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letzter Beitrag von Snoopy am

C65 [OT aus ebay-Thread]

  • War der Amiga Markt nicht irgendwann auch gesättigt ?


    Micha


    "Gesättigter Markt" heißt ja, jeder der einen Amiga (oder was auch immer) haben möchte, hat schon einen und keine (oder zu wenige) neuen mehr nachgefragt werden. Ja, die Situation gab es, weil plötzlich alle Wing-Commander und Doom spielen wollten.

  • [offtopic]


    Das war nicht das Problem, die haben ja auch teilweise für die Marken-PC zugeliefert.

    Warum nicht auch an Atari und Commodore? Warum mussten die alles selbst machen? Commodore produzierte teils sogar seine TTL-Chips selbst! Olivetti baute eigene Disketten- und Festplattenlaufwerke (Sparte "Olivetti Peripherials", "Made in Italy"), obwohl es am Markt ausreichend spezialisierte Firmen gab. Viele damals schon existierende PC-Hersteller die es heute noch gibt, wechselten in den 1990ern zunächst bei den preiswerteren Modellen auf Komponenten solche Zulieferer in Taiwan, teils wurden die Boards noch selbst entwickelt und nur von den Taiwanern hergestellt, teils wurden nur die gewünschten Specs übermittelt und dann geschaut wers am billigsten liefern konnte, heute kommt ja alles von Foxconn und noch ein paar Auftragsfertigern. Commo und Atari war schon halb auf dem richtigen Weg: Eigene Fabrik in Hongkong, Taiwan bzw. Philippinen, das "Eigen" beschränkte aber die Flexibilität.


    Zitat

    Das größere Problem waren spezialisierte Entwickler (gerade im Grafikkarten-Bereich) die innerhalb eines halben oder einen Jahres einen Leistungsvorsprung in die existierenden PCs stopfen konnten, auf den 'geschlossene' Systeme kaum schnell genug reagieren konnten. Wenn dann noch ein tüddeliges Amiga-Management meintk, man bräuchte eigentlich keinen AGA, AA oder AAA weil der A500 sich ja noch blendend verkauft... dann steht man früher oder später ziemlich nackig da.


    (richtig übel wäre es geworden, als die 3D-Videobeschleuniger rauskamen- spätestens da war spezialisiertes Know-How und Entwicklungspower hinter, die Commodore beim besten Willen nicht hatte)

    Commodore hatte eigentlich auch Leute, die 3D hätten umsetzen konnen, die hat man aber zu 3DO hin rausgeekelt. Laut "Volkscomputer" haben die bei Commodore nur drauf gewartet sowas zu machen, aber da fehlten dann der Geschäftsführung die Visionen das auch machen zu lassen.

    Zitat


    Nö, sie hätten gewisse Leistungsansprüche aus dem PC-Bereich antizipieren und in ihre eigenen Maschinen einbringen müssen. Amiga-Grafik als PC-Steckkarte hätte entweder keine Verbreitung gefunden, oder es hätte die CBM-eigene Amiga-Linie kannibalisiert.


    Da bin ich anderer Meinung. Man hätte den Amiga und dem ST/TT/Falcon kanibalieren MÜSSEN. Beide Plattformen hatten gegen diese PC-Industrie ab den frühen 1990ern keine Chance mehr, weder bei den Innovationen und Preisen der Hardware noch bei der Software-Auswahl. Das ware eine handvoll Entwickler gegen eine ganze Armee Hard- und Software-Entwickeler bei unzähligen Firmen auf der PC-Seite. Das war bereits etwa 1991/92 abzusehen. Vielleicht hätte man das Ruder noch rumreißen können, wenn man Lizenzen für Hardware und Betriebssystem an andere Hersteller herausgegeben hätte, und zwar schon in den 1980ern, (IBM hat das mit dem PC kostenlos gemacht, jeder durfte das nachbauen, man musste sich nur ein eigenes, kompatibles BIOS schreiben, was einem dann ja Phoenix, AMI und Award abnahmen. Aber das war so etwa der Zeitpunkt, ab dem langsam verfügbare Software wichtiger wurde als Hardware oder eine Computermarke. Der Schuss hätte allerdings auch nach hinten los gehen können, wenn die Clones Atari und Commodore überrollt hätten (so wie es in den 2000ern tendenziös mit der PC-Sparte von IBM passierte). Nicht mehr die Killerfeatures der Hardware zählten, sondern Killerapplikationen (und wenn es nur Solitire in Windows war...).


