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letzter Beitrag von Panther am

Alte Disks unter Ubuntu auslesen?

  • Was ist denn derzeit die zuverlässigste Methode, um alte Disketten unter Ubuntu auszulesen? Ich brauche nicht den Funktionsumfang eines echten Zoomfloppys, sondern ich möchte meine eine 1541 mit dem PC verbinden und Disketteninhalte sichten und - wenn ich etwas finde, das man sich nicht im Netz besorgen kann - ab und zu mal eine gesamte Disk als D64-Datei bzw. mal einzelne Dateien auf den PC kopieren, um sie im VICE zu verwenden.


    Daher klingt es für mich so als ob ein Gerät auf Teensy-Basis das Richtige für mich wäre. Hat sich denn an der 32/64-Bit- bzw. der USB2/3-Problematik unter Linux/Ubuntu etwas getan bzw. verbessert? Ich habe keinen PC mit USB2-Ports, und die gesamte USB3-Unterstützung im BIOS abzuschalten kommt für mich auch nicht in Frage. Bekommt man das mittlerweile ohne stundenlanges Linux-Basteln hin? Pakete selber compilieren ist für mich kein Problem.


    Bei Ebay gibt es anscheinen nicht so viele verschiedene Angebote für fertig aufgebaute XUM1541. Ein Mikrocontroller im USB-Stecker mit IEC-Kabel dran würde mir zusagen. Kennt ihr weitere vertrauenswürdige Bezugsquellen für solche Gerätchen?

  • Ein Zoomfloppy-Clone auf Basis eines Arduino Pro Micro war mein erstes Bastelprojekt, das ich nach meiner Anmeldung beim Forum64 in Angriff genommen habe. Ich kann nur empfehlen, sowas selbst zu basteln. Die von Dir angesprochenen USB2/3-Probleme kenne ich gar nicht, deshalb kann ich dazu nichts sagen. Materialkosten für einen Arduino Pro Micro, ein paar Drähte und eine DIN-Buchse wären bei Bestellung aus China im einstelligen Euro-Bereich. Der Lötaufwand ist minimal. (Am schwierigsten ist das Flashen der Firmware beim Arduino Pro Micro, aber auch nur wenn man es das erste mal macht.)


    Mein erster Versuch sah so aus:


    173952-img-20181106-220143-jpg


    Und später dann nochmal neu mit einem DIN-Stecker:

    Heute so gebastelt ...

    (Ein DIN-Stecker ist viel schwieriger zu löten, für den Anfang würde ich eine DIN-Buchse nehmen.)

  • Und den Arduino unter Linux zu flashen und zum Laufen zu bringen ist kein Problem?

    Geht mit avrdude auf der Kommandozeile (sudo apt install avrdude) oder mit der Arduino IDE.

  • So, ich habe meinen ersten C64-Bastel-Erfolg zu vermelden! :thumbsup: Ein XUM1541 auf Basis eines Arduino Pro Micro-Nachbaus:
    forum64.de/gallery/index.php?image/3749/

    Die Hardware war schnell beschafft, auch wenn der lokale Conrad keine 6-poligen DIN-Stecker vorrätig hatte. Also flugs ein 6-poliges Verbindungskabel für Roland-Keyboards und einen Pro Micro in der Bucht bestellt, das ZoomFloppy-Image von Github heruntergeladen, mit Hilfe von avrdude auf den Pro Micro geschoben und... nix ging. :( Avrdude konnte nicht schreiben. Okay, spezielle USB-Optionen bei udev eingetragen, nun schrieb er etwas in den Speicher. Nur fand er auch nach zwei Minuten kein Ende. Noch ein paar Minuten gewartet, nix... Dann USB getrennt, danach hat er sich weder als USB-Gerät noch als tty-irgendwas gemeldet. Reset-Taster drangebastelt, Reset gedrückt, nichts. Zweimal gedrückt, nichts. Fünfmal gedrückt, wie wild gedrückt, "DOOF" als Morsecode gedrückt - nichts. Ich habe ihn als gebrickt abgehakt und einen neuen bestellt, bei einem anderen Ebay-Händler.



