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Unrecord - oder wie realistisch darf ein Spiel aussehen

  • Oder findest du es richtig wenn dein 10 Jähriger Sohn

    am Computer spielt und das töten dermaßen realistisch aussieht und er sich so daran gewöhnt, das es etwas völlig normales ist ?

    Zitat von seiner Webseite: Unrecord - oder wie realistisch darf ein Spiel aussehen


    Quote

    Die Gründe für den Amoklauf sind nicht Counterstrike & co, viel mehr ist es ein Problem der Gesellschafft, die Jugendliche nicht akzeptiert wenn sie anders sind.

  • Ich habe mir mal die Kommentare dazu auf Heise angesehen, wo sich wieder ein typisches Bild der Hyperitis abzeichnet. Jeder, der das nicht so toll findet oder (wie ich übrigens auch) meint, dass man an vielen Eigenschaften erkennt, dass es nicht real ist, bekommt einen roten Balken. Wer die Grafik hyped und lobt, bekommt grün. :thumbdown: Auf dieser Basis ist schon mal grundsätzlich keine sachliche Diskussion möglich.


    Natürlich gibt es in dem Spiel audiovisuell viele Aspekte, die es realistischer wirken lassen, aber es gibt auch noch genauso viele Eigenschaften, die immer noch nicht wesentlich besser geworden sind und es schnell als Spiel erkennen lassen. Das sind teils die unrealistischen Körperhaltungen und Bewegungen der Figuren, abgerundet mit eindeutig fehlenden Schlagschatten. Aber schon in den ersten Frames außerhalb des Gebäudes erkennt man leicht, dass es Polygone mit unzureichend aufgelösten Texturen sind und keine echten Kameraaufnahmen. Drinnen wird das dann an vielen Objekten noch viel deutlicher. Bspw. sieht der Schreibtisch rechts bei 0:34 nicht nach Holz aus, sondern einfach mal nur wie eine minderwertige Textur, also nichts neues in der Hinsicht.


    Zumindest nach dem, was ich jetzt gesehen habe, kommt das Spielprinzip über "Shotgun" kaum hinaus. Doof, und jetzt gibt es hier nicht mal rote Balken wie bei Heise. :D

  • Besonders beeindruckend ist auf jeden Fall die Raytracing-Beleuchtung. Das haut's wirklich raus. An zweiter Stelle würde ich die Wackelkamera in Kombination mit der Bewegungsunschärfe nennen. Wenn man diese beiden Features wieder herausnehmen würde, bliebe allerdings so gut wie nichts neues mehr. Alter Wein in neuen Schläuchen.


    Beabsichtigte Musterwiederholungen, wie Bienenwaben, Fliesen oder Tapeten, lassen sich natürlich unauffällig mit einer wiederholten Texturkachel darstellen. Sofern eine Wiederholung aber eher unwahrscheinlich ist, wäre eine Texturkachel weniger geeignet, wenn es realistisch aussehen soll.


    Brückenschlag: Im Retrobereich betrachte ich Texturkacheln als Muster für Flächen oder zur Mehrfachverwendung auf Objekten nicht nur grundsätzlich als legitim, sondern sogar als Stilmittel. D.h., man soll die Wiederholung einer Textur gern sehen dürfen, auch wenn die Wiederholung in der Realität unwahrscheinlich wäre.


    Zurück: Für ein grafisch extrem hochwertiges Spiel, das sich dem Realismus verschrieben hat, müsste man eigentlich auf unwahrscheinliche Texturwiederholungen verzichten und stattdessen individuelle Texturen speichern oder diese generieren. Ich sage nicht, dass das notwendig wäre, aber ohne einen solchen Aufwand wird man ein Spiel von einer Kameraaufnahme immer unterscheiden können, so wie auch bei Unrecord. Das geht bei Betreten des Gebäudes gleich los: Ist es nicht eher unwahrscheinlich, dass sich große Graffitis im selben Raum mehrfach wiederholen?


    Auch auf der Toilette: Fünf identische Trennwände

    Es gibt zudem in Pfützen Spiegelungen, die man nicht zuordnen kann.


    Eine Textur für alle silbernen Tonnen


    Viermal dasselbe Papierfetzenenduo


    Zweimal das gleiche Bild im selben Raum (und ein Gummihandgelenk)


    Wandkacheln, wo keine sein sollten (betrifft alle Wände in der Halle)



    Weitere Auffälligkeiten sind Polygonüberschneidungen:


    An Stellen, wo das gute Licht seine Wirkung nicht entfalten kann, kommt einem die Grafik wieder sehr vertraut vor:


    Die NPC-Polygone wirken teils nicht überzeugend ...


    .. vor allem, wenn er die Knie nicht durchdrücken kann und da steht, als hätte er sich in die Hose gesch..

    Vielleicht sollte man die NPCs besser im Ganzen verpixeln. ;)

  • Das geht bei Betreten des Gebäudes gleich los: Ist es nicht eher unwahrscheinlich, dass sich große Graffitis im selben Raum mehrfach wiederholen?

    oder auf derselben Gebäudefront:

    2 x [1], 2 x [2], 2 x [6], 2 x [7], 3 x [3], 3 x [4], 5 x [5]


    Wenn man jetzt, bezogen auf diese genannten "Fehler", auf die man in einem Spiel normalerweise kaum achtet, fragen würde "Darf ein Spiel so unrealistisch sein?", wäre meine Meinung natürlich "Selbstverständlich darf es das; ist ja kein Film".


