Hab mich gefragt, warum es hier im Forum noch keinen Thread dazu gibt, also mach ich mal kurzerhand einen. Wird eine Art Review werden, aber kann natürlich auch als Diskussionsgrundlage oder Sammelstelle für Erfahrungen dienen.
Puppy Arcade ist eine Variante (ein 'derivative') von Puppy Linux. Letzteres ist von hause aus ein Live-Linux, also bootfähig von CD, und winzig klein. Heißt: in nur etwa 130MB, je nach Ausstattung, ist ein vollwertiges Betriebssystem enthalten, mit einer hübschen GUI und Tools für alle Standardanwendungen.
Die nach heutigen Maßstäben winzige Größe macht es möglich, das komplette OS im RAM zu halten, was für erstaunliche Schnelligkeit sorgt, es auf vergleichsweise alter Hardware lauffähig macht, und als Quellmedium CD/DVD, USB-Stick oder SD-Karte nahelegt.
Heutzutage würde man wohl einen USB-Stick bevorzugen, aber Puppy beherrscht auch den Trick, Usereinstellungen, Daten und Zusatzprogramme auf der Live-CD zu speichern, wenn diese als Multisession gebrannt worden ist.
Soviel nur zum Hintergrund. Das bisher erwähnte ist ja schon sehr cool, technisch gesehen und auch in der Anwendung. Aber nun zur Variante Puppy ARCADE:
Da hat sich ein Mensch namens Scott Jarvis die Arbeit gemacht, sämtliche frei erhältlichen Emulatoren in dieses PuppyLinux einzubauen, mit Menus zu versehen, das ganze neu zu kochen, noch ein wenig aufzuwürzen, und uns faulen oder nicht so versierten Anwendern zur Verfügung zu stellen. Die Liste der eingebauten Emus ist, unglaublich aber wahr, die folgende:
Amiga (500, 1000, 2000), Apple (68k, 128k, 512k, SE, MacOS, Plus), Atari (ST, 800, 800XL, 130XE, 5200), Amstrad (CPC, Plus, VEB), Arcades, Colecovision, Commodore (64, 128, VIC20, PET), Doom, GameBoys (GB, GBC, GBA), GameGear, Genesis/MegaDrive, MasterSystem, MS DOS, MSX, N64, NDS, NeoGeo, NeoGeo CD, NES/Famicom, PC Engine/TurboGrafix, PSX, ScummVM, SNES and ZX Spectrum (16k, 48k, 128k, +2, +2A, +3) and more!
Natürlich stellt er aus rechtlichen Gründen 'nur' die Infrastruktur zur Verfügung, geschützte Inhalte wie ROMs oder z.B. das Flash-Plugin muss man sich also selbst besorgen, aber auch dafür hat er uns einige Hilfen mitgegeben, so dass man z.B. die zum Betrieb des Emus nötigen Commodore-ROMs mit ein paar Klicks anfordern und installieren lassen kann.
Abgesehen von dem hübschen Menu (Applikationsleiste im Apple-Style) hat das Arcade-Puppy noch einige andere Nettigkeiten, wenn man z.B. zum ersten Mal auf 'Internet' klickt, erscheint ein Menu, in dem man sich einen Browser aussuchen kann. Von ganz kleinen (nur-Text) bis rauf zum mittlerweile doch schon sehr fetten Firefox.
Puppy Arcade ist auf mehrere Arten nutzbar. Als reines Live-System lässt es die Festplatte ganz in Ruhe. Als 'frugal install' lebt es in einer Datei die auf irgendeiner Festplatte liegen kann (also egal ob Windows oder Linux). Aber man kann natürlich auch wie üblich eine extra Partition dafür anlegen. 'Frugal' ist empfohlen, da schneller als vom Wechselmedium und unproblematischer als Neupartitionierung.
Bei mir lauft es auf dem 'großen PC' problemlos als drittes neben Ubuntu und XP, der installer hat letztgenannte fein erkannt und mir also einen triple-bootloader eingerichtet.
Auf meinem eeePC 701, Urvater der Netbooks, hat es erstmal ein Problem mit der ungewöhnlichen Bildschirmauflösung, das sich aber mit etwas konfigurieren lösen ließe, denke ich, da Wary-Puppy (die konservative Variante der Grundversion) ja auch problemlos läuft. Selbiges übrigens ist hübsch und läuft deutlich schneller als die für das alte Gerät eher zu fette Ubuntu Netbook Edition, was ja auch zuviel vom eh schon knappen Platz wegfrisst. Aber selbst wenn man das Hauptsystem in Ruhe lassen will, ok, bootet man halt von SD oder USB, moderne Medien dieser Art lachen doch über solche Dateigrößen nur.
Anwendungen? Nun, man denkt natürlich sofort daran, aus Hardware-Resten eine 'dedicated multi-emu-machine' zu machen. Oder eine Art Luxus-M.A.M.E.-Cabinet, das 'nebenbei' nun auch alle alten Rechner und Konsolen simulieren kann.
Überhaupt kann man alter PC-Hardware so neues Leben einhauchen. Oder eben solchen von hause aus 'leistungsschwachen' Rechnern wie etwa Netbooks.
Für diejenigen, die sich eher auf der Software-Seite austoben: Puppy - also auch die Arcade-Variante - bringt die Möglichkeit mit, es fast beliebig und ohne viel Aufwand umzubauen und neu zusammenzustellen. Man könnte sich also, für sich persönlich oder jemand anderen als Geschenk, ein System maßschneidern.
Nachteile? Keine. Nun, vielleicht eine Kleinigkeit: da Puppy seine eigene Paketverwaltung und -datenbank hat, die nicht zu einer der großen Distros wie etwa Debian kompatibel ist, hat man auch keine so riesige Auswahl an vorkompilierten Paketen. Die wichtigsten Sachen sind aber vorhanden, und wer spezielleres wünscht, muss halt selbst kompilieren. Sollte aber, so hab ich zumindest gehört, für Menschen ohne Angst vor der Kommandozeile kein Problem darstellen.
EDIT: stimmt so nicht, siehe post Nr. 8.
Ein anderer denkbarer Einwand wäre vielleicht, 'dass das ja alles anders läuft als in Windows'... Nun, der zieht ja überhaupt nicht, wofür ich ein halbes Dutzend gute Gründe angeben könnte, aber vielleicht gehören die eher in einen anderen Thread.
So, das war das, ich hör jetzt erstmal auf, ist eh schon ne wall-of-text geworden. Bin halt ziemlich begeistert.
Für die, die oben noch nicht abgebogen sind, hier nochmal der --->LINK.
Das dortige .iso herunterladen, hat sage und schreibe 109MB, das dann entweder auf CD/DVD brennen (idealerweise als Multisession, also nicht abschliessen), oder aber, etwa mit ->YUMI, auf einen USB Stick. SD-Karte geht wie gesagt auch, wenn der Zielrechner davon booten kann, zur Erstellung einer solchen braucht man aber trotzdem erst CD- oder USB-Version.
Bevor aber jetzt Fragen technischer Art kommen, ich bin kein großer Linux-Fuchs oder gar Experte für dieses geile kleine OS hier. Würde es aber gerne werden, und denke auch, dass das ein schönes (Gemeinschafts-) projekt für dieses Forum hier ist. Oder aber zumindest ein Thema, das hierhin passt 'wie Arsch auf Eimer'...