    Der kam dann direkt einen Tag später an. Ich also gleich angeschlossen, avrdude angeworfen, der Schreibvorgang sah direkt richtig gut aus. Nur am Ende hatte er einen Verify-Fehler bei 0x7000 gebracht. Na toll... Das Netz gab an, dass bei 0x7000 der Bootloader beginnt und man da nicht reinschreiben kann. Klingt logisch, aber warum wollte avrdude da reinschreiben? Rumgesucht, nichts gefunden. Dann mal meine hex-Datei gecheckt. 208 kByte! Das ist irgendwie zu groß. Hex-Datei geöffnet, im Firefox öffnet sich eine Webseite! Ah ja, interessant. Dann fiel der Groschen: Ich habe nicht die nackte Hex-Datei heruntergeladen, sondern (per Rechtsklick aus der Dateiliste, speichern unter) die Html-Datei der hex-Seite! Also die Raw-Version der Datei heruntergeladen, avrdude aufgerufen, 3 Sekunden später war die Bytewurst auf der Kiste! lsusb zeigt auch gleich etwas mit "ZoomFloppy" an - sehr gut!


    Dann das DIN-Kabel durchgeschnitten (die zweite Kabelhälfte kann ich bestimmt für die nächste Bastelei verwenden), die Adern durchgeklingelt und an den Pro Micro gelötet. Alles angestöpselt, 1541 eingeschaltet, VICE gestartet und IEC-Gerät für die Floppy aktiviert, LOAD"$",9 eingegeben, aber getan hat sich nichts. Im VICE bleibt die Option "Echter Geräte Zugriff" (nur echt mit dem Deppen Leer Zeichen) nach dem Anwählen nicht aktiv. Hm, irgendwas Wichtiges fehlt noch. Nach einigem Suchen dann die Erkenntnis: opencbm muss her. Also opencbm von git geholt und kompiliert - Fehler! Libncurses nachinstalliert, nochmal kompiliert, Erfolg! "cmbctrl reset" aufgerufen, siehe da, die 1541 rattert! Ja bin ich denn schon drin?!


    Wieder rüber zum VICE, Einstellungen für Floppy 9 gesetzt (IEC, echter Geräte Zugriff), geht nicht. Dann drauf gekommen, dass die 1541 ja auf ID 8 steht und ich das ohne Aufschrauben nicht ändern kann. Also guuut, dann halt die echte 1541 auf 8 und die virtuelle auf 9, wenn's unbedingt sein muss. Bin wohl schon zu sehr von der endlosen Flexibilität der Emulatoren verwöhnt.


    Aber das waren dann nur noch Kleinigkeiten. Jedenfalls funktioniert mein XUM1541 tadellos! Habe schon die ersten Disketten mit d64copy gesichert und im VICE laufen lassen - super Sache! Mit einem Atmel für 7 Euro die Brücke geschlagen zwischen 35 Jahre alter 8-Bit-Hardware und moderner PC-Technik. Tolle Retro-Szene, tolle Entwickler!


    Jetzt freue ich mich auf das gepflegte Durchwühlen meiner alten Disketten und das Entdecken vergessener Schätze. Die Anschaffung eines Ultimate64 habe ich jetzt zwar erst mal vertagt, weil das Sichten der alten Disketten mit dem XUM1541 am PC viel komfortabler geht. Aber ich bin sicher, dass der kleine Jumpman im Ohr irgendwann wieder lauter wird und mich die Sehnsucht nach echtem SID-Sound irgendwann doch auf den Bestellknopf drücken lässt. :)


    Nebenbemerkung: Kann es sein, dass es mehrere Hersteller von Arduino Pro Micro-Clones gibt? Der erste Clone hat sich ja unrettbar an meinem Html-HEX-File verschluckt, während der zweite (von einem anderen Händler) sauber einen Verify-Fehler angezeigt hat. Das klingt für mich nach unterschiedlichem Verhalten des Boards. Oder habe ich den ersten durch meine vielen (Fehl)Versuche schon in einen unsichereren Zustand gebracht? Na egal, ich verbuche es als Lehrgeld und schraube fröhlich weiter.



    Danke für's Lesen! :)

  • Der erste Clone hat sich ja unrettbar an meinem Html-HEX-File verschluckt, während der zweite (von einem anderen Händler) sauber einen Verify-Fehler angezeigt hat.

    Die Firmware ist unterschiedlich, das ist mir auch schon aufgefallen.
    Was heißt "unrettbar"? Mit einem externen Programmer müsste sich das beheben lassen. Hier findest sich bestimmt jemand, der dir dabei behilflich ist, falls du keinen hast. Das Flashen über USB ("DFU") ist ja nur eine convenience-Funktion, von außen bekommt man das Teil fast immer wieder flott.

  • Was heißt "unrettbar"? Mit einem externen Programmer müsste sich das beheben lassen.

    Du hast natürlich recht. Ich meinte, dass ich über USB nicht mehr rankomme. Für den Zugriff von außen habe ich leider keine Werkzeuge daheim. Wegwerfen werde ich das Board natürlich nicht.