Hier im Forum werden häufiger Fragen zur Vorgehensweise beim Löten und Entlöten gestellt, die ich an dieser Stelle beantworten möchte. Dieser Beitrag enthält grundsätzliches zum Thema Löten: Was ist das überhaupt? Welches Werkzeug benötigt man? Wie lötet man richtig? Ein zweiter Beitrag wird sich dann dem Entlöten widmen.
Zunächst einmal eine Definition:
Löten ist das stoffschlüssige verbinden von metallenen Werkstücken durch ein anderes Metall oder ein Metallgemisch, Lot genannt, das mit den Werkstücken im Oberflächenbereich eine Legierung eingeht.
Man unterscheidet dabei zwischen zwei Lötverfahren, die durch den Temperaturbereich charakterisiert sind, in dem die verwendeten Lote schmelzen und legieren. Beim sogenannten "Hartlöten" liegt die Arbeitstemperatur oberhalb von etwa 450°C, beim "Weichlöten" darunter. Verbindungen, die durch Hartlöten hergestellt werden, weisen eine stärkere mechanische und thermische Belastbarkeit auf als Weichlötverbindungen. In der Elektronik wird ausschließlich weichgelötet, daher sei das Hartlöten an dieser Stelle nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Beide Varianten haben aber gemein, dass das verwendete Lot eine geringere Schmelztemperatur hat als die zu verbindenden Werkstücke.
Dem Elektronik-Einsteiger stellt sich als erstes die Frage nach dem richtigen Werkzeug. Das wichtigste ist natürlich das geeignete Lötgerät, der Lötkolben. Lötkolben gibt es in den unterschiedlichsten Ausführungen und Leistungsstufen. Die Heizleistung bestimmt, wie schnell ein Lötkolben die an die Lötstelle abgegebene Wärme nachführen kann, und - beim ungeregelten Lötkolben - wie heiß die Lötspitze wird. Mit einer Lötstation kann die Temperatur der Lötspitze geregelt werden; hier kann man also einen Lötkolben mit hoher Heizleistung verwenden, ohne dass die Lötspitze zwangsläufig hohe Temperaturen erreicht, bei denen elektronische Bauteile schnell beschädigt werden. Lötstationen sind leider erheblich teurer als einfache Lötkolben, allerdings kann man als Anfänger erst einmal von einer solchen Anschaffung Abstand nehmen, bis man etwas Erfahrung gesammelt hat. Der Umgang mit dem Lötkolben ist zu einem großen Teil einfach Übungssache, und jeder entwickelt mit der Zeit seine eigenen Vorlieben und Arbeitsabläufe, was sich auch im Bedarf am passenden Werkzeug niederschlägt. Für den Anfang ist ein ungeregelter Lötkolben mit ca. 15 Watt Leistung, wie z.B. ein Ersa Tip 260 oder ein Ersa Multitip 15, eine gute Wahl. Zum einen genügt deren Leistung, um nicht gleich vor der ersten etwas größeren Lötstelle kapitulieren zu müssen, zum anderen ist die Lötspitze mit 350°C noch nicht zu heiß. Vom Kauf absoluter Billiglötkolben sollte man besser absehen.
Als Lötspitze für die genannten Lötkolben empfiehlt sich die 162KD oder die etwas spitzere 162BD, die beide fein genug sind, um die üblichen bedrahteten Bauteile zu verlöten, aber noch nicht so dünn, dass sie den Wärmefluss zur Lötstelle unnötig behindern. Lötspitzen gibt es übrigens in einfacher Kupferausführung und als Dauerlötspitze. Letztere zeichnet sich dadurch aus, das ihre Oberfläche galvanisch mit einer dauerhaften Schutzschicht versehen ist, die ihre Lebensdauer erhöht. Es versteht sich von selbst, dass diese Schutzschicht vor mechanischen Beschädigungen geschützt werden muss.
Als nächstes stellt sich die Frage nach dem geeigneten Lot, in der Elektronik nach seinem Hauptbestandteil auch "Lötzinn" genannt. Die für Handlötungen am besten geeignete Legierung besteht zu 60% aus Zinn, der Rest ist Blei und geringe Beimischungen anderer Metalle. Die genaue Bezeichnung unter Verwendung der chemischen Zeichen lautet Sn60Pb. Die Eigenschaft des Zinns, Kupfer zu lösen, ist wegen der genannten Legierungsbildung an der Lötstelle erwünscht, aber das Zinn unterscheidet dabei nicht zwischen dem der Lötstelle und der Lötspitze: Lötspitzen aus Kupfer werden durch den Kontakt mit dem flüssigen Zinn langsam aber sicher ausgewaschen und zerstört. Um dem ein wenig entgegenzuwirken, verwendet man ein Lötzinn, dem Kupfer (Cu) zugesetzt wurde. Also: Sn60Pb für Dauerlötspitzen, Sn60PbCu2 für Kupferlötspitzen. Für den Anfang reicht eine 100g-Spule Lötdraht mit 1 mm Durchmesser.
