PowerMac G5 Erfahrungen

Die Tage habe ich (aus meiner Sicht) einen Schnapper gemacht: Einen funktionstüchtigen PowerMac G5 für 40 Euro! Es ist das Doppel-Prozessor Modell mit 2,5 GHz und (wahrscheinlich) Wasserkühlung (aus 2004, also schön abgehangene 10 Jahre alt). Das müsste einer der ersten (wenn nicht der erste) Großserien-PC mit Wasserkühlung gewesen sein (zuvor wurde diese Kühlungsart doch vorwiegend von einigen wenigen Hi-End-Gamer-PC-Exoten (und Großrechnern) verwendet, oder hat da jemand andere Infos?). Auf Wasserkühlung tippe ich wegen des Rechnertyps(-alters) und dem Text im Gehäuse-Inneren: "If you see liquid, unplug computer ...". Die Kühlung selbst ist in einem Metall-Käfig versteckt und den habe ich noch nicht geöffnet.

Ich habe erst einmal die serienmäßige Festplatte gewiped und dann ein frisches Mac OS X 10.5.8 installiert, weil ich keinen Rechner (mehr) mit Leopard habe. Tiger soll zwar etwas zügiger auf der Kiste laufen, dafür ist der Leo etwas komfortabler und sieht auch etwas moderner aus. Ich habe gleich mal erste Performance Tests durchgeführt, weil hier im Forum schon mal behauptet wurde (ich meine, es wäre von Spacecop gewesen), dass die G5 Rechner im Verhältnis zu zeitgenössischer Intel-PC-Hardware eher lahm waren. Ich habe einige Full-HD Videos (MKV/H.264) auf der Kiste laufen lassen (lokal, wie auch übers LAN) und die liefen (trotz nur 1,5 GB RAM) ohne jegliche Ruckler und Aussetzer (VLC), und es war sogar noch Auslastungs-Luft noch oben frei. Und das mit der eher moderaten Standard ATI Radeon 9600 XT Grafikkarte (128 MB), die die CPU bei dieser Arbeit nur wenig unterstützen wird. Ich habe hier noch eine Geforce 6600 GT herumliegen, die ich auch mal testen werde, sobald ich die zusätzliche Stromversorgung dafür im Gehäuse verlegt habe (es hängen da nirgendwo Kabel herum).

Insgesamt fühlt sich die Kiste recht zügig an (wenn auch nicht mit heutigen Rechnern vergleichbar aber doch deutlich über meinen G4s) und ich werde mal versuchen, herauszufinden, was im Intel-Bereich zu dem Releasezeitpunkt (2004) so vergleichsweise am Start war. Es war ja schließlich die Zeit, in der Apple wahrscheinlich langsam am überlegen war, auf Intel umzusteigen und IBMs Versprechen, mobiltaugliche CPUs auf G5 Basis herstellen zu können (Wassserkühlung!), nicht mehr trauen wollte. Jetzt kommt erst einmal eine Menge Software auf die Kiste (Backup vom Tiger-G4-Rechner) und dann gucke ich mal, was ich mit dem Gerät so anstellen werde. (Und ich hoffe, dass die Wasserkühlung nicht allzu schnell leckschlägt.)

Zur Performance: Ich kann mir nicht erklären, wie es Spacecop hinbekommen hat, dass Full-HD-Filme auf seinem 2.7 GHz DP G5 nicht ruckelfrei gelaufen sein sollen (evtl. "zu" hoher Durchsatz bei den Filmen? Meine sind bei üblicher Spielfilmlänge so 6 bis 10 GB groß). Mein Mac hatte beim Abspielen meistens etwas über 100% Auslastung (zur Erklärung: Mac OS gibt die Auslastung je (echtem) Prozessor/Kern an, ein Dualcore kann also 200% und ein Quadcore 400% schaffen). Der Rechner sollte also neben dem Full-HD Film (1080p) noch einen normalen HD Film (720p) beim Abspielen schaffen, das konnte ich aber nicht testen weil mein VLC nicht mehrere Filme gleichzeitig abspielen will.

