug sein muss, siehe Sony PlayStation u.a.). CD-ROM, Video-in/out, optional TV-Tuner und MPEG-Modul – alles, was man von einem Multimedia-PC damals so erwartete, war vorhanden. Ohne integrierten Monitor/TV hießen die Reihen 600/6000.


    Daher verstehe ich jetzt nicht so ganz, was am Envision 1995 so besonders gewesen sein soll, außer dass er ähnliches auf Windows-Basis realisierte, was es ohne x86 schon gab.


  • Der Unterschied ist, der Envision und das CDTV und der Multitainer haben Hifi-Komponenten-Format. Der verschwindet optisch im Hifi-Turm, weil man sie einfach zum Verstärker, Tapedeck, Videorekorder, CD-Player usw. dazustapeln kann. Je nach Leistungsfähigkeit ist der Wohnzimmer-PC dann auch in der Lage, diese Hifi-Komponenten zu ersetzen und den Turm funktional aufzuwerten. Die Apples, die du hier zeigst, da muss man schon wegen der kabelbasierten Tastatur direkt davor sitzen, es bedarf eines extra Tisches woran man sitzt. Also doch eher eine schicke Arbeitszimmer-Kiste für den Schreibtisch, wo man sich dank einer Fernbedienung auch mal ein bischen zurücklehnen darf.

  • Schon interessant, wie man in den 90ern versucht hat, Computer der Allgemeinheit verstaendlich zu machen, indem man virtuelle Arbeitszimmer anzeigt usw. Heute sieht kein Mediacenter und keine Desktop-Oberflaeche mehr so aus

    Die Darstellung von Bekanntem soll halt den Einstieg erleichtern und einmal hat das ja auch geklappt: Bei der Desktop-Metapher, die von Xerox ersonnen und von Apple verfeinert wurde. Spätere Versuche, die diese Idee versuchten, zu erweiterten, scheiterten meistens. Da wäre Bob von Microsoft zu erwähnen oder auch Magic Cap. Im Prinzip wollte Second Life (und davor mein Diplom-Projekt) auch ähnliches aber es erwies sich immer als Krücke, eher "flache" Inhalte, wie Text, Bilder, Videos (das gucken wir uns heute noch bei Facebook und Co. an) in einer 3D-Umgebung (egal ob Pseudo oder in Echtzeit gerendert) zu zeigen.



    Und selbst die gute alte Desktop-Metapher verschwindet ja gerade – in Android oder iOS ist davon nichts mehr zu finden.

  • Der Unterschied ist, der Envision und das CDTV und der Multitainer haben Hifi-Komponenten-Format.

    Ich glaube nicht, dass das ein qualitativer Schritt war. Technologisch war es erstmal nichts Neues. Apple hatte halt dahingehend einen anderen Ansatz, dass sie immer gerne den Monitor/TV mitlieferten (das 1993er Modell hieß sogar Apple-TV), beim Envision musste man einen dazukaufen (wahrscheinlich hatte man aber schon einen). Die schwarzen Performa-Geräte waren eindeutig für den Wohnzimmer-Einsatz gedacht (es gab sie ja auch Platinum-farben für das Heim-Büro) und im Multimedia-Modus reichte die Fernbedienung aus, um Musik, Videos, TV-Inalte und Multimedia-CD-Roms abzuspielen bzw. zu steuern. Der Wunsch, PCs im Wohnzimmer zu etablieren, war bei beiden Konzepten gleich, egal, ob als reine Settop-Box, wie beim Envision oder mit integriertem Bildschirm, wie bei Apples LC 500/5000-Reihe ab 1993.


    Erfolgreich waren die Wohnzimmer-Multimedia-Versuche übrigens alle nicht sonderlich – ich denke, das wird beim Envision nicht anders gewesen sein als beim CD-i oder dem CDTV (Apples Performa 5000 Reihe mutierte 1998 zum iMac). Erst heutzutage könnte das erstmalig was werden, dank Smart-TV, Apple tv, Chrome-Stick, Fire-TV-Stick oder Raspi.

  • beim envisision is ne Scart Bcushe drin ... Tv geht also auch.

  • beim envisision is ne Scart Bcushe drin ... Tv geht also auch.

    Beim Performa auch, da ist eine TV-Karte mit Antennen-Eingang drin – der TV-Bildschirm ist ja integriert. Aber es gibt auch Video-Out, um Inhalte auf einem größeren TV oder Beamer darzustellen.

  • Erfolgreich waren die Wohnzimmer-Multimedia-Versuche übrigens alle nicht sonderlich – ich denke, das wird beim Envision nicht anders gewesen sein als beim CD-i oder dem CDTV (Apples Performa 5000 Reihe mutierte 1998 zum iMac). Erst heutzutage könnte das erstmalig was werden, dank Smart-TV, Apple tv, Chrome-Stick, Fire-TV-Stick oder Raspi.

    Das Konzept des Wohnzimmer-PCs ist heute weitgehend hinfällig, surfen tut man auf der Couch am Netbook, Tablet, Smarthone, und das Aufnehmen von TV-Programmen hat sich im Prinzip dank der Online-Mediatheken eigentlich auch erledigt, die Musik kommt nicht von der eigenen Sammlung auf der Platte sondern aus dem Streaming-Dienst. Die restliche Funktionalität holen sich gerade die Smart-TVs. Zum Spielen nimmt man auch eher eine spezialisierte Spielekonsole, bzw. jetzt erscheinen von Samsung die ersten Fernseher mit Android-Betriebssystem, die auch in diese Domäne einbrechen.

  • Was mich an Olivetti immer erstaunt: Die konnten Design. Die Technik war auch gut, und man hatte innovative Ideen. Mit Anteilen (bzw. Übernahmen von Firmen wie) Triumph Adler, und vor allem Acorn war man in den wichtigsten Kernmärkten von Europa präsent, und vor allem durch Acorn hatte man Zugriff auf ARM, welche auch damals abseits vom RiscPC Marktanteile in Windeseile eroberte. Warum war dann Olivetti kommerziell so wenig erfolgreich, und war beim Endkunden kaum bekannt? Bei Olivetti denken die Meisten hier an klapprige mechanische Reiseschreibmaschinen aus den 1970ern, aber nicht an interessante Hardware. Was hat Olivetti im Gegensatz zu Apple falsch gemacht?

  • Was mich an Olivetti immer erstaunt: Die konnten Design. Die Technik war auch gut, und man hatte innovative Ideen. Mit Anteilen (bzw. Übernahmen von Firmen wie) Triumph Adler, und vor allem Acorn war man in den wichtigsten Kernmärkten von Europa präsent, und vor allem durch Acorn hatte man Zugriff auf ARM, welche auch damals abseits vom RiscPC Marktanteile in Windeseile eroberte. Warum war dann Olivetti kommerziell so wenig erfolgreich, und war beim Endkunden kaum bekannt? Bei Olivetti denken die Meisten hier an klapprige mechanische Reiseschreibmaschinen aus den 1970ern, aber nicht an interessante Hardware. Was hat Olivetti im Gegensatz zu Apple falsch gemacht?

