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letzter Beitrag von katarakt am

Acorn A3000 - Batterieschaden

  • Wenn das Teil mehr als eine doppelseitige Platine hat, also Multilayer, dann ist es vergebene Liebesmüh, aber auch so gefährdest Du beim Löten an den betroffenen Lötstellen Deine Gesundheit und Spass macht das Ganze auch Keinen, denn verätzte Lötstellen lassen sich selbst mit Zugabe von viel Flux oder neuem Lötzinn kaum löten und es riecht eklig und die Lötspitze wird auch nicht besser, die oxidiert man damit auch schnell kaputt!


    Natürlich kann man die Platine retten, aber "schön" oder dauerhaft wird es nicht werden, resp. nur mit einem Aufwand, der deutlich über dem Nutzen liegt!

    Ich habe auch einige solche Boards, vor Allem aus Toshiba Notebooks der 1990er, aber auch "normale" Mainboards 286-486 Ära rumliegen, die ich mal mit Essigessenz vorbehandelt und teils sogar noch mit Sand oder Trockeneis gestrahlt habe, um die losen Verätzungen weg zu bekommen, aber es sieht danach einfach fatal aus und bereitet

    sehr viel Zeitaufwand und Mühe die Leiterbahnen einzeln durch Fädeldraht etc. zu ersetzen, aber sieht im Ergebnis dennoch nach Pfusch aus und wie gesagt: sobald innenliegende Leiterbahnen vorhanden sind, bekommt man es selbst mit viel Aufwand kaum mehr zuverlässig repariert.


    Also: als Lehrgeld abhaken und weg damit!


    Leichenfledderei geht aber: Alle weit (min 10 cm!) von der Unglücksstelle entfernten ICs gut reinigen und dann mit PCB-Lack rund um die Austrittsstellen der einzelnen Pins aus dem Epoxi-Korpus herum versiegeln, dann kann man wenigstens diese Chips noch retten. Was schon blaue oder grüne Beinchen hat, ist aber definitiv eine Zeitbombe und gehört in den Müll, genau wie die PCB selbst auch.


    Eventuell gibt es ja für den A3000 auch schon Nachbau-PCBs, ansonsten wäre das ja mal eine Aufgabe, die sich letztlich dann auch mehr lohnt, als hier Stunden, Tage und gar die eigene Gesundheit zu opfern!

  • Nur ein Vorschlag (eines Chemikers): Verzichte auf die zusätzliche Säure. Fliessend heisses Wasser und Zahnbürste. Es darf auch Zahnpaste dazu verwendet werden.


    Abspülen danach mit reichlich Alkohol; egal ob Spiritus (=Ethylalkohol, vergällt und steuerfrei)) oder Isopropanol (ebenso steuerfrei).


    So habe ich eine Amiga 4000 Platine vom Akkuschaden befreit.

  • Natürlich kann man die Platine retten, aber "schön" oder dauerhaft wird es nicht werden, resp. nur mit einem Aufwand, der deutlich über dem Nutzen liegt!

    Danke für deine Einschätzung!


    Ich habe mich nach dem ersten Schock auch schon gefragt, mit welchem "Haltbarkeitseffekt" man eine Rettung, wenn überhaupt möglich, durchführen kann. Das Zeug aus der Batterie ist ja sicherlich schon einige Jahre am Arbeiten und ich habe keine Ahnung, wohin sich das schon alles vorgearbeitet hat. :/


    Leider gibt es zu den Langzeiteffekten solcher Rettungsaktion nichts im Netz zu finden. Somit habe ich keine Ahnung, ob das dann dauerhaft funktioniert oder vielleicht nur zwei Jahre?