Ich habe mal testweise Cinebench 10 laufen lassen und im Netz nach Vergleichswerten gesucht. Ergebnisse (auf volle 50er gerundet) von meinem G5: 1xCPU= 1.850, 2xCPU= 3.350, OpenGL= 1.450. Ein Intel Pentium 4 (3 GHz) schafft wohl rund 1.200 CB-CPU und 1.600 per HT. Ein Pentium D (Dualcore 2.8 GHz, Release 2005) schafft bei 2xCPU= 2.700 und erst ein Intel Core 2 Duo (E2160, 1.8 GHz, Release 2006) kommt auf 1xCPU= 1.750 und 2xCPU= 3.300. Ein Athlon X2 3.800+ (2.7 GHz, Release 2006) schafft 1xCPU= 2.200 und 2xCPU= 4.300, liegt also etwas über dem G5 mit 2.5 GHz.

Man kann also grob sagen, dass der G5 (mein 2.5 GHz-Modell ist von 2004) leistungstechnisch auf der Höhe der Zeit war, evtl. sogar der X86-Plattform um ein bis zwei Jahre voraus.

Zitat von controlport2

YouTube in HD kann man allerdings vergessen.

YouTube ist ein Spezialfall, was Videos angeht. Der Flashplayer saugt unheimlich viel Performance – vor allem auf PPCs, da kann die Graka so gar nicht helfen. Hast du mal probiert, auf HTML5-Video umzuschalten? Bei meinen G4s hat das etwas geholfen.

Zitat von controlport2

Und: was mich stört ist, dass es immer mal wieder kleine Grafikfehler gibt, es bleibt ein Klötzchen stehen wo der Mauspfeil war (ATI GraKa).

Das kann ich mir auch nicht erklären. Ist das eine geflashte Karte oder eine original von Apple verbaute?

Zitat von MaTel

Kling zwar paradox, aber diese damals sauteuren Boliden sind im Grunde nur noch ein Haufen Elektroschrott, die selbst zum Surfen im Internet nur noch bedingt geeignet sind.

Andere 10 Jahre alte Rechner sind ähnlicher "Elektroschrott". Ich hatte ja mal geguckt, was 2004 so angesagt war im Intel-Bereich: Pentium 4. Die Hardware ist deutlich langsamer und der größte Unterschied ist der, dass die Windows-User freiwillig kein aktuelles OS aufspielen und beim 15 Jahre alten XP bleiben, während Apple den OS-Upgrade-Pfad Ende 2009 mit Snow Leopard beendet hat (supportet wurde Leopard aber noch länger). Es gibt zwar durch Apples Prozessorarchitektur-Wechsel weniger aktuelle Software, die auf den alten Maschinen läuft aber wen interessiert das, da sowieso kaum jemand so alte Geräte noch wirklich produktiv nutzt. Apple hat die letzten PPCs noch 4 weitere Jahre supportet und danach verschwinden die sowieso "aus den Büchern", sind also abgeschrieben und aus Firmensicht Elektroschrott (zumindest in Bereichen, in denen solche Boliden eingesetzt werden, also nicht in Schreibbüros).

Zitat von controlport2

Dass diese Geräte heute vermeintlich Elektroschrott sind - auf welches Gerät unseres Hobbys trifft das nicht zu?

Das ist quasi der Antrieb, sich näher mit den Kisten auseinander zu setzen. 10 Jahre alte Aldi/Mediamarkt-Pentium4-PCs aus Standardbauteilen zusammengeschustert und mit Billigplastikfronten versehen, interessieren den Vintage/Retro-Computer-Fan deutlich weniger als (teilweise wassergekühlte) Hi-End-64Bit-PPCs (der G5 stammt immerhin von IBMs Power4+ für Hochgeschwindigkeitsrechner ab) in äußerlich schicken und innen super durchgeplanten Alugehäusen. Auch, dass die PowerPC-Linie im Desktop-Bereich mit Apples G5-Rechnern ihr Ende gefunden hat, ist für den Sammler interessanter als Gerätelinien, die noch aktuell verfolgt werden.

Gerade aber für Liebhaber modernerer Amiga-Systeme ist Apples aufgegebene PPC-Linie ein Eldorado günstiger und gleichzeitig performanter Hardware. Alles, was PPC-mäßig neu gebaut wird, ist langsamer und gleichzeitig um Faktoren teurer, als so ein 100 Euro teurer 2,x Ghz Doppel- oder Quad-Kerner.

