Kann mir CatWeasel wirkliche RAW Daten zur Verfügung stellen?
Ja, und zwar auf unterster Ebene. Dabei sind nicht nur die Daten (also magnetische Flusswechsel) von Belang, sondern auch die Position relativ zum Index-Impuls. Diese zeitlichen Verhältnisse sind es, in denen oft Daten versteckt sind. Schon der erste Catweasel, der 1996 auf den Markt gekommen ist (ISA-Version) hatte die notwendigen Optionen, Schreib- und Lesevorgänge exakt am Index-Signal auszurichten. Mit dem MK4 sind Optionen hinzugekommen, auch mit Disketten zu arbeiten, die mehr als ein Indexloch pro Umdrehung haben (hard-sektorierte Disketten). Zusätzlich gibt es im Datenstrom Möglichkeiten, das write-enable-Signal zu steuern - alles auf Hardwareebene mit wenigen Nanosekunden Auflösung. Keine Software-Delays. Alle Aktionen sind quarz-getimed und können nicht durch nen IRQ oder einen Scheduler oder sonstwas unterbrochen werden. Die Hardware arbeitet autark mit dem eigenen Speicher (Trackbuffer).
Wenn das nicht ausreichen sollte, hat der MK4 (und natürlich auch der Nachfolger MK4plus) die passenden Timer, mit denen man aufwändige Verzwickungen "bauen" kann. Kommandofolgen wie "warte die fallende Flanke des Index-Signals ab, warte 123,456µs, dann starte für 234,567µs den Schreibvorgang" sind leicht zu programmieren. Die Timer können aber auch einfach nur dafür genutzt werden, die Umdrehungsgeschwindigkeit des Laufwerkes quarzgenau zu messen.
Das Einstellen der Datenrate geschieht einzig auf Softwareseite - sogar eine Änderung der Datenrate innerhalb eines Tracks ist programmierbar. Beim Auslesen ist das auch kein Problem, hier kommen diverse PLL-Modelle und auch Fehlerkorrektur-Algorithmen zum Einsatz. Gerade hier liegt die Stärke eines Produktes, das seit über 14 Jahren weiter entwickelt wird: Wie Sauhund schon geschrieben hat, sind die meisten bekannten Formate einfach schon drin. Wenn ein Format noch nicht drin ist, bieten wir nen kostenlosen Service an, das Format mit der nächsten Treiberversion hinzuzufügen - dafür brauchen wir lediglich eine Musterdiskette und alle bekannten Informationen über die Disk.
Dabei ist "kostenlos" natürlich relativ - der Controller muß halt einmal gekauft werden. Das Paket ist jedoch bei näherer Betrachtung gar nicht so teuer, denn gerade für die Zielgruppe "Retro-User" bietet das Teil eine Kombo von Features, die "einzeln gekauft" wesentlich teurer wäre.
Dieses Selbstbauprojekt ist aber sicherlich auch für Bastler interessant. Forensische Anwendungen lassen sich damit vielleicht sogar auch machen, aber bei sowas ist man immer sehr vorsichtig. Der Catweasel wird schon in forensischen Laboren weitweit eingesetzt (sogar vom US-Militär, Abteilung für Computerkriminalität), aber das hat viele Jahre gedauert. Allein die Tatsache, dass das Produkt diese langjährigen Tests überstanden hat sollte klar machen, dass die Märchen die die CAPS-Leute über die Hardware erzählen sehr wenig mit der Realität zu tun haben.
Jens