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Wie würde sich technische Isolation äußern?

  • Was denkt ihr, wie würde es sich auswirken, wenn das Land in dem man lebt, plötzlich technisch isoliert wäre?

    Oder Europa oder der DACH Raum oder sowas in die Richtung


    Welche Produkte wären nicht mehr verfügbar? Welche digitalen Dienste? ( zb KI, weil die Server hauptsächlich im Ausland stehen oder von „isolierten“ Firmen betrieben werden)


    Wäre es ein Niedergang? Eine Stagnation? Oder vielleicht sogar nach kurzem Schock ein Aufschwung?

  • Hauptsache Dach über Kopp + Essen und Trinken. Und solange die keinen Strom abstellen ist es nicht so schlimm, wieder wie in den 80ern zu leben. Mein NAS hat genug Dokus gespeichert das ich jahrelang was zum schauen habe. Fällt auch der Strom länger aus, dann kann ich zumindest bei Tageslicht meine Büchersammlung durchlesen.

  • Mein NAS hat genug Dokus gespeichert das ich jahrelang was zum schauen habe.

    Ja genau in so eine Richtung würd ich auch denken.
    Also nicht zwingend auf NAS und Dokus reduziert, aber generell: wie würde sich der Umgang mit dem schon Vorhandenen ändern?

    Zb Internet. Und es gibt keine Software/OS Updates mehr. Und keine neuen Smartphones.

  • Ähnliche Einschlaf-Gedanken mache ich mir auch öfters, Stichwort Autarkie.


    - Wo würde die Grenze zwischen "technischem Produkt" und "...Rohstoff??" gezogen?
    Sind Stahlrohre schon technisches Produkt, oder gelten die noch als Ausgangsmaterial? Benzin? Auf welcher Seite der Grenze finden sich Dienstleistungen und Menschen?

    - Für was tauscht man Rohstoffe ein, wenn man keine technischen Produkte handeln kann?


    - Wie klein können Produktionsstätten wirtschaftlich sein?
    Eine Fabrik, die 1 Mio Autos im Jahr produziert, passt nicht zu einem Markt von 1 Mio Menschen. Also muss diese Fabrik kleiner sein, die Kosten je Stück steigen, weniger Leute kaufen, die Fabrik muss noch kleiner werden usw.


    - Wie groß muss eine Produktionsstätte mindestens sein?
    Daimler hat vielleicht "alleine" das Auto entwickelt, aber das ist zu klein, um vom Verkauf leben zu können.

    Das Daimler-Benz der 20er scheint mir eine gute Mindestgröße zu sein: Tankstellen und Autobahnen lohnen sich, und man kann genug Nobelkarossen verkaufen

    Und für ein Massenprodukt wie den KdF-Wagen musste man klotzen und eine ganze Stadt bauen, das ist jenseits der Mindestgröße.


    - Wie groß muss ein Markt mindestens sein?

    Auch die kleinste Chipfabrik ist teuer und wird viele Chips produzieren. Es müssen genug Abnehmer da sein, sonst funktioniert es nicht.


    - Wo liegt die beste Räumliche Grenze?
    Europa? Deutschland? NRW? Landkreis? Stadt? Stadtteil?

    Man baut keine Chipfabrik, die passend für Dresden dimensioniert ist, und keine Autofabrik, die nur Wolfsburg versorgen soll.


    -------------------------------

    Unterm Strich:
    Die "ganze" Welt steht als Markt zur Verfügung, und es haben sich Firmen und Produkte an diese Größe angepasst. Fällt dieser Markt weg, z.B. wegen Verbrennerverbot in China, dann funktioniert diese Größe nicht mehr. So große Firmen werden kleiner, Produkte teurer und schlechter, bis nur noch die Abschottung vor der Konkurrenz die Produktion alternativlos macht.
    Beispiel für so eine Abschottung: DDR

  • Ist jetzt vielleicht ein wenig am Thema vorbei, aber:


    Ich fand damals den Thread interessant, wo es drum ging, ab wo man einen "Schnitt" machen koennte und sich nix mehr weiterentwickeln muesste. Klar, war auch nur ein Gedankenexperiment und da gab es verschiedene Meinungen, aber ich fand als "gelernten Aspekt" ganz interessant, dass eigentlich "um 2000 herum", oder sagen wir spaetestens bis 2004 herum, alles, was wir heute an Computern machen, damals auch schon gemacht haben. Vielleicht in technisch "schlechterer" Form, aber wir haben damals schon Fotos bearbeiten koennen, Videos schneiden koennen, Musik produzieren koennen, im Internet einkaufen und kommunizieren koennen usw. Wirklich bahnbrechend neue Moeglichkeiten kamen seither eigentlich nicht mehr dazu, allenfalls wurden sie einfacher oder besser oder leistungsfaehiger.