Zitat von Goja

Hab diese Woche auch einen G5 Dual-CPU bekommen. Retrofan: 2,3GHz also das gleiche Modell, wie dein kaputtes.

Heya. Die G5-Dichte steigt hier deutlich an. ich habe übrigens jetzt schon 2 von den defekten Dingern. Ich muss echt mal gucken, was da im Argen ist. Mein erster sprang gestern übrigens ohne Mucken mit der eingerichteten Platte aus dem Wakü-2,5er an. Ob das so bleibt?

Zitat von Amike

Auf a1k habe ich meine Sanierung dokumentiert - da findest du alle Info die du brauchst.

Danke, super interessant. Obwohl ich etwas Respekt vor der ganzen Wasserkühlungs-Sache habe, werde ich mich damit wohl bald mal auseinander setzen müssen.

Zitat von MaTel

Bis vor wenigen Tagen war das auf der 2004er Hardware sogar produktiv selbst mit XP noch ohne Probleme möglich. Da liegen quasi 5 Jahre mehr auf der Schippe

Was war da möglich? was liegt da auf der Schippe? Verstehe ich nicht.

Zitat von MaTel

aber im Moment bastel ich an seinem Großvater ( Apple IIe ) herum

Der wartet bei mir auch darauf, mal richtig in die Mangel genommen zu werden. Irgendwas war da mit der Z80-Karte, wenn ich mich noch recht entsinne. Es sind einfach immer zu viele Baustellen. Momentan Vectrex-Multicart, Monster Buster 64KB, Atari 2600 Videomod und die G5-Bastelei – ächts.

Seit gestern Abend lief der G5 irgendwie unrund und er stürzte gerne mal ab. Ich schob das anfangs auf Kühlungsprobleme (was bei bis zu 78 Grad beim Rendern, sonst um die 50 evtl. zusätzlich der Fall ist), dann fiel mir aber heute wieder ein, dass ich zwischendurch 2 weitere, noch herumliegende RAM-Riegel reingesteckt hatte. Die habe ich eben wieder herausgenommen und bis jetzt sieht es wieder OK aus. Eigentlich sind RAM-Probleme zu 90% die Ursache, wenn ein Mac herumzickt — da hätte ich eigentlich früher drauf kommen müssen.

Zitat von MaTel

5 Jahre längerer Support seitens MS bei XP? Selbst bei aktuellen Webinhalten kaum Darstellungsprobleme

Supportet wurde Leopard (und damit PPCs) bis 2011 oder 2012. Das sind also nur 2 oder 3 Jahre Unterschied zum jetzigen XP-Ende. Wobei man auf den 10 Jahre alten PC ja auch noch Win 7 oder so draufpacken könnte, wenn man denn unbedingt wollte. Aber wirklich produktiv wird sich das wohl niemand antun. IE-Nutzer hatten immer Darstellungsprobleme bei modernen Webseiten – aber die Unterstützung durch aktuelle 3rd-Party-Browser ist natürlich deutlich besser als bei PPC-Macs. Es stellt sich aber die Frage, ob das nicht genauso wäre, wenn Apple den Switch nicht gemacht hätte. Ich schätze, Chrome wäre ohnehin nie für PPC-Hardware erschienen, bliebe also ein besserer Firefox-Support, den man sich jetzt per TenFourFox holen muss (allerdings ohne Java und Flash). Man redet sich bei der PC-Schiene halt so einiges schön, was gar nicht so viel besser ist, wenn man es praktisch und nüchtern betrachtet. Natürlich sind die G5-PowerPCs veraltet – aber 2004er PC Hardware eben auch. Und Windows XP (welches auf so alter Hardware meistens läuft, ungeachtet der Tatsache, dass auch modernere Systeme noch laufen würden) ist nun mal auch nicht sonderlich modern (im Vergleich zum OS X Leopard). Da ist nur wenig Software dabei und man muss sich tagelang die simpelsten Tools (Syncfähiges Mailprogramm, Kalender, Adressverwaltung, Backuplösung, Fotoverwaltung, Videoschnitt, Musik ...) zusammensuchen.

