Wie lange schätzt du würde das dauern
Habe ich bisher nicht kalkuliert bzw. abgeschätzt. Auch weil die Grundidee immer mal wieder die Richtung gewechselt hat. Anfangs war alles offen – es hätte auch ein diskret aufgebautes Mainboard mit einer existierenden (z.B. 68K) oder neuen CPU (Konzept von M. J., Realisierung als FPGA) sein können oder auch insgesamt ein FPGA-Rechner, wie der Mega65. Auch war Anfangs die IDE noch kein so großes Thema. Erst durch Betrachtung der verschiedenen Probleme bei bestehenden oder in Entwicklung befindlichen Retro-Rechnern habe ich für mich persönlich viele anfangs denkbaren Wege langsam ausschließen können – zu teuer, zu zeitintensiv, zu weit weg von einer möglichen Realisierung, zu wenig leistungsfähig für eine gute IDE ...
Deshalb ging die Idee immer weiter in Richtung: Nehmen, was schon fertig ist und klug kombinieren. Ich habe meine Vorstellungen ja immer mit anderen hier diskutiert und ich habe sicherlich eine Menge Leute "zurückgelassen", die andere Ideen (z.B. richtig was bauen) favorisierten. Die können diese ja, genau wie ich, auch im Kopf weiter entwickeln und vielleicht finden sie ja Mitstreiter für eine Realisierung – was mich freuen würde, weil es auch gute Ideen sind.
Mein drastisch vereinfachter Fantasie-Computer würde auf einem vorhandene RISC-Board aufbauen (mit großer Wahrscheinlichkeit ARM (RISC-V aber nicht ausgeschlossen) und dort mit großer Wahrscheinlichkeit irgendwas aus dem Regal von Raspberry). Was genau, hinge zum einem vom Zeitpunkt ab (RISC-V kommt ja in Fahrt) und zum anderen davon, welche Komplexität von Spielen man denn realisiert sehen möchte. Dafür müsste man sich dann mal genau angucken, ab wann welche PICO-8- bzw. TIC-80-Games nicht mehr ruckelfrei laufen würden – und dann durch die Hardware-Entscheidung irgendwo die Grenze ziehen.
Meine nächste persönliche "Entscheidung" (alles natürlich vorläufig und im Fluss) war, die "virtuelle Konsole" nicht bare-metal auf den "Raspi" zu packen (was wohl möglich wäre), sondern auf ein vorhandenes Betriebssystem als "Zwischenschicht" zu setzen. Favorit wäre ein (abgespecktes) GNU/Linux oder Android. Nachteil: Längerer Bootvorgang (wobei ich hoffe, dass das durchs Abspecken nur "ein paar" Sekunden sind). Vorteil: Einfachere Implementierung der virtuellen Konsole und vor allem: Treiber für WiFi, USB, Bluetooth und HDMI. Diese Lösung spart also mächtig Zeit und Aufwand ein, weil man nicht alles "zu Fuß" und selber machen muss. Diese modernen Protokolle sind ja ein Krampf – also gut, wenn das jemand "für uns" schon erledigt hat.
Und dann natürlich quasi das Wichtigste: Die virtuelle Konsole inkl. IDE. Auch die würde ich niemals from scratch entwickeln lassen (unrealistisch) und ich glaube auch nicht, dass man eine Erlaubnis bekäme, die proprietäre PICO-8-Umgebung auf die eigene Lösung anpassen zu dürfen. Aber da gibt es glücklicherweise ein OpenSource-Projekt mit ganz ähnlichem Ansatz: TIC-80. Das könnte man natürlich nehmen und an die eigenen Wünsche anpassen. Wieviel Aufwand das wäre, hinge natürlich u.a. von den Leuten ab, die es machen würden – und was man neben Modifikationen noch so integrieren möchte.
Es würden also einige Programmierer für unterschiedliche Bereiche benötigt: Leute, die sich mit Linux (oder Android) auskennen, Leute die eine Serveranwendung für den App Shop (ohne Zahlungsmodalitäten) schreiben/anpassen können, Leute, die sich in den TIC-80 einarbeiten mögen, um ihn anzupassen usw. Es gäbe (immer noch) viel zu tun – aber deutlich weniger, als wenn man auf gar nichts aufbauen könnte/würde. Niemand muss hierfür eine CPU erfinden, niemand muss sich eine Programmiersprache ausdenken, niemand muss einen Compiler bauen, niemand muss ein Betriebssystem oder diverse Treiber schreiben, niemand muss etwas löten, niemand muss Platinen ätzen, niemand muss einen FPGA programmieren usw.
Und ganz zum Schluss wäre dann ja auch noch die Diskussion zur Bauform bzw. zum Gehäuse. Da gibt es natürlich auch schon einiges an Ideen – aber Details machen natürlich zum aktuellen Zeitpunkt der Ideenfindung kaum Sinn. Der Aufwand wäre sehr unterschiedlich, je nachdem, ob man ein eigenes Keyboard, "nur" eigene Keycaps oder einfach ein Keyboard von der Stange favorisiert. Auch die unterschiedlichen Bauformen (Tastatur intern oder extern) ziehen natürlich unterschiedlich große/viele Spritzgussteile nach sich. Da muss man abwägen, wie teuer der Spaß in der Herstellung werden darf. Man kann auch jetzt schon anfragen, was die Formherstellung kostet und in 3 Jahren kostet es das Doppelte, daher macht eine Kostenabschätzung zum aktuellen Zeitpunkt keinen Sinn.
Machen es die Leute in 2 Jahren, dann müssten auch erstmal die reinen Entwicklerkosten von bis zu einer halben Million Euro gedeckt sein.
Ich denke, es ist unrealistisch, irgendwen full-time zu bezahlen (außer man findet einen Sponsor oder schaufelt überraschend viel Kohle über Kickstarter rein). Das wird der 8-Bit-Guy, denke ich, auch nicht tun. Würde ich an so einem Projekt teilnehmen, würde ich mir dafür auch kein Gehalt zahlen (lassen). Da gehört viel Enthusiasmus und Selbstausbeutung (= Hobbygedanke) dazu, sonst würde letztlich vielleicht auch das Endprodukt zu teuer werden.
Man könnte mal gucken, wie lange die MEGA-Leute (die machen das ja als Verein auch nicht full-time) oder auch der 8-Bit-Guy gebraucht haben, von der vorgestellten Idee bis zur ersten Charge. Ich würde den zeitlichen Aufwand (je nach Größe, Skills und Enthusiasmus eines Teams) maximal in einem ähnlichen Bereich verorten – wahrscheinlich weniger, da ich schon versucht habe, Komplexität herauszunehmen.
Wenn man sich Mut machen will, sagt man sich, man müsse nur einen Raspi nehmen, darauf ein Schmalspur-Linux packen und darauf einen leicht angepassten TIC-80 installieren. Das Ganze in ein hübsches Gehäuse packen und dieses in einen Karton und den ab zu Amazon – fertig.