    Aus heutiger Sicht koennte man noch KI nennen, die erst in den letzten paar Jahren so richtig an Fahrt aufgenommen hat (und, wie wir durch Diskussionen hier im Forum wissen, auch nicht jedem 100% gefaellt). Und natuerlich kann man Smartphones nennen, und was mit diesen alles moeglich ist, auch in alltaeglich oder gesellschaftlicher Sicht, aber auch das kann man letztendlich als Weiterentwicklung des "tragbaren Computers" ansehen.


    Eine andere interessante Geschichte fand ich, dass es wohl mal jemanden gab, der 7 Jahre isoliert mit einem DOS-PC gelebt hat, und derjenige sich dann eigene GUIs usw. programmiert hatte, ohne mitzubekommen, wie es im Rest der Welt so weiterging mit Windows und Co. Stellt euch mal vor ihr waert irgendwo isoliert mit einem C64, z.B. 10 Jahre, und wuerdet den als einzigen Rechner nutzen koennen :) was ihr da alles wohl damit machen wuerdet...


    Noch ein weiterer Punkt der mir grad einfaellt: Auf chinesischen Tech-Websites bekommt man haeufig Fotos mit 640x480 zu sehen (z.B. wenn neue ThinkPads angekuendigt werden, da bin ich manchesmal auf solchen Websites gelandet). Das wirkt auch ein wenig, als waeren die was das Internet angeht um das Jahr 2000 stehengeblieben. Und dort sind ja wirklich einige Dinge etwas "abgeschottet". Auf der anderen Seite ueberholen sie uns technisch ja gerade.


    Wie gesagt, etwas am Thema vorbei, aber vielleicht bringt es in irgendeiner Weise ja dennoch was...

  • Stellt euch mal vor ihr waert irgendwo isoliert mit einem C64, z.B. 10 Jahre, und wuerdet den als einzigen Rechner nutzen koennen :) was ihr da alles wohl damit machen wuerdet...

    Ein Experiment, über das ich ab und zu nachdenke, ist, nur den C 64 sowie die Floppy 1541 zu nehmen und jede benötigte Software nachzuprogrammieren. Also Assembler, Monitor, Compiler, Textverarbeitung, Datenbank, Malprogramm, Sprite-Editor, Fastloader etc.


    Die Steigerung wäre auch die ganzen ROMs raszurupfen und durch eigene zu ersetzen. Also wirklich nur die 'nackte' Hardware zu benutzen.

  • ZeHa das sag ich auch immer: auf Facebook war 2008 alles das möglich, was auch heute möglich ist. Aber auf einem Browser von 2008 läuft die Webseite heute wohl nicht mehr.
    (ich bin seit ca 10 jahren nicht mehr auf FB, btw)


    Genau diese „dann bau ich mir das selber“ Gedanken sind die, die ich mir durch die Fragestellung hier erhofft hatte :-)

    Ein Barebones c64 ist mir auch schon mal in den Sinn gekommen. Aber dafür reicht meine Expertise (zum Glück) nicht.


    Aber aus so einer Ecke kommt zb meine Motivation, mit dem c128 und dem VDC chip zu experimentieren.
    Ich glaub die Kiste war einem XT ebenbürtig. Aber auf XT läuft soviel Software die‘s am c128 garnicht gibt.

  • Aber aus so einer Ecke kommt zb meine Motivation, mit dem c128 und dem VDC chip zu experimentieren.
    Ich glaub die Kiste war einem XT ebenbürtig. Aber auf XT läuft soviel Software die‘s am c128 garnicht gibt.


    Witzig waere ja eine Parallelwelt in der die ganzen "Retro-Rechner" wie MEGA65, Spectrum NEXT und Commander X16 jetzt so die Spitze der Evolution waeren und mit denen man ab jetzt nur noch arbeiten wuerde. Evtl schon mit Anbindung ans Internet, aber letztendlich halt trotzdem limitiert auf etwas, was dem C64 und Co zwar ueberlegen ist, aber noch nicht an einen Pentium mit Win95 heranreicht.


    Das waere ein nettes Experiment, aber dazu muessten alle mitziehen und vor allem gleichzeitig Bock haben... aber das ist eh eine Illusion :)

  • Witzig waere ja eine Parallelwelt in der die ganzen "Retro-Rechner" wie MEGA65, Spectrum NEXT und Commander X16 jetzt so die Spitze der Evolution waeren und mit denen man ab jetzt nur noch arbeiten wuerde. Evtl schon mit Anbindung ans Internet

    Das Internet dürfte dann aber auch nur von solchen Rechnern betrieben werden, oder?

    Das ist halt die Frage... das Internet wird ja schon immer von staerkeren Rechnern betrieben als das, was so ueblicherweise als Client fungiert. Wuerde man solch ein Gedankenexperiment tatsaechlich mal in die Tat umsetzen wollen, dann waere es sicherlich einfacher, das Internet erstmal so zu belassen wie es aktuell ist. Allerdings ging es mir im Grunde mehr um die Infrastruktur als solche, weniger um die genauen technischen Details.

