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letzter Beitrag von Retrofan am

Desktop-Pionier: Einblick in den Source-Code des Xerox Alto

  • Zitat

    Desktop-Pionier: Einblick in den Source-Code des Xerox Alto


    Mit dem Alto nahmen Xerox und das PARC ab 1972 viele Funktionen heutiger Computer vorweg. Für geschichtlich interessierte Nutzer hat das Computer History Museum nun mehrere Teile des Source-Codes zur Verfügung gestellt.


    Siehe hier

  • Die Idee zur Maus ist sogar schon von 1962 und 1964 wurde der erste Prototyp getestet, 1967 wurde das Patent erteilt: http://www.mac-history.de/appl…chichte-der-computer-maus


    [offtopic]Jetzt habe ich aber mal eine Frage zu dem von mir verlinkten Artikel. Dort steht, dass Apple die Maus von Stanford Research Institute selbst lizenziert hat, dann weiterentwickelt hat und schließlich 1984 auf seine eigenen Verbesserungen ein Patent erhielt. Ich frage mich nun, wie das mit Commodore, Atari, Logitech, Genius, Microsoft und vielen anderen Herstellern war, die selbst auch Mäuse produzierten bzw. ihren Computern bei legten. War die patentierte Apple-Maus so viel anders (reicht da dass nur eine Taste vorhanden ist?), dass genannte Firmen keine Schwierigkeiten mit Apple bekamen? Haben diese Firmen sich auch Lizenzen bei Stanford Research Institute besorgt? [/offtopic]

  • War die patentierte Apple-Maus so viel anders (reicht da dass nur eine Taste vorhanden ist?), dass genannte Firmen keine Schwierigkeiten mit Apple bekamen?


    Ich kann nur mutmaßen, da ich mir die Patentschrift von Apple nicht durchgelesen habe. Aber nach dem von dir verlinkten Text hat Apple die Maus dadurch arbeitsplatztauglich gemacht, dass sie eine andere Abtastung entwickelten als sie die Engelbart-Maus hatte. Diese hatte ja ursprünglich keine Kugel, sondern nur 2 Räder, die im 90°-Winkel angeordnet waren. Bei Xerox (oder noch bei SRI) hat man dann die Ebelbart-Maus dadurch verbessert, dass die Räder durch eine Stahl-Kugel ersetzt wurde. Wie da aber die Abtastung der Kugelbewegung realisiert wurde, weiß ich nicht. Apple hat das ja optomechanisch gemacht. Auf jeden Fall wurde die Maus wohl durch Apples Entwicklung massentauglich, wartungsarm und kostengünstig in der Herstellung.



    So wie ich das sehe, haben Atari, Commodore und Konsorten sich sehr nahe an der Apple-Konstruktion orientiert und es damit belassen, eine weitere Taste hinzuzufügen. Warum Apple sie nicht wegen Patentverletzungen belangt hat? Vielleicht aus dem gleichen Grund, warum sie diese Firmen auch nicht wegen ihrer GUIs verklagt haben, MS (Windows) und DRI (GEM) aber schon: Sie waren aus Apples Sicht einfach nicht wichtig – man ließ sie laufen, da sie größtenteils andere Kunden hatten. Vielleicht hatte Apple auch die Befürchtung, dass das Patent bei einer Klage nicht standhalten würde. Man wird das wahrscheinlich nie endgültig klären können, außer einer der Beteiligten erwähnt die Vorgänge in seinen Memoiren.

  • Die Rollkugelmaus hat Telefunken schoin 1968 als Produkt vorgestellt, zwei Wochen vor der SRI-Demo. Und sie hielten es für so unspektakulär, den von Radar-Bildschirmen bekannten Track-Ball umgedreht auf dem Tisch rollen zu lassen, daß sie weder einen neuen Namen für ihre Rollkugel gesucht noch ein Patent beantragt haben.


    Was Apple sich hat patentieren lassen war im Wesentlichen:


    - der Bajonettverschluß zum leichten Entfernen und Reinigen der Kugel,
    - die interne Kuppel über der Kugel, die die übrige Mechanik vor Staub schützt, sowie
    - der verschleißfreie Drehgeber mit Sprossenrad und zwei Lichtschranken.


    Punkt eins haben manche Hersteller zum Beispiel dadurch umgangen, daß der Verschluß durch Verschieben gelöst wird. Staubschutz war bei einigen Nagern schlicht nicht vorhanden. Und letztlich kann man Patente anderer Firmen natürlich verwenden, wenn man Lizenzgebühren vereinbart- da Apple damals noch nicht der Quasi-Monopolist war, haben sie das vermutlich auch gerne gemacht.


