Ich wollte Euch an meinen Erfahrungen mit dem 3D Drucker
Adventurer 3 von FlashForge teilhaben lassen.
Die "Vorgeschichte" habe ich ans Ende meines Beitrags gestellt.
Sie hat ja nur bedingt mit dem Thread zu tun.
Zweck der Anschaffung:
Wie Alle, die unserem Hobby fröhnen, brauche ich für mich privat folgende
3D Drucke: Cartrídges, Gehäuse für Zubehör z.B SD2IEC oder Raspberry, Tasten,
Knöpfe, Steckerhüllen, Kipphebel usw. Mit anderen Worten der benötigte Bauraum ist nicht groß.
120 x 120mm Bauraum war mir zu knapp, 300 x 300 mm sinnlos viel.
Mein Neuer:
Der Adventurer 3 von FlashForge ist ein >geschlossener< FFM/FDF Drucker mit einem
Bauraum von 150x150x150mm. Er unterstützt vor Allem PLA, PETG und ABS - und alle Filamente
die temperaturmäßig im Bereich 200 - 240°C liegen.
Die Heizplatte kann bis 100°C aufgewärmt werden.
Die Abmessungen des gesamten Druckers sind 390 x 340 x 410mm bei knapp 10Kg.
Er passt astrein auf meine Arbeitsplatte, neben den Rechner.
Eine STL Datei wird mit dem kostenlosen Slicer (fast eher ein Druckertreiber) FlashPrint
geladen und zum Drucker geschickt. Er ist in der "Normal" Einstellung für den
"blutigen Anfänger" geeignet. Der Profi schaut !zunächst! mit leerem Blick.
Man kann die G-Code Datei über einen USB-Speicherstick zum Drucker tragen.
Geiler ist allerdings die Möglichkeit, den Drucker über LAN - oder WLan zu
beschicken. Der Drucker kann sogar einen HotSpot zur Verfügung stellen, in welchem man
sich einloggen kann, wenn man(n) sein Netzwerk nicht nutzen kann/will.
Für Schulen interessant ist, dass die SlicerSoftware mehrere Drucker im Netz verwalten kann.
Die Namen der Drucker sind auch frei wählbar.
Ziemlich versteckt gibt es eine Art "Profi-Einstellung" im Slicer. Er ist dann nach wie vor
"anders" zu bedienen wie die bekannten Slic3r oder Cura - hat aber viele wirklich gute
Einstellmöglichkeiten, mindestens für Fortgeschrittene. Unterschiedliche Profile können
abgespeichert werden. (frei benennbar!)
Die Bedienung am Drucker selbst erfolgt über einen Touchscreen. Die Menüstruktur ist
überzeugend strukturiert und schlüssig. Die Sprache kann auch auf Deutsch gestellt
werden. Wenn man mit Übersetzungsfehlern leben kann.
automatic, manual -> Automatisch, Handbuch. Sonst aber gut gelungen.
Wie bereits erwähnt ist der Drucker rundum geschlossen. Ich finde ihn schick!
Die Druckgeräusche sind (auch dadaurch) EXTREM leise !!!
Die Front-Türe ist mit einem magnetischen Verschuss versehen.
Bei der Druckplatte ist FlashForge eigene Wege gegangen. Sie besteht aus einer dünnen
Pertinax ähnlichen Platte, auf welche eine Dauerdruckfolie aufgeklebt ist.
Diese lässt sich wie eine Art Schublage auf den Drucktisch "einschieben" - und auch
entnehmen. (Hier ist man einen "nicht-magnetischen" Weg gegangen.)
Sie ist "ähnlich" flexibel wie die Prusadruckplatte und darf / soll verbogen
werden, um das Druckergebnis zu lösen. Die Haftung ist wirklich gut. Bei ABS bietet
es sich an, Pritt-Stift als ! Trennmittel ! zu benutzen.
Eine integrierte (abschaltbare) Beleuchtung mittels 2 LEDs am Druckkopf erleichtert
nicht nur die Beobachtung des Bauraums, wenn man sich VOR dem Drucker befindet.
Eine integrierte Kamera (640x480 Pixel) erlaubt die Beobachtung des Druckes sogar
über Netzwerkstream. ([IP Adresse]:8080/?action=stream)
Etwas geringe Auflösung - aber ausreichend.