    Wenn es wie beim Bleichen von vergilbten Kunststoff sein sollte, der aufgrund der chemischen Zusammensetzung immer wieder vergilbt, egal wie man bleicht, dann kann ich mir die Mühe in der Tat komplett sparen. ;(


    Ich informiere mich einfach mal hierzu weiter im Netz und habe mittlerweile auch Kontakt zu einem "Acorn-Freak" aus dem Acorn-Forum. Mal schauen, wie es weitergeht ... zumindest habe ich nun schon einiges Wissen zu Platinenreinigung nach Batterieschaden angesammelt. :)


    Danke für alle Meldungen dazu! :thumbup:

  • Ich würde übriges spiritus nehmen also vergällten Alkohol aus der Drogerie...kostet ein Bruchteil von Ipa...das kannste dann zur Endreinigung nehmen.

    Hierzu als Hinweis, dass das wohl von einigen Leuten kritisch gesehen wird. Ich habe dazu paar Kommentare gefunden, einer davon z.B. der:

    Platine in dest. Wasser einlegen, danach mit neuem dest. Wasser gründlich abspülen - im Anschluss daran in Isopropanol einlegen - kein Spiritus, das Vergällungsmittel verursacht u.U. Kriechströme. Dann die Platine gut trocknen lassen und hoffen.

    Ich kann das selbst nicht einschätzen, aber da ich sowieso IPA 99,5% von einem Kollegen bekomme, nehme ich - wenn -, dann den IPA dafür her.

  • Somit habe ich keine Ahnung, ob das dann dauerhaft funktioniert oder vielleicht nur zwei Jahre?

    Ist wie bei einer Zahnarztbehandlung. Mein Backenzahn sollte nach massiver Wurzelspitzenresektion auch nur noch maximal ein Jahr halten....und das ist jetzt schon 9 Jahre her...

  • Moin,


    ich habe auch mal einen Amiga 4000 Akku- & Kondensatorschaden restauriert. Dabei habe ich gelernt:

    • Eine Platine ist kein Reagenzglas; kontrollierte "Neutralisationsprozesse" mit Säuren/Laugen finden dort nicht statt. Lieber auf Asklia hören
    • ein realistisches Bild über den Aufwand hat eigentlich nur der, der so etwas - an einem gleichen Gerät! - schonmal gemacht hat. LIeber auf deren Empfehlungen hören: Bereiche grossflächig abräumen, alle Leiterbahnverbindungen durchklingeln. Wer hier sorgfältig arbeitet, hat weitere Jahre "Spass am Gerät".
    • Für einen Lötanfänger oder unzureichendes Equipment ist das eher nicht geeignet. Es gibt aber fast überall Menschen, die gerne behilflich sind.

    Aber: Für die alten Geräte ist fast jeder Aufwand gerechtfertigt. Gerade, wenn persönliche Erinnerungen daran hängen. Wegwerfen sollte man hier lieber gar nichts, sondern höchstens an andere Liebhaber weitergeben.


    Und es gibt fast nicht schöneres: Wenn die Kiste anschliessend wieder bootet...

    Und ausserdem muss die Reparatur nicht hässlich sein; wenn man das gut macht, kann das völlig unauffällig aussehen:


    IMG20210227201453-COLLAGE.jpg

  • Moin.


    Zum Entfernen von Oxidationsprodukten aller Art könnte man auch Oxalsäure probieren. Diese wird von Sondengängern gerne zur Fundreinigung eingesetzt und die Ergebnisse die ich bisher gesehen habe waren sehr vielversprechend. Ich habe bereits einen Beutel im Keller liegen und werde mich damit zunächst mal an meinen hoffnungslosen Bodenfunden versuchen.


    In den Radioforen gibt es auch einige positive Berichte zur Verwendung von Oxalsäure bei Batterieschäden.


    Als jemand, der im Chemieunterricht immer einen Fensterplatz hatte kann und möchte ich da aber keine Ratschläge geben.

  • Aber: Für die alten Geräte ist fast jeder Aufwand gerechtfertigt.

    Im Prinzip stimme ich dir zu, gerade wenn es Motherboards sind, die man nicht für "paar Euro" bei ebay & Co holen kann.


