Statt einen neuen Thread zu eröffnen, dachte ich mir, ich nutze diesen Alten weiter, weil es mE einfach passt.
Edit: Jetzt ist es doch ein neuer Thread geworden. Dieser Thread ist aus (mindestens) 2 anderen hervorgegangen:
Neuer Retro-Computer im 8-Bit Style (März 2019)
Ein Retro-Computer als Emulation/VM auf dem Raspberry Pi (inkl. Game-IDE und Programmiersprache) (Juli 2020)
Daher nehmen wir vorherige Diskussionen und Ergebnisse als gegeben an und führen sie hier weiter. Basis ist nun (damit wir hier alle über das gleiche reden und weiterkommen): Nach wie vor soll das Konzept einen "richtigen" Computer beschreiben, der als Geschenk unter dem Weihnachtsbaum liegen könnte. Im Gegensatz zu frühen Diskussionen soll es dabei aber nicht um diskrete Bausteine, richtige CPUs oder FPGA-Lösungen gehen, sondern um eine Kombination von Software, die auf einer fertigen (später dann zugekauften und kombinierten) Hardware läuft. Favorit für die Software ist beim jetzigen Diskussions-Stand die TIC-80 IDE (von der Idee her das gleiche, wie PICO-8 – aber OpenSource und schon auf 16:9-Ausgabe ausgelegt). Ob man diese versucht, bare-metal zu implementieren oder ein abgespecktes Linux "dazwischen packt", ist nicht entschieden (beides hätte eigene Vorteile). Als Hardware stellen wir uns einen Raspberry Pi vor – wobei das Modell noch nicht entschieden ist. Es könnte aber auch ein anderes Board sein, das z.B. auf einem RISC-V SoC basiert. Entscheidungen zu spezifischer Hardware sollte man gegen Ende der Konzeptphase treffen, da sich die Hardware-Landschaft über die Zeit verändern kann. Es soll aber am Ende eine fest definierte Hardware sein – nicht nur, um sie in einen Karton zu packen und in die Läden zu bringen, sondern auch, um eine feststehende Performance-Grenze zu haben.
So, das ist die Basis für weitere Diskussionen in diesem Thread.
Hier geht es jetzt mit dem ursprünglichen Posting weiter:
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In letzter Zeit ist auf dem Markt der Retro-Computer ja einiges passiert: Vom Mega65 sind 500 Stück unters Volk gebracht worden, der 8-Bit-Guy hat Lebenszeichen seines Commander X16 gemeldet, vom C256 Foenix kommt jetzt ein Junior-Modell (Mini-ITX-Board) – alle 3 verweisen historisch auf Commodore-Computer – und vom Spectrum Next wurden ab 2020 die Backer beliefert und die 2. Kickstarter-Kampagne verlief auch erfolgreich.
Ich meine, bei allen 4 Rechnern handelt es sich um 8-Bit-Systeme und nach meiner Erinnerung sind zwei weitgehend diskret aufgebaut und zwei als FPGA umgesetzt. Alle 4 Rechner verwenden als höhere eingebaute Programmiersprache BASIC und für "bessere" Spiele, Demos usw. ist Assembler das Mittel der Wahl. Alle Systeme haben gegenüber ihren geistigen Vorfahren aus den 80ern deutlich bessere Multimedia-Eigenschaften (Auflösungen, Farben, Sprites, Soundkanäle usw.) und kommen damit in Bereiche, die zuvor 16/32-Bit-Maschinen vorbehalten waren. Auch bei der Prozessorleistung legen alle (unterschiedlich) kräftig zu (C256: 6 MHz, X16: 8 MHz, Next: 28 MHz, M65: 40 MHz). Ich hoffe, dass ich mit diesen Angaben ungefähr den Status Quo korrekt wiedergegeben habe.
Es mehren sich bei schon erschienenen Systemen kritische Stimmen, die sich an der geringen Software-Unterstützung durch Dritte, also freie Entwickler, stören und eine ausbleibende Versorgung mit Games befürchten.
Zudem wird bemängelt, dass die entstehenden/entstandenen Games durch die höheren Grafik-Specs (320x240 px (bis VGA und mehr) ohne Color-Clashes bei teilweise 256 Farben) relativ beliebig aussehen (können) und nicht mehr einer speziellen Plattform zuzuordnen sind, wie das bei den schwächeren Specs der geistigen Vorgänger noch der Fall war. Es könnten also Spiele entstehen, die genau so aussähen wie bekannte DOS- oder Amiga/ST-Games, ohne typischen Plattform-Charakter – wobei man sich dann fragen könnte, warum man überhaupt eine neue zusätzliche Plattform benötigt. Wäre z.B. das Entwickeln selbst einfacher oder spaßiger als bei den Rechnern der 80er Jahre?
Warum also soll man sich Gedanken zu einem weiteren (erstmal Fantasie-) Computer-System machen, wenn es schon so viele gibt, die in die gleiche Kerbe schlagen? Und warum sollte man hoffen, dass es bei einem weiteren Konzept nicht ähnliche Probleme (zu wenige Entwickler, zu wenige Games, geringe Unterscheidbarkeit der Games zu anderen Plattformen usw.) geben wird? Und will man wirklich proggen, wie vor 40 Jahren (mit den gleichen Frustrationen) oder ist das gar nicht der Kick, den man eigentlich haben will? Auf all das versuche ich Antworten zu finden.