Aber egal, wir wollen uns ja hier nicht darum streiten, wer 2004 die bessere Hard- und Software hatte oder welche Rechner man länger produktiv benutzen konnte. Hier geht es ja (zumindest mir) vorwiegend um den Retro-Charakter der alten PowerMacs. Und Charme haben die G5-Kisten auf jeden Fall.

Zitat von MaTel

muss man den G5 nach Bastelarbeiten nicht per Software neu kalibrieren?

Ich habe ja noch gar nicht gebastelt – nur die RAMs reingesteckt.

Zitat von controlport2

bin mal gespannt ob sich jetzt wieder jemand meldet, der uns meint mitteilen zu müssen, wie überflüssig so ein G5 doch ist

Manchmal wird halt verkannt, dass 10 Jahre alte Rechner im Normalfall einfach nicht mehr das tun müssen, was aktuelle Rechner tun. Und dabei ist es weitgehend egal, ob die alten Rechner es (z.B. mit einem aktuellen Betriebssystem) theoretisch könnten oder nicht – sie werden zu 99% einfach nicht mehr "produktiv" eingesetzt, weil sie oftmals einfach zu langsam für heutige Aufgaben und Wünsche sind (unabhängig davon, ob es sich um einen Pentium 4 oder einen PPC G5 handelt). Ich setze alte Kisten zwar gerne mal für aktuelle Tasks ein – aber dafür werde ich in meinem Umfeld eher belächelt. Ich kann froh sein, dass meine Süße nichts dabei hat, sich für ihre Internet-Erledigungen an einen Dual-800MHz G4 zu setzen (obwohl ich ihr auch ein 2.8-GHz-C2D-MacBook hinstellen könnte), nur damit ich sehen kann, wo es bei den alten Kisten hakt (ich denke, ich werde sie bald mit einem Tablet belohnen, damit sie auch mal was Aktuelles nutzen kann).

Ich "nutze" einen G5 ja nicht, weil ich muss, sondern weil ich es will. Grabenkriege zwischen X86- und PPC-Nutzern sind sinnlos, denn auf dem Desktop hat Intel längst "gewonnen" (selbst bei Apple), das wissen auch die Leute, die PPC-Rechner trotzdem mögen und schätzen (und evtl. sogar wirklich nutzen, z.B. als MorphOS-Boliden). Die Geräte sind auch heutzutage nichts für Leute, die einfach nur möglichst viel MHz für möglichst wenig Geld haben wollen – man kann jederzeit fünf P4/3GHz-Rechner aus 2004 geschenkt bekommen (obwohl die Mehrheit der Kisten wahrscheinlich schon in der Schrottpresse (oder auf einer afrikanischen Müllhalde) gelandet sind), während man für einen G5 immer noch einen kleinen Betrag hinlegen muss. Aber warum gibt hier jemand 50 Euro für einen C64 aus, wenn er auf ePay für das gleiche Geld einen deutlich leistungsfähigeren Rechner bekommen könnte? Es muss wohl am "Charme" der jeweiligen Hard- und Software liegen.

Zitat von controlport2

Keine Idee, ob das original Apple ist - Du vielleicht?

Leider auch nicht. Die 9600 war aber eine der vielverwendeten Serien-Karten bei Apple, daher gehe ich mal davon aus, dass die Original ist (wenn du sie nicht selber geflasht hast). Bei geflashten Karten wurde ja manchmal die ROM-Größe reduziert und dabei soll es schon mal zu Artefakten am Mauscursor etc gekommen sein. Von Originalkarten kenne ich das eigentlich nicht.

Zitat von Retrofan

Eigentlich sind RAM-Probleme zu 90% die Ursache, wenn ein Mac herumzickt — da hätte ich eigentlich früher drauf kommen müssen.

Ich habe mir die "Problem"-Riegel eben nochmal angesehen und es ist offensichtlich, dass es unterschiedliche sind. Da beim G5 die Riegel immer paarweise gesteckt werden müssen, könnte dass das Problem gewesen sein. Ich sollte mal zusehen, einige identische Riegelpaare zu bekommen und die Einzelnen loszuwerden.