    Verglichen mit VGA Stand etwa 1990/92 mit 0,5/1MB VGA-RAM) war die Onboard-Amiga-Grafik nichts mehr, sieht man möglicherweise vom Blitter und den verschiedenenen Auflösungen/Grafikmodis, die man hintereinander schieben kann, ab. (VGA.Karten waren bis dahin mehr oder weniger auch nur Framebuffer, die allerdings auf relativ viel eigenes RAM zugreifen konnten, und keine Shared Memory Architektur wie ST und Amiga - (allerdings hat das den ST/TT nicht ausgebremst, erst beim Falcon ist bei höheren Auflösungen dieser Effekt zu beobachten)) Allerdings gab es damals schon für PCs diverse (teure) Grafikbeschleuniger (8514/a, ATI Mach 8, TIGA, Miro Magic-HR, ...), welche ähnliche Funktionen im Bereich Bitblitting, Linien ziehen, Flächen füllen usw. weit ausgefeilter beherrschten als der Amiga, und vor allem bei höheren Auflösungen und mehr Farben! Diese Funktionen wurden dann mit integrierter Grafikbeschleunigung und entsprechenden Windows-Treibern beim PC auch langsam Mainstream. Der Bitplane-Modus mit Farbpaletten (wie ihn der Amiga und der ST ursprünglich darstellten) wurde ja bei Echtfarbendarstellung eher als Hindernis als wie als Vorteil eingestuft. Von der Amiga-Grafik wären höchstens die hintereinander liegenden und beliebig überblendbaren verschiedenen Grafikmodis interessant, aber diese gab es ja eigentlich auch nur, um die engen Grenzen des OCS-Chipsatzes aufzuweichen - Bei durchgehender Echtfarbendarstellung (ob 65K oder 16 Mio ist erstmal egal) ist ein auflösungsunabhängiges Programmieren ohnehin überlegen). Und ich gebe ganz offen zu, die Grafikmodis des ST/TT/Falcon hätten VGA auch nichts mehr beibringen können. Grafikkarten für den Mega-STE/TT/Falcon brachten auch nur PC-Technik rüber auf den Atari (ET4000, Mach32 bei Nova und CrazyDots oder die TIGA-Chips von Intel auf den Matrix-Karten für den VME-Bus). Das Addon von Atari, welches in VGA-Karten hätte reingebracht werden können, das war einzig und alleine die 3D-Grafikfunktionen (basierte meines Wissens auf Raytracing) der Jaguar-Konsole. Eine VGA-Karte von Atari mit dem Feature wäre 3dfx Voodoo Graphics um einige Jahre zuvor gekommen.


