Ich bin in das Altrechnerefurbishing auch erst vor zwei Jahren eingestiegen und es begeistert mich noch immer, wie man einen richtig schmodderigen C64 oder plus/4 zerlegen, den Kunststoff ein paar Tage in der Wanne einlegen und dann final noch mal das 40°-C-warme Programm - mit Tab - im Geschirrspüler geben kann und am Ende sieht alles wie fabrikfrisch aus und fühlt sich auch so an. Einzig Vergilbungen treten manchmal auf, weil damals wohl ordentlich Brom als Flammschutzmittel zugegeben wurde. Die lassen sich aber bleichen und der Kunststoff der Tasten behält die strukturelle Integrität. Ich denke mal der heutige Mittvierziger möchte seinen MEGA64 in genau der gleichen Qualität kaufen, um den dann - wenn weitere 30 Jahre vergangen sind - mit ins Altersheim nehmen zu können. Bei mir wäre es zumindest so.
Jetzt hat sich aber zwischen den frühen 1980ern und den Mitt-1990ern Einiges in Sachen Umweltschutz getan - in der Werbung erinnern wir uns alle an die ersten LE-Monitore oder die ersten TCO-Zertifizierungen - doch in wiefern haben sich Kunststoffmiscxhungen deshalb geändert bzw. mussten sie geändert werden? Und ist diese Qualität heute noch so? Ich stelle mir die Frage, weil ich mal wieder etwas umräumen musste und dabei einen 15"-VGA-Röhrenmonitor in die Hand nahm, den ich nur aufgehoben hatte, weil er als Gehäusesonderfarbe anthrazit war. In beige war genau das Modell von Siemens Nixdorf Massenware aber diese Farbe gab es nur zu dem Scenic Edition 95 Tower als Sondermodell dazu.
Der Monitor war dunkel und bei Zimmertemperatur gelagert worden und sa tipptopp aus, also keine Ausbleichungen. Trotzdem stimmte was nicht und ich sah auch was: Der Bildschirm war in seinem selbsttragenden Gehäuse zusammengebrochen.
Beim Hochnehmen fühlte er sich an, wie ein Spekulatius-Knusperhaus aus der Weohnachtszeit. Das ganze Gehäuse knirschte und brach bei Berührung sofort. Ich musste das Ganze erst mal so weit sichern, dass ich das Modell - ohne dass es mir in den Händen zerfällt - zum Wertstoffhof bringen kann ... und prinzipiell war das kein Billigmodell, denn die Röhre stammte von Panasonic und auch das Typenschild spricht von einer Produktion in Deutschland.
Interessant dabei fand ich vor allem - nachdem ich den zerbröselnden Monitor hochnahm - mir den Fuß näher anzuschauen. Das gewölbte Element, welches zur Gehäuseschale des Monitors selber gehört, war erwartet am Zerbröseln, die gleichfarbige, quadratische Grundplatte aber nicht. diese ist stabil wie am ersten Tag und absolut bruchsicher. Auch heute noch.
Jetzt stammt dieser Monitor von 1995 und damit aus einer Zeit, wo der Kunststofftyp bereits regelmäßig von innen in die Formen geprägt wurde. Ich habe daher hier mal ein Bild eines Splitters des zerfallenen Oberteils und einen Teil der Bodenplatte so fotografiert, dass man hoffentlich (also der Profi) die verwendete Kunststoffart daraus ablesen kann. Wie erwartet scheint das nicht der gleiche Kunststoff zu sein.
Da sich das MEGA64-Team genau jetzt mit der Entwicklung und der Auswahl der Granulate bewchäftigt, würde ich gerne von einem Wissenden mal erzählt bekommen, was bei diesem SNI-Monitor passiert ist und welche Kunststoffe da wohl zum Einsatz gekommen sind und welche Granulate zur Fertigung der MEGA64 vorgesehen werden, damit genau so etwas mit diesem Sondermodell nicht auch nach 25 Jahren pfleglicher Behandlung passiert.
Sorry, dass ich das Thema bei euch reinschreibe, vor drei Jahren hätte ich dafür sicher den Thread für neue C64C-Gehäuse genutzt, aber die Massen sind da längst produziert. Ihr steht aber nun gerade vor der Auswahl des richtigen Granulats und steckt damit gerade (1) im Thema und könnt (2) vermeiden, dass solch ein Kunststoff - egal für wie umweltfreundlich euch der angelobt wird - zur Fertigung der Schalen zum Einsatz kommt.