Um mal wieder "ketzerisch" zu werden, was mich am MEGA65 am meisten enttaeuscht hat, ist der C64-Modus (nicht der Core). Ich hatte eigentlich wirklich gehofft, dass dieser sehr kompatibel sein wuerde, zumindest so, dass man 9 von 10 Spielen im C64-Modus spielen kann. Auch war das tatsaechlich mal der Plan der MEGA65-Entwickler. Leider gab es da wohl dann doch Schwierigkeiten, sodass der C64-Modus zwar besser sein soll als der des C65, aber immer noch bedauerlich unkompatibel. Ich habe mal einen Schwung an Spielen getestet, ich denke es waren mindestens 40-50 Titel, und davon liefen vielleicht 20%.
Natuerlich kann man den C64-Core nutzen, der soll ja wirklich supergut sein. Aber das ist fuer mich irgendwie ein "Bruch". Ich muss dazu neu booten, eine Taste gedrueckt halten, einen anderen Core waehlen, und auf einmal ist das kein MEGA65 mehr, der C64-Spiele abspielt, sondern es ist jetzt halt wirklich "nur" noch ein C64. Das mag fuer Pragmatiker kein Problem sein, aber fuer mich ist das ein Verlassen der illusorischen C65-Welt. Auch sieht die Grafik voellig anders aus. Die Farben sind anders, das Scaling ist anders (zumindest auf meinem VGA-Monitor). Das Menue ist anders, die MEGA65-Features (wie z.B. der Freezer) funktionieren nicht mehr.
Ich hatte mich eigentlich auf einen "erweiterten C64" gefreut, einen C64DX (wie der C65 urspruenglich als Codename hiess). Ein C64, der immer noch ein C64 ist, aber mehr kann. Mit dem man dann aber auch das alte Zeug laufen lassen kann. Wenigstens 9 von 10 Spielen. Aber mit den selben Farben, den selben Scanlines, dem selben Feeling. Und das konnte der MEGA65 schlussendlich nicht halten (und das haette auch der C65 nicht gehalten!).
Eine andere Sache, die ich total nervig finde (vielleicht ist es inzwischen anders - mein Wissensstand ist mit Sicherheit ueber 1 Jahr alt) ist der Umgang mit den Dateiformaten, SD-Karten, Images, Disketten, usw. Irgendwie ist das alles so umstaendlich. Hinten ist so eine winzige MicroSD-Karte, aber die deutlich handlichere normalgrosse SD-Karte ist unten hinter einer Klappe versteckt. Wenn ich Programme auf den MEGA bringen will, muss ich diese erst in D81-Images reinknallen, bevor ich damit auf dem MEGA was anfangen kann. Das Mounten im Freezer hat oft auch nicht so richtig funktioniert, zumindest hatte ich da oftmals Probleme (keine Ahnung ob das Bugs waren die inzwischen vielleicht weg sind). Letztendlich verwenden wohl viele den JTAG-Adapter fuer sowas, aber das fuehlt sich fuer mich dann auch wieder nicht wie ein "richtiger, eigenstaendiger Rechner" an, sondern eher wie ein PC-"Slave". Auf dem Ultimate64 habe ich hinten 2 USB-Ports, da stecke ich einfach 'nen Stick rein, gehe in das Menue und los gehts. Beim MEGA dauert irgendwie alles immer 3x so lange, bis ich da endlich mal mein Zeugs drauf laufen lassen kann. Beim MEGA wollte man keine USB-Ports anbieten, weil das ja nicht "retro" sei, aber man hat kein Problem damit, einen MicroSD-Karten-Slot einzubauen.
Am liebsten wuerde ich ja alles mit Disketten machen, am besten mit DOS-formatierten Disketten, dann koennte ich hier am PC einfach ein externes USB-Laufwerk anschliessen und meine Sachen per Diskette transferieren. Da waere dann noch retro-maessig und wuerde Spass machen. Aber jedesmal die MicroSD-Karte rausfummeln geht mir auf die Nerven, und JTAG klingt fuer mich nach "permanent offenes Gehaeuse" und zudem stehen bei mir PC und MEGA65 nicht im selben Zimmer.