  • mehr um die Infrastruktur als solche

    Guter Punkt.

    Würden zB alternative Konzepte wie Packet Radio wieder mehr aufgegriffen werden?


    Eine Theorie könnte ja sein, dass Hardware umso schneller "verfällt", desto moderner sie ist.

    Also ein iPhone 15 wird schneller nicht mehr verwendbar sein, als ein Nokia 6110.

    Weil der Akku nicht getauscht werden kann, und das Display viel anfälliger ist und die Ersatzteile dafür ebenfalls bald ausgehen werden.


    Mein Kabelmodem geht auch irgendwie alle 5 Jahre kaputt, hab ich so den Eindruck. Ist auch beim Nachbarn so.


    Bei kabelgebundenen Technologien würde ich jetzt meinen, dass man auch regional betrachtet den aktuellen Stand der Technik aufrechterhalten kann.

    Aber wenns kabellos wird, hab ich das Gefühl, dass alles fragiler wird.


    Das Internet dürfte dann aber auch nur von solchen Rechnern betrieben werden, oder?

    Das Internet würde dann wohl auch "schlechter" werden, wenn mit der Zeit die alten Kisten wieder aus dem Keller geholt werden müssen - falls sie denn dort überhaupt noch sind.

  • Um Hoogo ‚s DDR punkt noch aufzugreifen:

    Der Agrarstaat war halt damals das, was dem Stand der Technik entsprochen hat.


    Über kurz oder lang würde alles wohl wieder auf dem Level landen.
    Aber könnte es davor auch noch einen etwas technischeren Stand geben, der sich mal ein paar Jahrzehnte hält?

  • Genau diese „dann bau ich mir das selber“ Gedanken sind die, die ich mir durch die Fragestellung hier erhofft hatte :-)

    Ich verstehe noch nicht, was Dir als Isolation vorschwebt...Vom Austausch von Technik-Produkten und dem Internet sind wir isoliert, z.B. durch Embargo. Aber sonst läuft alles ganz gut, und zum Glück hab ich ja noch die Stereoanlage aus den 70ern im Keller?


    Eine ernsthafte Isolation würde große wirtschaftliche Probleme machen, weil nix mehr zum Markt passt, Produkte rückständiger würdem und auch anderer Austausch mangels Handlungsmasse stocken würde. Was hätten wir noch zu bieten, um unser Öl zu importieren?


    Und bei der DDR dachte ich an den 1MBit-Chip. Super-Erfolgreiches Projekt, was da alles in Eigenleistung geschafft wurde! Aber: Nicht in Isolation entstanden, Schweineteuer, und selbst in der Endstufe hätte es nur einen Bruchteil dessen geliefert, was Toshiba in der Woche schafft, die dann aber auch schon einen Schritt weiter waren. Export in den Ostblock wäre ein großes Ding gewesen, aber das Ende kam schneller. Aber das ist ja weit vom Thema "Selberbauen" entfernt.

  • Ich verstehe noch nicht, was Dir als Isolation vorschwebt...

    wie geografisch weitreichend die Isolation wäre, darf jeder selber hier für seine Gedankenreise festlegen.



    Vom Austausch von Technik-Produkten und dem Internet sind wir isoliert, z.B. durch Embargo. Aber sonst läuft alles ganz gut, und zum Glück hab ich ja noch die Stereoanlage aus den 70ern im Keller?

    Genau, die 70er Jahre Stereoanlage kann man selber noch reparieren.

    Geräte neueren Standes verschwinden natürlich nicht, nur weil man isoliert ist.

    Aber die geben den Geist auf, über die Jahre.

    Alles, was nicht repariert werden kann, wird über kurz oder lang verschwinden.

    Wie oben im iPhone Beispiel erläutert.


    weil nix mehr zum Markt passt

    Der Markt würde mMn neu definiert werden.

    Kleiner, langsamer, teurer


    Was hätten wir noch zu bieten, um unser Öl zu importieren?

    Welche Möglichkeiten hätten wir, ohne Öl auszukommen?


    Und bei der DDR dachte ich an den 1MBit-Chip. Super-Erfolgreiches Projekt, was da alles in Eigenleistung geschafft wurde! Aber: Nicht in Isolation entstanden, Schweineteuer, und selbst in der Endstufe hätte es nur einen Bruchteil dessen geliefert, was Toshiba in der Woche schafft, die dann aber auch schon einen Schritt weiter waren. Export in den Ostblock wäre ein großes Ding gewesen, aber das Ende kam schneller. Aber das ist ja weit vom Thema "Selberbauen" entfernt.

    Sehr spannende Betrachtungweise.


    Bringt mich auf eine weitere Frage:

    wäre es denn allen anderen egal, wenn wir isoliert wären?

    würden die nix vermissen?


    wohl schon.

    von daher müsste das isolations-szenario wohl eher auf höherer macht basieren, nicht auf politisch motivierten gründen.