    Übrigens: Der Alto mag zwar ab 1972 entwickelt worden sein, es ist aber nirgends überliefert wann welche Dinge lauffähig waren. So gibt es ein Demo-Video von 1982, das zwar durchaus als 'GUI' zu erkennen ist, aber von der Macintosh- oder LISA- Oberfläche noch meilenweit entfernt ist. Apple hat also beileibe nicht nur abgekupfert (wozu PARC als Think Tank ja schließlich da war!) sondern sie haben auch eine Menge eigenes Hirnschmalz in die Benutzbarkeit investiert. Das ist Jobs ja auch später mehrdach gelungen- vom MP3-Player zum iPod (mit 'integriertem' Musik-Shop), vom Organizer-Handy zum Smartphone, etc.

  • Was die einfacher Ausführung eines grafischen Desktops auf der Xerox-Kiste angeht, hängt auch damit zusammen, dass dessen Hardware schon über 10 Jahre älter und somit weniger leistungsfähig als ein MC68000 basiertes System der 1980er ist. Die CPU des Xerox war diskret aus TTL-Bausteinen aufgebaut, oben im Artikel wird als CPU ein Chip namens 74181 genannt, das ist eine 4-Bit ALU aus dem 74xxx TTL Standardfundus! Die Leistungsfähigkeit eines solchen Rechners mit einer 16/32 Bit MC-68000 Maschine zu vergleichen grenzt an Größenwahn. Siehe http://en.wikipedia.org/wiki/74181

  • Sag das nicht, die 74181 hatten Taktfrequenzen von 45, 90 oder 135 MHz drauf, da kann ein 68000 mit 8 MHz nicht gegen anstinken... wenn denn der Rest des Rechners ordentlich designt ist. So hat der Alto angeblich keinen echten Systembus, sondern Speicher und Peripherie hängen quasi direkt an den internen Prozessor-Datenleitungen. Und man kam direkt an den Microcode heran. Dir fehlt ein Befehl? Programmier ihn Dir selbst.


    Ich meinte auch nicht die grafische Darstellung- die war schon ganz ordentlich. Nein, ich meinte die Bedien-Semantik. So lassen sich Icons anklicken. NUR anklicken. Nicht verschieben, nicht doppelklicken, es gibt kein Lasso oder sonst Möglichkeiten, mehrere Icons zu markieren. Die eigentliche Aktion läuft dann über eine der zahlreichen Funktionstasten. Zumindest, solange die benötigte Funktion auf der Tastatur vorhanden ist...

  • Die Rollkugelmaus hat Telefunken schoin 1968 als Produkt vorgestellt, zwei Wochen vor der SRI-Demo.


    Wobei as Ding nicht mal eine einzige Taste hatte, oder? Und man weiß nicht, ob diese Präsentation in den USA (oder überhaupt irgendwo) wahrgenommen wurde, weswegen die Telefunken-"Maus" irgendwie solitär dasteht und keine direkten Erben hat. Ihr gebührt zwar die Ehre, die erste "Maus" gewesen zu sein, sie hat aber trotzdem keinen Einfluss auf die weitere Entwicklung gehabt. (Leider)


    Was Apple sich hat patentieren lassen war im Wesentlichen: ...


    Ah gut, du hast es gelesen – ich war ja zu faul (bzw. anderweitig beschäftigt). Auf jeden Fall wurde das Ding dadurch immerhin wartungsarm und massentauglich.


    da Apple damals noch nicht der Quasi-Monopolist war ...


    Wann und bei was war Apple je Quasi-Monopolist? Mit dem Apple II nicht, mit dem Mac nicht, beim iPhone nicht. Marktführer waren/sind sie bei MP3-Playern und bei Tablets – aber Monopolist?


    Übrigens: Der Alto mag zwar ab 1972 entwickelt worden sein, es ist aber nirgends überliefert wann welche Dinge lauffähig waren.


    Stimmt, da wäre eine genaue Untersuchung, wann was wirklich existierte, mal interessant. Das Gerät war ja eine Art Forschungsprojekt und nie wirklich marktfähig.


    Die CPU des Xerox war diskret aus TTL-Bausteinen aufgebaut, oben im Artikel wird als CPU ein Chip namens 74181 genannt, das ist eine 4-Bit ALU aus dem 74xxx TTL Standardfundus!


    Das ist nebenbei ja auch einer der Gründe, warum der Alto kein "PC" sein kann. Ein Personal Computer ist mindestens erst einmal ein Microcomputer (mit zusätzlichen Eigenschaften) und der benötigt per Definition einen Microprozessor. Oder sehe ich das falsch?


    Nein, ich meinte die Bedien-Semantik. So lassen sich Icons anklicken. NUR anklicken


    Es ist meines Erachtens so, dass das Xerox GUI nur Objekte (Fenster, Icons) kannte, aber keine Funktionen (wie z.B. öffnen, kopieren ...). Letztere wurden grundsätzlich über spezielle zusätzliche Tasten auf dem Keyboard ausgeführt und waren damit auch in der Anzahl stark begrenzt. Apple hat dann der GUI-Idee u.a. die "Funktionen" hinzugefügt und in Form der Menüleiste mit Pulldown-Menüs realisiert. Das war schon ein deutlicher Schritt nach vorne.