Der C64G war doch ein klassischer "Lumpensammler", sprich Abverkaufsposten. Der C64 hatte 1989 seine besten Zeiten WEIT hinter sich, der Überraschungserfolg von GEOS hatte seinen Niedergang zwar etwas verzögert, aber natürlich nicht aufhalten können, zu weit abgeschlagen war die HW-Plattform gegenüber dem Stand der Technik da schon, ein "lebendes Fossil" sozusagen. Der Migrationspfad zum C128 war NIE wirklich eine Option und 1989 galt CP/M schon als uralt, technisch überholt und defakto mausetot.
Commodore hatte mit Ausnahme eben des C64 (und des VC20, wenn auch im deutlich kleineren Stückzahlen) eigentlich nur Flops produziert oder aber Geräte, an denen nichts zu verdienen war wie den A500.
Insofern war dort der Sparzwang schon erheblich und es war -vermutlich jedem im Management dort- klar, dass die noch auf Lager liegenden Unmengen an Ersatz-Board, Tastaturen und Chips bald stark entwertet sein würden. Die Banken, die immer auf Lagerreduzierung drängen, mal ganz aussen vor.
Insofern kann man die Aldi-Aktionen fast schon als genial bezeichnen inmitten der vielen und teils erheblichen Fehlentscheidungen des C= Managements.
Die erste Aktion mit C16 und Plus/4 wurde in der Fachwelt damals noch belächelt, nur absolut Uninformierte schlugen da zu, denn Allen Anderen war klar, dass der Nutzen dieser im ersten Markt ja gefloppten Geräte sehr überschaubar war, obwohl insbesondere das Konzept des Plus/4, typische "Office"-Anwendungen unkompliziert und gleich nach dem Einschalten zur Verfügung zu stellen, schon durchaus genial war, wenngleich auch nicht wirklich neu: ab 1983 gab es mit dem Tandy100/OlivettiM10/NEC83xx schon Rechner mit eingebauter Software, welche als Vorläufer von Notebooks resp. Tablets sogar schon eine sehr lange Batterielaufzeit, incl. batteriegepuffertem RAM (welches wie ein Laufwerk angesprochen werden konnte und Dokumente nach dem Einschalten just so präsentierte, wie man sie beim Ausschalten hinterlassen hatte) und LCD-Anzeige mit durchaus brauchbaren 40 Zeichen auf 8 Zeilen (immerhin 1/3 des Bildschirminhalts des C64 und auch Plus/4) darstellen konnte und somit auch wirklich mobil war.
Andere Hersteller bündelten auch schon fleissig ("Office"-)Software mit ihren Rechnern, aber dort musste dann zumeist noch von Floppy geladen werden...
Die nachfolgende Aktion mit dem "Ur"-C64 war aber ein absoluter Erfolg, da nicht nur Späteinsteiger zuschlugen, sondern Viele auch die Chance nutzten, sich einen C64 noch für billig Geld als Reserve zu holen oder diejenigen, die zu spät für den Brotkasten gekauft hatten, sich nun den Traum vom "echten" C64 im originalen Gehäuse erfüllten. (ohne Blick auf die bessere Ergonomie des C64C...)
Ja selbst für kommerzielle Anwendungen war der niedrige Preis offenbar wieder verlockend, ich kenne z.b. einen durchaus namhaften Automotive-Zulieferer, der mit den Aldi-C64 noch bis Mitte der 90er kleinere Prüfstände automatisierte, mit und ohne IEC/GPIB Anbindung. Argument war die leichte Programmierbarkeit, die Möglichkeit, fertige Programme -dank der inzwischen verbreiteten "Freezer"/Modulmaker Module sowie EEPROMs einfach "instant on" zu generieren sowie eben der Userport. Der C64 war sozusagen zum komfortablen embedded-Modul geworden, mit netter MMI obendrauf und zu einem Preis, für den man damals kaum sonst einen Einplatinen-µC bekam.
Das leerte die Lager bei Commodore wohl weit schneller und nachhaltiger, als man sich dort selbst erträumt hatte und führte -vermutlich- sogar zu einem neuen Managementfehler: es wurde wohl sogar nochmals nachproduziert, was aber dann doch wieder zu unverkäuflichen Lager-Beständen führte.
Parallel verlor der Amiga ab 1990 massiv an Marktanteilen, die kleinen A500/600/1200 liessen sich nur noch über den Preis losschlagen, was die Margen so in den Keller gehen liess, dass für wirkliche Neuerungen schlicht kein Geld mehr da war.
Auch der PC-Markt entwickelte sich mit einer Dynamik, der Commodore nichts entgegen zu setzen hatte und führte zu weiteren Flops und Lagerbeständen...
Zudem sah Commodore den C64 und die gesamte "Heimcomputer"-Linie immer als Consumer-Elektronik, d.h. sowohl Fertigung als auch Qualitätssicherung waren am Consumer-Bereich (also Radio-Hifi-TV) ausgerichtet und Dinge wie Versionsverwaltung oder gar Seriennummerntracking waren gänzlich aussen vor.
Insofern war es schon damals immer eine Art Ü-Ei Effekt, wenn -spätestens- mit Garantieablauf die Geräte von Freunden und Bekannten dann geöffnet und inspiziert wurden.
Angefangen von den DateCodes der verbauten ICs, welche teils (TTL-Bausteine insbesondere) schon 3-5 Jahre auf dem Buckel hatten, wenn sie denn verbaut wurden (was schon damals Anlass zu der Vermutung bot, dass C= hier gezielt Restposten und Überbestände aufkaufte und nicht bei der Distribution Neuware), als auch teils abenteuerliche Konstrukte wie mit Isolierband umwickelte, geflickte Leitungen (Tastatur, Power-LED), sichtbar bereits reparierte Boards mit teils gesockelten TTL-ICs (die ansonsten immer fest eingelötet waren), sowie fehlende Teile wie die Deckel der Tunerbox des VIC-II (später sparte man sich diese Box dann ja komplett...), schon ab Werk unterschiedliche Schrauben etc.
Ich habe hier 5 Geräte, die ich selbst damals erworben habe und die niemals ausser Haus zur Reparatur waren, aber auch diese Geräte weisen Mischungen auf, die nicht dem -meist durch die Testberichte der 64er- veröffentlichten Produktionsstände entsprechen!
Heute ist es mit Sicherheit deutlich zu spät, um die "Historie" dieser Geräte noch im Detail zu erforschen. Man kann ja bei heute gekauften Geräten schon froh sein, wenn wenigstens die Plastikteile nur von einem einzigen Exemplar stammen, von der Elektronik und Tastatur ganz zu schweigen...
Ich denke, man sollte sich damit abfinden, dass die Commodore-Geräte damals schon bekannt und teils belächelt "low budget" waren, wer es sich leisten konnte, der kaufte auch schon 1984 einen IBM(-Junior), Apple-II, Olivetti-M2x oder HP-(8x -64000) Rechner, oder gar DEC (Vax, Microvax, Alpha)-Workstations, etwas später dann die von Sun oder SGI und PCs von Compaq oder Toshiba (-notebooks) oder ganz "teutsch" eben Nixdorf, Siemens, SNI ...
Tut der Faszination der Geräte ja keinen Abbruch und auch anderso haben Low Performer wie Käfer, Ente, R4 etc. ja auch ihre Fans, nicht nur Bugatti, Ferrari & Co.