Apropos:
Der USB Port und die Kamera teilen sich einen Hardware Port. Während der USB Port
benutzt wird, geht die Kamera nicht - und umgekehrt.
Nachteil? Nö.
Der Drucker hat einen eingebauten Speicher von 8GB. Daten, die mittels Touchscreen
(MIT VORSCHAUBILD !) auf dem USB Stick ausgewählt werden, kopiert er auf diesen Speicher.
der Stick kann binnen Sekunden wieder abgezogen werden. Dadurch ist die Kamera wieder nutzbar.
Auch bei einem Druck über (W)Lan braucht der Computer während des Drucks nicht
eingeschaltet bleiben. Alle gesendeten oder kopierten Drucke sind vom internen
Speicher auch später noch abrufbar. (Ich hab ihn noch lange nicht voll. Keine
Ahnung, was dann passiert)
Beim Druckkopf/Extruder hat man ebenfalls etwas "eigenes" entwickelt.
Er lässt sich mit einem Griff entnehmen und austauschen. Ein Ersatzextruder,
(eine Einheit von Heizpatrone, Temperatursensor und 0.4er Düse) ist mit etwa
25 Euro nicht sooo schrecklich teuer.
Wo ich gerade vom Extruder spreche. So ein Bowdenextruder hat seine Nachteile.
Ich habe es noch nicht geschafft, eine Überextrusion an den Ecken zu vermeiden.
Wenn man einen Prusa(Direkt)extruder gewöhnt ist, ein ärgerlicher Nachteil.
Laut verschiedener 3D Druck Foren lässt sich das in den Griff bekommen. Da ich
aber bisher nur Direktextruder kannte, bin ich noch nicht so weit.
Damit es nicht falsch rüber kommt: Die Drucke (auch ein Benchy!) sind schon echt gut.
Wenn man aber eine Mercedesklasse gewohnt ist, erkennt man die 50% Preisdifferenz.
Wo wir gerade bei Nachteilen sind:
Geschlossenes System heißt beim Adventurer auch, dass die FilamentSpule in das
Gehäuse / auf den Spulenhalter passen muss. Wenn man bei FlashForge kauft kein Problem...
Zum Glück sind die 1Kg Spulen nicht nennenswert teurer als auf "dem freien Markt".
Es gibt bei Thingiverse bereits Upgrades zum Selberdrucken, die dieses Problem umgehen.
Die Seiten(abdeck)klappe hat dann ein Loch an der passenden Stelle, so dass Filament
von Ausserhalb eingeführt werden kann.
Vorgeschichte:
Ich drucke seit 2 Jahren mit firmeneigenen 3D Druckern.
Meistens Gehäuse, Halter für alles Mögliche oder Ersatzteile.
Der erste Drucker war ein Prusa i3 MK3 mit Filament-Wechsler MMU2.
Bisher habe ich keinen Drucker kennen gelernt, der Out of the Box
so genial und fehlerarm druckt. Wenn jemand knapp 900 Euro investieren will
(mit Allem Tüddel um loszulegen) kann er hier und jetzt aufhören zu lesen. (Kommen noch 299€ für ie MMU2 dazu).
Eine weitere (Fehl)anschaffung war ein einfacher FLSun Cube, den wir mit
allem Möglichen nachgerüstet haben - auch einem magnetischen Druckbett.
Ich habe jetzt meinen Frieden mit der Kiste geschlossen. Mit der 0.6er
Düse druckt er größere Gehäuse 350/350/340mm recht flott - und optisch
ausreichend gut, dass einem nicht schlecht wird - und der Zweck erfüllt wird.
Der größte Vorteil dieses Kaufs war - wir haben viel gelernt...
Ich darf in gewissem Maße private Drucke bei der Arbeit ausführen. Aber...
Wenn ich Zeit habe, heißt das Urlaub, dann bin ich nicht im Betrieb - oder
- der/die Firmendrucker sind tagelang beschäftigt, wenn ich sie brauchen würde.
Fazit:
Ich hoffe, dass ich dem Ein oder Anderen mit meinem Erfahrungsbericht
helfen konnte.
Drucker, Ersatzdruckplatte + Folie sowie Ersatzextruder habe ich für
404 Euro bekommen.
Bisher bin ich davon überzeugt, die richtige Wahl für
mich getroffen zu haben.
Grüße
Stefan