    Aber ich sehe schon auch den "Kosten"/Nutzen-Faktor: Wenn das Board aufgrund der ausgelaufenen Batterie einen unwiderbringlichen Schaden davongetragen hat und das Board - egal wie ich oder jemand anderes hierbei auch rangeht - definitiv nach <x> Jahren kaputt sein wird, dann spielt für mich das <x> schon eine entscheidende Rolle.


    Ob der A3000 nun zum Beispiel in 3 Jahren kaputt ist oder eben jetzt schon, ist mir dann auch relativ egal. Dann würde ich hier, wenn überhaupt, nur minimalsten Aufwand betreiben. Oder anders formuliert: Ohne die zumindest theoretische Chance, dass ich (oder "man") den A3000 auch wirklich "retten" kann und nicht nur "paar Monate lebensverlängernd" rausholen kann , fahre ich das eher auf Sparflamme.

  • Snoopy


    Kommt ja drauf an, was bei <x> für dich ein akzeptabler Wert ist ;)


    Wenn es richtig gemacht wird ist "fast" jedes Mainboard mit einem solchen Schaden auch zu retten und sollte danach viele Jahre lang zuverlässig funktionieren.


    Allerdings ist die einzige Referenz die ich persönlich habe eine alte Trapdoor Speichererweiterung für den A500, da hatte der Akku fast die Hälfte der Platine "verseucht" , die Reinigung mit Essig, Reparatur von drei Leiterbahnen und der Austausch von ein paar Kleinteilen hat ca 4 Tage gedauert ! Seitdem funktioniert sie wieder ohne Probleme seit ca 6 Jahren ;)


    Allerdings sei dazu gesagt, dass das alles natürlich um einiges übersichtlicher war als ein komplettes Mainboard :D

  • Snoopy


    Kommt ja drauf an, was bei <x> für dich ein akzeptabler Wert ist ;)

    Ich dachte so an 2000 Jahre. :D


    Nein, aber so ca. 10 Jahre wären für schon ein guter Wert. Natürlich gerne mit Luft nach oben. ;)


    Ich persönlich fände ein "in 3 Jahren ist das Board dann definitiv kaputt" fast schwerer zu "ertragen" (gerade nach einem gewissen Bastelaufwand) als ein "nun ja, hast Pech gehabt, es ist eben jetzt kaputt".

  • Ich denke, der dient einfach als Schutzlack um das Metall vor weiterer Korrosion und Kurzschlüssen zu schützen. Ich nehme für sowas gerne klaren Nagellack. Da sieht man, was drunter los ist. Und Nagellack bekommt man auch gut wieder ab.

    Vielen Dank! Das kommt aber dann ganz am Ende, wenn alles wieder so geht, wie es sollte?

  • Mit der Ersatzbatterie geht es gerade beim Acorn A3000 noch viel einfacher, und so habe ich es gemacht: Auf der Unterseite gibt es ein Batteriefach, da wo auch die Maus angeschlossen wird. Dort habe ich eine Halterung für Mignonzellen (AA) verbaut, und die Kabel oben auf der Platine angelötet. So war es ursprünglich von Acorn auch gedacht, aber vermutlich hat Varta ein Angebot gemacht, dass Acorn nicht ausschlagen konnte. Anders kann ich mir nicht erklären, dass damals so reichlich von Vartas "Auslaufmodellen" in Computern verbaut worden sind.

  • Und ausserdem muss die Reparatur nicht hässlich sein; wenn man das gut macht, kann das völlig unauffällig aussehen:

    Also -ohne stänkern zu wollen!: Was ist denn nun bei den Fotos "vorher" und "nachher"?



    Die Delamination (hellgrüne "Wolken"), welche durch das Auslaufen des Elektrolyts verursacht wird:



    ist hingegen der Grund, warum es


    a) immer shice aussieht

    b) zumindest bei Multilayer-Boards NICHT lange halten wird, weil man dort weder das ursächliche Elektrolyt aus den Innenlagen

    wieder rausbekommt, noch gar verhindern kann, dass die Rückstände (egal ob vom Elektrolyt oder dem Essig etc)

    dort Wasser ziehen und somit zum Einen der Oxidationsvorgang weitergeht, zum Anderen aber just das Wasser dafür sorgt,

    dass Leitfähigkeit entsteht, die man an diesen Stellen NICHT brauchen kann...