    Die Frage stelle ich mir auch schon lange unhd ich kann auch nur Teilwantworten liefern. Olivetti war sehr innovativ, mit der Programma 101 schon 1966 der erste programmierbare Desktopcomputer der Welt, die erste elektronische Typenradschreibmasdchine der Welt (1978: TES 401 und ET 101), der zweite IBM-PC kompatible auf dem Markt, und lange Zeit der kompatibelste und schnellste: M24. Olivetti hatte mit dem Prodest PC 1 sogar einen richtigen Schneider-Euro-PC-Konkurrenten, aber mit einer flotten NEC V40 drin, der aber nie in Deutschland verkauft wurde. -> http://www.appuntidigitali.it/…compatibile-per-le-masse/ . Außerdem wurden die Acorn 8-Bitter zumindestens in Südeuropa als Olivetti Prodest PC 128 verkauft, den Archimedes kleidete man in das A4-Notebook-Gehäuse der S20/Walkstation 386SX, wurde aber nur in England verkauft. Das witzige, nichtmal innerhalb Olivetti Frankfurt, zumindestens bei uns Azubis war bekannt, das Acorn zum Konzern gehörte, ich drückte mir damals in Offenbach bei einem kleinen Händler die Nase am Schaufenster platt, um den Archimedes das erste Mal zu sehen... Olivetti hatte mit dem Quaderno den ersten Netbook, lange bevor es Netbooks gab. Mit dem PCS-286 und PCS-386SX waren auch Heim-PCs mit etwas höheren Ansprüchen erhältlich. Aus den Schreibmaschinen wurden schnelle Typenraddrucker abgeleitet, es gab Fotokopierer, Laserdrucker, Nadeldrucker, Tischrechner, Olivetti war ein Pionier des Tintenstrahldrucker-Verfahren, auch wenn man da eher HP, Epson und Canon im Blick hat, man hatte mit der L1-Linie Minicomputer mit Multiuserumgebung und Terminals im Angebot, eines der ersten 486-EISA-Systeme (CP486/LSX5010/5020), und vieles mehr. Mit Olinet hatte man ein eigenes Token-Ring ähnliches Netzwerk für Büros, usw. Olivetti entwickelte für die L1 Linie, wo auch die M20 mit dem Z8001 Prozessor dazugehört, eigene Betriebssysteme, entwickelte eigene Textverarbeitungssoftware (um mit den Dokumenten auf den eigenen Speicherschreibmaschinen kompatibel zu sein), usw. Olivetti stellte einfach alles her, was man damals an Bürogeräten brauchen konnte. Den Privatkunden hatte man kaum im Blickfeld, dass selbst die eigenen Mitarbeiter meist nur gebrauchte Olivetti-PCs daheim stehen hatten, oder eben welche von Apple, ATARI, Commodore, Schneider, Amstrad und Co, registrierten die Vertriebs-Strategen im Hause eher nicht.


    Das Problem war wahrscheinlich, dass sie preislich nicht mit den ganzen Billiganbietern mithalten konnten, Olivetti hatte kein Alleinstellungsmerkmal, MS-DOS und Windows lief auf jedem PC. Sie konnten nicht mithalten, weil Olivetti zu viel selbst hergestellt hat, in der M24 ist z.B. eine OPE Lexikon 20 MB Festplatte drin, die die gleiche Geometrie hat wie eine Seagate ST225, OPE steht für Olivetti Peripherials und die stellten auch Diskettenlaufwerke, Druckköpfe und vieles weitere in Italien her, was dann die Mutterfirma verbaute. Man verwendete kaum wie andere Hersteller Laufwerke, Mainboards und Gehäuse von japanischen taiwanischen Zulieferern, das kam erst mit den 3,5-Zoll-Laufwerken allmälich, und wenn doch wurden diese PCs dennoch teurer verkauft als der Mitbewerb. Außerdem verzettelte man sich wohl ab Ende der 1980er bei den Schreibmaschinen, eine beinahe unüberschaubare Vielfallt an elektronischen Supermarktschreibmaschinen (ET Compact, ET Personal, Praxis, Linea, Lettera, Studio, TOP. ... Serien, ich habe viele davon und blicke trotzdem nicht durch... außerdem viele Garantiefälle wo nur Kleinigkeiten verstellt waren - Produktionsprobleme) und steckte zu viel Geld in die Rettung des Schreibmaschinenmarktes rein, in dem man einige kostspielige Modelle entwickelte, deren Zeit eigentlich schon vorbei ist: Bildschirmschreibmaschine CWP-1 mit 9-Nadeldrucker zum Preis eines Euro-PC oder ST mit Nadeldrucker und Textverarbeitungsprogramm, kuriose Thermotransferdruckwerke in ETV210s und ETV 4000s und viele Merkwürdigkeiten mehr. Commodore und teils auch Atari sind ja unter anderem auch an der teuren "vertikalen Integration" gescheitert, am Zwang alles in eigenen Werken herzustellen. Außerdem waren viele Triumph-Adler-Händler scheinbar vor den Kopf gestoßen, weil Olivetti die Produktion der TA-Maschinen stoppte und einfach durch eigene Produkte unter dem Namen TA ersetzte, so dass sich TA und Olivetti-Händler im gleichen Ort Konkurrenz machten, da blieb dann immer einer auf der Strecke.


    Eigentlich schade, was aus der Firma geworden ist, das war mal der größte PC- und Schreibmaschinen-Hersteller Europas, der 2. größte der Welt. und einer der wenigen, der sich beim Design namhafte Industriedesigner leistete, die teils sehr innovative Maschinen designten und damit wichtige Impulse lieferten. Als ich vor 1-2 Jahren auf der Webseite mal geschaut habe, was die noch so im Angebot haben, fand ich da Pentium 4 PCs...