    Wenn man jedoch, hier bezogen auf Raytracing, Wackeleffekte und realistischen Sound, einer hohen Facettenzahl und flüssiger Bildwiederholung, und in Zukunft sicher auch auf weitere filmrealistische Eigenschaften, fragt "Darf ein Spiel so realistisch sein?", dann ist die Frage wahrscheinlich müßig, weil man schon immer nach mehr Realismus gestrebt hat und das mit Sicherheit noch lange nicht das Ende der Fahnenstange ist.


    Sollte es bei der Frage ums Ethische, Pädagogische und Psychologische gehen, wird es komplizierter und vor allem kontrovers. Aber auch dazu habe ich eine umfassende Meinung.


    Wenn man fragen würde "Muss ein Spiel so realistisch sein?", würde ich sagen, dass das eben auch nur ein Stil ist. Pixelart bzw. Retro-Stil, Comic und jede Art von Abstraktismus wird dadurch sicherlich nicht verdrängt werden. Ich glaube sogar, dass diese abstrakteren Stile durch den zunehmenden Realismus grafisch aufwändiger 3D-Spiele ihren Stellenwert erst recht behaupten können.

  • Sollte es bei der Frage ums Ethische, Pädagogische und Psychologische gehen, wird es komplizierter und vor allem kontrovers. Aber auch dazu habe ich eine umfassende Meinung.

    Darum geht es, ja.


    Als hier wieder von Politik und Abendland gequatscht wurde, drehte sich mir schon wieder der Magen um.

    Mir ging es nicht um das Pro und Kontra zum Thema Verbot von "Killerspielen". Das ist nun mehr als genug thematisiert worden.

    Ich bin grundsätzlich gegen so ein Verbot, weil viele (auch ich) sich dann erst dazu angestachelt fühlen es "jetzt erst recht" zu wollen.

    Für mich war z.B. die Kettensäge in Doom eine Super Möglichkeit um Aggressionen abzubauen. Auch wenn ich weiß das es nicht echt ist,

    mir hat das jedenfalls immer was gebracht wenn ich schlechte Laune hatte.

    Es war zu 64er Zeiten ja auch schon Volkssport die Spiele zu besitzen, die auf dem Index waren. Da ging es gar nicht darum ob das Spiel

    gut oder einfach nur Schrott war.


    Was mich zu diesem Thread angeregt hat, war auf dem ersten Blick die schon sehr realistische Darstellung der Grafik. Du hast da schon

    sehr gut und detailliert aufgezeigt wo es noch schwächelt. Mir ist da vieles gar nicht aufgefallen.

    Ich musste in diesem Zusammenhang an eine Pro7 Reportage über Mexiko denken. Dort wurde ein Polizeibeamter

    interviewt, der sagte das es für ihn ganz normal ist, wenn auf der Straße Leichenteile rum liegen. Ihn juckt das überhaupt nicht.

    Ich weiß, Deutschland ist nicht Mexiko. Zum Glück.

    Nur ist dieser Mann schon durch seinen Job sensibilisiert. Ich frage mich, was macht das mit einen Menschen ?

    Tragen Spiele in solch einer Qualität (oder noch besser) dazu bei, das man es auch bald hier ganz normal ansieht, wenn einer

    abgeknallt wird oder senkt das irgendwann auch die Hemmschwelle und man greift dann auch gerne mal selbst zur Waffe,

    nur weil jemanden gerade die Meinung eines anderen nicht passt ?


    Die andere Richtung ist auch Möglich: es macht genau gar nichts.

    Wie hier schon richtig gesagt wurde, psychisch labile brauchen solche Spiele nicht um durch zu drehen.

  • Ich halte die Grafik auch für sehr realistisch und damit deutlich "echter" als das, was man von anderen Ballerspielen so kennt.


    Und ich kann mich da nur anschließen: ich finde das Ganze fast auch schon ZU realistisch gemacht.

    Die Analysen von atomcode habe ich mit Genuss gelesen und in den Bildern verglichen. Ja, man sieht (wenn man drauf gestoßen wird, so wie ich), dass hier wirklich Computergrafik im Einsatz ist und dass sich Elemente wiederholen.

    Dennoch ist das Gesamtbild sehr schlüssig und realistisch.

    Man stellt sich eben die Frage, ob man eben nicht mehr "nur einen Egoshooter zockt" oder ob man nicht doch was "Echtes" durchlebt.


    Zum Glück gibt meine PC-Hardware diese Leistung nicht her, die da gebraucht würden. Bin gespannt, was das Spiel noch an Schlagzeilen verursacht...

  • [16 months lat0r ...]


    Als Erstes fällt mir auf, dass wir hier noch nicht mal von AI gesprochen hatten. Daran sieht man, wie rasant sich das entwickelte.


    Und die Eingangsfrage muss in Zukunft wohl nochmal gestellt werden, wenn "Spiele" nämlich so aussehen:



    <edit> Achtet mal auf die Finger. Sieht aus, als hätte man das Problem in den Griff bekommen. </edit>


    Kalbos hat vorhin im AI-Revolutions-Thread ein Video verlinkt, das die ersten Ansätze dazu zeigt. Wenn später Umgebung und NPCs absolut realistisch aussehen und die NPCs zudem nicht nur einfach geskriptet werden, sondern sich weitgehend selbstständig im Rahmen ihrer Aufgabe verhalten und sprechen können, womöglich mit intelligenten Lösungen, wie etwa, ungeskriptet eine Leiter an die Hauswand zu stellen, um durchs Fenster des Obergeschosses zu gelangen, dann könnte es richtig spannend werden.