    Leider werden desweiteren aber bei einem Batterie/Akku-Auslaufschaden durch die stark ätzenden Elektrolyte (die auch ausgasen, d.h. im oft begrenzten Luftvolumen dort nicht nur lokal, sondern überall verteilt) auch die Chips und sonstigen Bauteile angegriffen und nicht nur die PCB selbst.


    Die meisten Bauteile kann man natürlich durch Neubestückung ersetzen, aber die spezielleren Chips, beim C64 wären das VIC und SID, jedoch eben NICHT oder nur mit einem Aufwand der letztlich weder die Originaltreue erhält, noch 100% perfekt ist, quasi eine HW-Emulation auf FPGA.


    Dann kann ich auch gleich einen kleinen PC oder meinetwegen Raspi etc. ins alte Gehäuse bauen und gleich mit ner SW-Emulation arbeiten, die lässt sich auch leichter

    updaten im Zweifel ;-)


    Mein Tipp wäre also weiterhin:


    bei Multilayern:


    RePro-Leiterplatte entwerfen oder wenn schon erhältlich zukaufen und dann eben neu bestücken bis auf die schwer erhältlichen Spezial-ICs, diese kann man reinigen, im Backofen dann bei ca 70° 2 Tage lang trocknen und danach um die Pin-Auslässe im Epoxid herum mit Leiterplattenlack versiegeln, um das Eindringen von Luftfeuchte zu verhindern, denn ohne Feuchte auch (fast) keine oxidative Reaktion...

    (ob es Nagellack da dauerhaft auch tut, weiß ich nicht, Entwicklungsziel wird jahrelange Haltbarkeit bei Nagellacken aber wohl kaum sein, d.h. wäre ich da eher skeptisch...)


    bei ein- oder doppelseitigen PCBs:


    komplett entstücken "leer räumen", wobei ich das weitgehend mechanisch machen würde, denn das "verseuchte" Lot lässt sich kaum noch löten und die Dämpfe sind aggressiv und greifen sogar Lötkolben und nähere Umgebung an!, dann die PCB entlacken, entzinnen und dann im Galvanikbad neues Kupfer auf die angeätzten Leiterzüge aufbringen (was an sich aufwändig ist, da man sämtliche Leiterzüge elektrisch zusammenfassen muss zu einer Elektrode), danach wieder verzinnen resp. eben die gewünschte Oberfläche neu erzeugen und Lötstopplack und Beschriftungsdruck wieder aufbringen (Tampon-Druck, fast wie bei Werbetassen oder T-Shirts)


    Wer jetzt berechtigerweise sagt: Das braucht doch alles Spezialausrüstung, viel BÄH-Chemie und letztlich ist es fast wie eine neue PCB, nur eben dass der Kern alt bleibt, der hat natürlich RECHT! Ist wie bei der Restauration eines Oldtimers rund um die vielzitierte letzte Schraube herum: es wird dabei eben möglichst viel vom Original erhalten, aber eben auch keine Kompromisse bei der Qualität eingegangen und Elkos, Tantals etc. kann man in unserem Bereich eh als Verschleissteile sehen, die lassen sich schlicht nicht original halten auf Dauer!

  • Was ich so alles an Tipps in den verschiedensten Foren zum Thema "Platine reinigen" gefunden habe, ist schon spannend und unterhaltsam.


    IPA ist zwar eindeutig der Favorit und auch mein Mittel der Wahl, aber bis auf Salz- und Schwefelsäure wurde eigentlich alles mal vorgeschlagen. Sogar Bremsenreiniger[1] war mal mit dabei. :D


    Und ganz wichtig: Während dem Säubern der Platine mit 99,9%igem Alkohol nicht dabei Rauchen! :thumbsup: