Ich bin eh kein Uhrenträger, sie stören mich am Handgelenk. Ich habe lange Jahre in der Schule und Uni eine Taschenuhr getragen und seit ich ein Handy habe, nicht mal mehr die, da die Handbewegung, um zur Uhr zu greifen, beim Handy ähnlich ist. Vielleicht könnte eine richtig gute Smartwatch mit genügend USP mich dazu bringen, mir die Sache mit dem Handgelenk nochmal zu überlegen.
Es ist müßig, sich darüber Gedanken zu machen, welche Smartwatch man kaufen soll. Die Mehrheit wird bei Bedarf einfach mal in die Hosentasche greifen und gucken, welcher Firmenname auf dem Smartphone steht und dann die entsprechende Uhr erwerben. Die Apple Watch ist nur was für Leute, die ein iPhone haben, wie die Samsung Gear nur etwas für Leute mit Samsung Galaxy Smartphones ist. Es ist also für die Hersteller ein Zusatzgeschäft, ein Add-On, ein Accessory.
Nun zur Apple Watch: Der Name scheint ein weiterer Schritt weg von dem i-Zusatz zu sein. Bei Apple TV und jetzt auch Apple Pay war das ja auch schon zu sehen. Ich finde das gut. Wahrscheinlich haben irgendwelche windigen Personen ohnehin jede i-Irgendwas-Domain aufgekauft in der Hoffnung, Apple könne sie ihnen teuer abkaufen. Optisch hatte ich mir mehr von der Uhr versprochen, mir ist das Ding zu rundgelutscht (vom Display abgesehen). Allerdings hat man die Wahl zwischen 3 Materialien (Edelstahl, Alu und Gold), 2 Größen und 6 Armbandtechniken (und die dann noch in diversen Farbvarianten). Wahrscheinlich wird auch hier eine Zubehörindustrie entstehen, die weitere Armbänder entwerfen und anbieten wird. Apple hat also die Individualität als Kaufargument für sich entdeckt.
Und Apple hat als erster Smartwatch-Hersteller (mit dem kleinen Modell) auch die Frauen ernsthaft im Blick. Andere Hersteller zeigen in den Video zwar auch gerne weiblich Models mit den Uhren – man fragt sich bei den Bildern von Samsung und Co. aber unwillkürlich, wo denn die Uhr mit der Frau hinwill.
Der Preis ab 350 $ (oder auch Euro) passt gut ins Portfolio und war (mindestens) zu erwarten. Und dass die Watch nur mit dem iPhone zusammen funktionieren wird, auch. Eine solitäre Smartwatch ohne Handy-Anbindung macht aus meiner Sicht auch wenig Sinn. Man kann nun mal nicht alles mit so einer kleinen Uhr erledigen, was man mit dem Smartphone macht, sodass die Mehrheit ohnehin beide Geräte mitnehmen wird. So eine Smartwatch ist für die schnelle Information und Reaktion gedacht, in Situationen, wo einem selbst das Herausziehen des Smartphones aus der Hosentasche zu aufwändig (oder zu auffällig) erscheint. Aber die wenigsten werden eine längere eMail dort hineinsprechen – da nimmt dann dann wieder das Smartphone (und tippt). Auch zum Fotografieren, Videogucken und Spielen wird man eher ein Smartphone als eine Uhr verwenden.
Zum Abschluss: Ich denke, die Apple Watch wird bei den iPhone-Besitzern gut einschlagen (und das sind nicht wenige – in den USA z.B. ist Apple von den Marktanteilen her nicht sehr weit vom gesamten Android-Marktanteil entfernt). Apple geht wieder (wie schon beim iPhone) an den üblichen IT-EarlyBirds (den Nerds) vorbei und verkauft direkt an die normalen Kunden. Sie setzen hier auf Style, Mode, Gesundheit, Sport, bargeldloses Bezahlen. Ich persönlich kann die Apple Watch eh nicht mit meinem iPhone 4S koppeln (geht erst ab iPhone 5) und mir ist das Teil (wie die anderen Smartwatches) noch zu klobig. Ich kann daher ohne Probleme noch mindestens ein Jahr (und die nächste Generation) abwarten, bis ich mir ernsthaft Gedanken mache, mir sowas zuzulegen. Vielleicht passiert es auch nie.