Neben diesem Standard-Lot gibt es noch Lote mit Silberzusatz (Sn60PbAg2 o.ä.), die eine etwas bessere elektrische Leitfähigkeit haben, und seit neuerem auch bleifreie Lote. Deren Verwendung wird in der Industrie im Jahr 2006 zur Pflicht; für Bastler sind sie dagegen weniger geeignet, da ihre durchweg höhere Schmelztemperatur den Lötvorgang erschwert.
Für einen sauberen Lötvorgang wird außerdem ein Flussmittel benötigt, dem zwei Aufgaben zukommen: Zum einen verbessert es die Fließeigenschaften des geschmolzenen Lotes, zum anderen löst es Schmutzpartikel und die praktisch immer vorhandene Oxid-Schicht an der Lötstelle, die eine saubere Lötverbindung verhindern würden. Dieses Flussmittel ist im Elektroniklötdraht bereits enthalten, besteht aus Kolophonium oder einem synthetischen Harz und wird durch die beim Löten auftretenden hohen Temperaturen aktiviert. Nach dem Löten bleiben an der Lötstelle Flussmittelrückstände zurück, die nach den Lötarbeiten unbedingt entfernt werden sollten, da sie Kriechströme leiten könnten und die im Flussmittel enthaltenen Säuren die Lötstelle mit der Zeit sogar angreifen können. Natürlich hat man auch beim Flussmittel die Wahl zwischen verschiedenen Ausführungen. Am häufigsten findet man die Flussmittel mit der Bezeichnung F-SW 26 und F-SW 32. F-SW 32 ist ein milderes Flussmittel, dessen Rückstände unter Umständen sogar auf der Platine verbleiben können. F-SW 26 ist aggressiver und erleichtert so den Lötvorgang; die Reinigung der Platine ist hier aber zwingend erforderlich, wenn die Schaltung auch in einigen Jahren noch zuverlässig arbeiten soll. Die "F-SW"-Bezeichnungen sind in der alten DIN 8511 festgelegt; diese werden allerdings durch die neuere DIN EN 28454 abgelöst. Danach werden die beiden genannten Flussmittel mit "1.1.2" (F-SW 26) und "1.1.3" (F-SW 32) gekennzeichnet.
Bei besonders schwierigen Lötungen ist es manchmal hilfreich, vor dem Löten zusätzliches Flussmittel auf die Lötstelle aufzutragen. Im Elektronikhandel sind dazu Dispenser mit geeigneten Flussmitteln in Stiftform erhältlich, aus denen das Flussmittel direkt auf die Lötstelle aufgetragen werden kann. Das gute alte "Lötfett" oder "Lötwasser" sollte man ebenso wenig verwenden wie einen Salmiakstein zur Reinigung der Lötspitze. An seiner Stelle empfiehlt sich die Verwendung eines Mittels wie "Tippy" von Stannol, das die Lötspitze gleichzeitig reinigt und verzinnt.
Außerdem benötigt man noch ein wenig zusätzliches Werkzeug: Unentbehrlich sind ein kleiner Seitenschneider oder eine sogenannte Elektronik-Printzange zum Kürzen der Bauteildrähte und eine Pinzette; neben der Standardausführung ist auch eine Haltepinzette sehr nützlich, die umgekehrt arbeitet und sich beim Zusammendrücken öffnet. Bei der Kabelherstellung hilft eine Abisolierzange (in guter Qualität - das Billigprodukt für 2,50 EUR aus dem Baumarkt zerfetzt einem doch nur die feinen Einzeldrähte der bei Datenkabeln üblichen Litzen) und ein Satz Schraubendreher ist sicher auch schon im Bastelkeller vorhanden. Beim Löten von Steckern erweist eine "dritte Hand" gute Dienste; statt teurer Produkte aus dem Laden genügt hier auch ein Brett mit einer aufgeklebten Wäscheklammer aus Holz.
Ebenfalls nützlich ist ein solider Ablageständer für den Lötkolben; die bei ungeregelten Lötkolben mitgelieferten Drahtdinger sind eher unbrauchbar. Beim Kauf sollte man dann einen Ständer auswählen, bei dem auch ein Silikonschwämmchen dabei ist. An diesem kann man etwaige Zunderreste, Verunreinigungen oder einen Lötzinnüberschuss abstreifen. Der Schwamm muss dazu feucht sein - aber wirklich nur feucht, nicht tropfnass! Wer keinen Silikonschwamm hat, der kann auch ein feuchtes Küchenpapier zusammenfalten und auf eine feuerfeste Unterlage legen.