  • Das sind aber keine PCs mehr

    Das ist alleine eine Sache der Definition. Nur weil da kein Windows drauf läuft und kein X86 drinsteckt, kann es immer noch ein persönlicher Computer sein. ;)

    Was hat Olivetti im Gegensatz zu Apple falsch gemacht?

    Da kann dir unser Olivetti-Spezialist sicherlich eine detailliertere Antwort geben aber aus meiner Sicht war der Grund der gleiche, warum es heutzutage auch keine Tulip/Schneider/Commodore/Escom/Atari/IBM/TA/Compaq/...-PCs mehr gibt: Erst war die Kompatibilität zu IBM-Hardware und Microsoft-Systemen ein Segen, später ein Fluch, denn die Firmen hatten wenig eigenes zu bieten, was sie von der immer billiger werdenden Konkurrenz aus Fernost unterschied. Apple hingegen setzte auf ein eigenes (Öko-) System, welches die höheren Kosten einer westlichen Entwicklungsabteilung (für Systemsoftware, mitgelieferter Software, Hardware bis hin zu den Chips und Produktdesign) über die bessere Integration von Hard- und Software (und später auch Diensten) beim Kunden rechtfertigen konnte.


    Außerdem gibt es Olivetti ja noch, auch wenn sie sich aus dem PC-Geschäft weitgehend verabschiedet haben, während Apple immer noch 5 Mio. PCs pro Quartal verkauft (weltweit ungefähr Platz 4). Aber auch bei Apple sind die Macs ja nicht mehr der Haupt-Umatzbringer, sondern die iPhones. Der PC-Markt schrumpft und die Firmen ziehen weiter, die einen Richtung vertikale Märkte (Lösungsanbieter), Dienste, Büro-Geräte, andere in Richtung Smartphones, Wearables oder TV.

  • Was mich an Olivetti immer erstaunt: Die konnten Design. Die Technik war auch gut, und man hatte innovative Ideen. Mit Anteilen (bzw. Übernahmen von Firmen wie) Triumph Adler, und vor allem Acorn war man in den wichtigsten Kernmärkten von Europa präsent, und vor allem durch Acorn hatte man Zugriff auf ARM, welche auch damals abseits vom RiscPC Marktanteile in Windeseile eroberte. Warum war dann Olivetti kommerziell so wenig erfolgreich, und war beim Endkunden kaum bekannt? Bei Olivetti denken die Meisten hier an klapprige mechanische Reiseschreibmaschinen aus den 1970ern, aber nicht an interessante Hardware. Was hat Olivetti im Gegensatz zu Apple falsch gemacht?

    Hardware alleine zu haben reicht halt nicht.


    Als Kunde sah man bestimmt genau wie Heinz Nixdorf eher den kleinen Betrieb und nicht das Kinderzimmer, Hobbyraum oder Wohnzimmer.


    Micha

  • Nicht nur kleine Betriebe, Olivetti stattete z.B. die gesamte Commerzbank mit Schreibmaschinen und PCs aus. Wir haben damals als Azubis in der Frankfurter Zentrale mit all ihren Außenstellen (also ohne die Kunden-Filialen) die ganze Wartung durchgeführt, zwei Lehrjahre waren damit pro Durchgang ein halbes Jahr lang beschäftigt, dann gings wieder von vorne los.

  • So, Todo-Liste für den Envision ist erweitert, nachdem ich eine technische Beschreibung des Mainboards aufgetrieben habe:


    - Von Pentium 75 auf Pentium 100, 133 oder AMD K5 PR 133 aufrüsten, da ich Jumpereinstllung für 66 MHz Bustakt gefunden habe. Entsprechende CPUs habe ich in meiner Sammlung gefunden. Muss aber noch sehen, was für ein Kühler dafür nötig ist, vorzugsweise den P133 oder den K5, je nachdem was schneller ist.
    - Speicher auf 2x 32 MB EDO SIMM aufrüsten, muss nur klären welche Sorte genau geeignet ist, so genau ist die Beschreibung dann nämlich leider auch nicht. :(