Hallo allerseits, ich habe heute ein außergewöhnliches Gerät geschenkt bekommen, ich musste es nur bei Ludwigshafen abholen. Es handelt sich dabei um eine
Olivetti ET 351 Ttx
Das ist auf den ersten Blick eine monströs große Typenradschreibmaschine, ein sogenannter "Wordprocessor" oder "Schreibautomat". Je nach Ausstattung hat sie ein oder zwei 5,25 Fullsize-Floppy-Laufwerke, Speicherkapazität 80 kB und bis zu 132 Dokumente, und dann gab es noch diverses Zubehör. Wie ein PC muss die ET 351 erstmal ihre Software von Diskette booten, in ein extra 32 kB großem Firmware-RAM. Gesteuert wird die Maschine von 2 Z80-Prozessoren, die Elektronik verteilt sich auf vier Platinen die Sandwichartig übereinander liegen, alles unter der Tastatur. Als Anzeige kommt ein grün leichtendes Flureszenz-Display mit 40 Zeichen in 12x5-Punkt-Matrix-Anordnung zum Einsatz. Für die Textverarbeitung stehen 16 KB RAM Textspeicher zur Verfügung. Ich habe die Ttx-Version, das heißt, statt des zweiten Diskettenlaufwerks ist da im Gehäuse ein Teletext/Telex/Fernschreiber-Modul eingebaut. Naja, "Statt des 2. Diskettenlaufwerks" ist falsch, das 2. Laufwerk ist eingebaut, aber extern nicht zugänglich, es dient rein zum Speichern von eingehenden Fernschreiben und kann vom Benutzer nicht zum Speichern eigener Texte genutzt werden, kurios, nicht? Das Druckwerk wird von Gleichstrom-Motoren mit Encodern gesteuert, das heißt auf den Motorwellen sitzen Scheiben mit 200 Schlitzen, die abgetastet werden wie bei einer Maus mit Kugel, diese DC-Motoren machen die Olivetti-Schreibmaschinen der damaligen Generation (ET 2xx, ET 121, ET 351) für ihre Zeit extrem schnell, allerdings müssen diese Motoren auch gegenüber der Elektronik "abgeglichen" werden, damit sie sauber laufen. Sinnvollerweise hat meine ET 351 Ttx einen Traktor für Endlospapier, das dürfte heutzutage eine extrem selten erhaltene Konfiguration sein.
Die ET 351 wurde ab 1982 bis etwa 1984 produziert, und dieses Exemplar laut Vorbesitzer war bei ihm in der Firma bis 2006, also bis zum Abschalten des Teletext-Netzes der Telekom in Betrieb, also mindestens 22 Jahre. Die arme Diskette im 2. "internen" Laufwerk, die muss die ganze Zeit durchgenudelt sein! Übrigens hat die ET 351 Basisversion mal etwa 14.000 bis 15.000 DM gekostet, etwa so viel wie damals auch ein VW Passat kostete.
Die Maschine muss auf jeden Fall restauriert werden, die lange Betriebszeit und die fast 10 Jahre Einlagerung haben sicher Spuren hinterlassen, ich denke da auch an diverse Gummiteile wie den Antriebsriemen des Diskettenlaufwerks, den NVRAM-Akku, viele mechanische Bauteile die verharzt und verklebt sind, uralte Elkos, usw. Zum Glück habe ich das Service-Handbuch. Die Ttx-Erweiterung wird darin aber nicht behandelt, aber vom Vorbesitzer habe ich immerhin die Ttx-Bedienungsanleitung erhalten.
Spannend finde ich auch die Teletext-Funktion, und habe dazu ein bischen gegoogelt, wie schon geschrieben das Teletext-Netz ist Geschichte, aber findige Bastler haben Ersatz geschaffen, nennt sich i-Telex, eine Art Adapter, über den Fernschreiber miteinander übers Internet kommunizieren können. Aber leider habe ich zu i-Telex nur spärliche Infos gefunden. Das hier scheint die zentrale Anlaufstelle zu sein, aber technische Infos, wie das funktioniert, finde ich da nicht. http://fernschreibamt-hausneindorf.net/ Hat da jemand nähere Infos, was man dafür bräuchte, um diese Maschine ans i-Telex-Netz zu hängen?
Die "Dreieinundfünfzig" ist noch im Auto, denn sie ist wirklich sauschwer, ich musste sie vom Hauseingang des ehemaligen Besitzers bis zum Auto etwa 40 Meter schleppen, Leute, am Kofferaum angekommen war ich fix und fertig. Heute komme ich nicht mehr dazu, morgen habe ich auch keine Zeit, mir die Maschine mal anzugucken, aber am Samstag ist ja HomeCon, eine Gelegenheit mal zu gucken, und den Freunden dort mal wieder was besonderes auf den Tisch zu stellen. Daher auch erstmal kein Foto von meiner Maschine, sondern nur, dass ihr eine Vorstellung von dem Brocken habt, ein "Symbolbild".
Also, nochmal die Frage, hat jemand näheren Input zu i-Telex?