Hallo Zusammen,
hier fällt ja sehr oft der Begriff "Retro-computing", aber wie definiert sich das eigentlich?
Was ist dann classic computing?
Und wie grenzt man die Begriffe gegeneinander ab?
Und: gibt es wirklich "Epochen" und wie definiert man diese?
Ich schreib jetzt einfach mal, wie ich das sehe und bin gespannt auf Eure Beiträge!
Also:
Retro heißt für mich, ich mache etwas Neues auf "alt", d.h. sind das für mich Dinge wie der "the C64", sieht alt aus, aber ist doch (halbwegs) aktuelle Technik, ähnlich den seit den 1980ern ja immer wieder mal aufkommenden Retro-Radios, die dann im Röhrenradio-Design, vom Volksempfänger-Klon bis hin zu Phantasiekisten im Stil amerikanischer Auto-Oldies reichten und sich meist vorallem durch eines auszeichneten: stolzer Preis für sagen wir mal freundlich "überschaubaren Gegenwert", qualitätativ wie auch von den Features her.
Bezieht man das Wort Retro auf die Software, dann sieht es schon wieder anders aus: Dann sind die ganzen Emulatoren die "Retro-Maschinen" und darin eine virtuelle "Retro-Welt" und wenn man das zum Selbstzweck macht, bekommt man HW, die nix kann, als alte Geräte zu simulieren wie eben Mist(er)...
Dagegen ist classic computing für mich die Beschäftigung, Erhaltung und VERWENDUNG älterer Computersysteme in der heutigen Zeit.
Wobei das Alter ja bekanntlich was sehr relatives ist: Mein 17Jahre alter Communicator wird meist angeschaut, als käme er aus dem tiefsten Mittelalter, während ein fast gleichaltes (Sub-)notebook noch als "modernes" Gerät duchgeht, weil es grad eben so mit Win10 lauffähig ist...
Wo ist die Grenze und wie unterscheidet man die Bereiche?
Ich bin der Meinung, das es Sinn des Classic computing ist, mit der damaligen HW zu leben und zu arbeiten, diese soweit wie möglich am Leben zu erhalten und die DAMALS darauf laufende Software auch vorzeigen zu können, d.h. den Stand von damals heute sichtbar halten oder wieder machen.
Das schliesst nicht prinzipiell aus, mal aus Not heraus zu neuen Mitteln wie FPGAs zu greifen, aber das sollte die letzte Möglichkeit bleiben und NICHT Selbstzweck werden. Ein C64 war z.b. NIE für eine Vernetzung via WLAN vorgesehen, eine Box, die das leistet und dabei so viel Rechenleistung hat wie seinerzeit ein Großrechenzentrum widerspricht dem Grundgedanken des C64, mit begrenzter und überall GLEICHER HW doch möglichst viel zu realisieren.
Deshalb konnte ich mich schon seinerzeit nie mit Kernal-Erweiterungen oder gar Parallelkabeln für Floppy etc. anfreunden, denn was ich dafür programmiere, das läuft nur noch auf einem Bruchteil der Rechner und auch andersrum: wenn bei mir dann was nicht läuft, lässt das noch keinen Schluss drauf zu, ob dem auch auf Originalsystemen so wäre...
Aus Sicht der Software heißt das für mich: ebenso möglichst original oder nahe am Original.
Allein die C64 Ära teilt sich da für mich in zwei Epochen: vor und nach Geos!
Wobei Geos am C64 ähnlich wie Windows vor XP auf dem PC nur eine nette Hülle für eine recht begrenzte Anzahl an Programmen war, vor Allem Spiele liefen nicht unter Geos rsp. eben "win16/32s", sondern erforderten einen Neustart mit nativem Kernal und Basic prompt oder eben MS-DOS im Falle der PCs.