    Der Amiga und der Falcon mit seinem DSP hätten sich auch Soundmäßig in die PC-Architektur einbringen können, da waren beide Firmen Creative Labs mit Paula, STE-DMA-Sound und der Falcon-DSP-Soundhardware um Jahre vorraus gewesen. Erst mit der Soundblaster 16 und der GUS überholte der PC (zunächst noch ohne DSP). Fremdprozessoren in der PC-Architektur sind an und für sich nichts besonderes, ich erinnere mich noch an eine ganze Serie PCs von Olivetti mit Intel i860 RISC-Prozessor als "Zweitprozessor" aus dem Jahr 1989/90, welcher direkt in den Grafikspeicher der verbauten EISA-Grafikkarte reinschreiben konnte, und so bei entsprechenden Treibern als Videobeschleuniger fungierte. Der i860 konnte in den Maschinen auch den i486 ganz abschalten und alleine die Systemkontrolle übernehmen, da er gleichberechtigt auf der Hauptplatine verbaut war (Olivetti lieferte ein entsprechendes Unix-artiges OS dafür) (und so bekam der 486 ganz nebenbei ein 64 bit breites Speicherinterface, was L2 Cache quasi überflüssig machte, da der 486 bei diesen PCs per "RAID 0" (Interleave) abwechselnd zwei parallele 32-Bit-Bänke ansteuerte - weil der i860 eine 64 Bit breite Speicherarchitekur erforderte. So eine LSX-5020 (alllerdings mit leerem i860 Sockel auf der Hauptplatine) habe ich noch (nicht zusammengebaut) daheim. Der DSP ist in etwa das, was Intel und AMD ab 1996 mit MMX, 3DNow! und später SSE direkt in die Prozessoren integriert haben. Und mit der Janus-ISA-Karte brachten Atari-Leute ja sogar eine 68020 in den PC um darauf ohne Prozessoremulation einen sanften Übergang vom Atari zum PC zu gestalten. Darauf hätte man prinzipiell auch ein (angepasstes?) Amiga-OS laufen lassen können.


    Beim Amiga kann ich es nicht beurteilen, beim Atari wäre die Softwaremigration auf den PC jedoch machbar gewesen: GEM gabs auch für den PC und man hätte sicherlich in Zusammenarbeit mit DRI und/oder Eric Smith (dem Entwickler von MiNT) und anderen Cracks auf dem Gebiet die PC-Version von GEM multitasking-tauglich, 80386/486/Pentium/... ausnutzend und mit den Atari-Erweiterungen (inklusive beschränkter Unix/Linux-Kompatiblität für die Portierung von Software) versehen können. Nur Apple hätte das ausbremsen können (Apple hat GEM auf dem PC ja durch eine Klage schon ziemlich zurechtgestutzt). Und dann entweder mit der Janus-Karte oder per Compiler die Atari-Programme auf X86 umsetzen können, die Systemaufrufe des ATARI BIOS, XBIOS und GEMDOS sind denen von PC-BIOS und MS-DOS (wegen der GEM-Kompatiblität) wie aus dem Gesicht geschnitten (auch soll es gewisse Ähnlichkeiten zwischen Metados und Mscedex geben, aber das nur am Rande). Amiga-OS-Software auf DOS, GEM oder Windows umzusetzen wäre sicherlich schwieriger gewesen (mehr oder weniger Neuprogrammierung), aber vielleicht hätte es auch ein Wrapper getan, der die Amiga-OS-Aufrufe nach DOS/Windows übersetzt. Oder man hätte es wie bei Calamus-DTP gemacht, das Mac/Windows-Programm (zuletzt aktualisiert im Dez. 2014!) ist im Kern immer noch eine Atari-Anwendung, die eine eigene hochspezialisierte, völlig transparente Emulation mit Wrapper mitbringt. Nur hardwarenahe Sachen wären nicht gegangen, aber da mussten eh schon z.B. viele ST-Programme auf dem TT ins Gras beißen. Dafür hat sich aber vielfach schnell Ersatz gefunden. Einige Atari-Programe wurden sogar auf den PC portiert, manche auch auf den Mac, und leben noch heute in ihren Nischen: Cubase, Papyrus, (i)Cab, Calamus, ...


    Ist aber alles hättehätte Fahradkette und hat nix mit dem C65 zu tun...[/offtopic]

  • Ist bekannt, WANN genau das Projekt C65 abgebrochen wurde? Vielleicht sogar ein genaues Datum?

    Man kann es auf November/Dezember 1991 einkreisen. Da ist das letzte bekannte (unfertige) ROM für den C65 erstellt worden.


    Es ist anzunehmen, dass nur solange daran gearbeitet worden ist, wie eine Veröffentlichung des C65 geplant war.