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letzter Beitrag von Tastenchef am

ACA-500 plus

  • Ich bin seit ein paar Tagen wieder an der Entwicklung, muss mich erst wieder 'reindenken nach knapp 11 Monaten Entwicklungspause an der Front (zu viele andere Projekte). Damals ist ein zweiter Prototyp notwendig geworden, weil mir die CF-Kartenslots in den Fastmem-Teil funkten (wäre auch zu schön gewesen, wenn sich CF-Karten an die Spezifikationen halten..!). Dadurch musste ich den Fastmem-Teil ein Stückchen langsamer machen, aber ich finde es immer noch beeindruckend, wie ein Prozessor mit 10MHz-Rating tagelang stabil bei 42MHz läuft.



    Sysinfo-Screenshot ist mit Fastmem bei $c0.0000 und Maprom gemacht, keine weiteren Optionen. Leider weiß Sysinfo nicht, dass es sich beim Speicher in $c0 um *echtes* Fastmem handelt.


    Nachdem die CF-Slots jetzt etwas anders angebunden sind, muss ich auch diesen Teil des Quelltextes überarbeiten. Da ich leider nicht vollzeit dran arbeiten kann, dauert es wohl noch ein paar Wochen, bis ich alle geplanten Features getestet habe.


    Jens

  • Die Ratings für die CPUs wurden nach Testspezifikation, aber auch nach Kundenwunsch vergeben. Wir haben im Amiga-Bereich schon oft z.B. 68EC030 CPUs gefunden, die tatsächlich eine MMU hatten, und es gibt auch reichlich 0,8µm-68030 CPUs mit 25MHz Rating, die problemlos auf 40MHz laufen. Ähnlich wird es sich wohl bei den 68EC000 verhalten; sie wurden nur für 10MHz spezifiziert und getestet, aber können in Wirklichkeit viel mehr. Das schnellste Rating für einen 68EC000 das ich hier habe ist 20MHz. Die Details des Zugriffes sehen auf dem logic analyzer aber genau so aus wie die eines 10MHz-Typs - es ist also nicht so, dass man (wie beim 68030) an der Position der fallenden AS-Flanke erkennen kann, welche Maske wirklich im Chip steckt.


    Ein 68EC000-10 auf 42,5MHz ist natürlich ein Hammer, und ich hätte es nie ausprobiert, wenn ich nicht von einem Freescale-Mitarbeiter, der selbst ein alter Amiga-Mensch ist, die Information gehabt hätte, dass im 68EC000 das gleiche Silizium drin ist wie im 68SEC000 (die 3.3V Version). Die 3.3V Version läuft beispielsweise im Minimig mit bis zu 50MHz. Leider kann ich auf der ACA500plus nicht mehr as 42,5MHz ausprobieren, weil mein Basistakt bei 85,12548 MHz liegt. Den brauche ich für diverse Clocking-Tricks, die bei der Syncronisation zum Amiga-Mainboard hier und da (statistisch) ein paar Takte einsparen.


    Das Clocking der ACA500plus ist komplett per software steuerbar - und zwar in Echtzeit. Ich habe einen recht aufwändigen "fractional divider" programmiert, der "glitch-free" zwischen den Teilern umschalten kann. Gleichzeitig wird mit dem Mainboard syncronisiert, wo es nötig bzw. hilfreich ist (z.B. im 7MHz-Mode).


    Außerdem gibt es ein paar Details, die die Kompatibilität maximieren: Der $c0-Speicher ist zwar "immer echtes Fastmem", kann aber auf Trapdoor-Speed gebrenzt werden, so dass er wirklich langsamer wird, wenn weniger DMA-Slots auf dem Chip-Bus frei sind. Dafür überwacht die Hardware gleichzeitig zum Fastmem-Zugriff den A500-Chip-Bus, und beendet den Fastmem-Zugriff erst dann, wenn auch ein DMA-Slot frei wird. So gibt es keinen Grund mehr, die Karte abzustöpseln, auch nicht, wenn man ein altes Diskettenspiel booten möchte.


    Wer wirklich interessiert ist, kann hier die erfolgreich getesteten Teile der Entwicklung mitlesen:
    http://wiki.icomp.de/wiki/ACA500plus_registers


    Jens

  • Das Overclocking ist natürlich wirklich eine erstklassige Idee - und ein tolles Feature. Fehlt nur noch, dass die CPU auf der Karte gesockelt ist und man verschiedene Exemplare durchprobieren könnte....


    Ich hätte jetzt mal eine technische und eine käufmännische Frage:
    a) Technisch: War es nicht (technisch) nicht möglich oder eher eine grundlegende Entscheidung die ACA500(plus) extern statt im Trapdoor zu gestalten? Falls technisch bedingt: Warum?
    b) Kaufmännisch: Kannibalisierst du mit dem O'Clocking nicht deinen eigenen Markt - nimmst den Usern nicht das interesse die ACA-Turbokarten anzuschließen? Ich weiss - diese sind wesentlich performanter...aber diese Performance wird ja nicht immer benötigt... und du zeigst oben am Benchmark selbst auf, dass du Dich damit schon fast einer 030er näherst...

  • a) Technisch: War es nicht (technisch) nicht möglich oder eher eine grundlegende Entscheidung die ACA500(plus) extern statt im Trapdoor zu gestalten? Falls technisch bedingt: Warum?

    Am Anschluss in der A500-Trapdoor gibts lediglich die Signale, die man für eine Chipram/Slowmem-Erweiterung braucht plus einige wenige I/O-Signale für den Uhrenchip. Eine Turbokarte muss den Systembus komplett übernehmen können, das geht damit nicht.

  • a) Technisch: War es nicht (technisch) nicht möglich oder eher eine grundlegende Entscheidung die ACA500(plus) extern statt im Trapdoor zu gestalten? Falls technisch bedingt: Warum?

    Hatte Unseen ja schon beantwortet: "Eigentlich" geht das nicht. Grundsätzlich könnte man nach Manier des "KCS Power PC Board" (ein XT-Emulator für den A500, hat nix mit PPC zu tun) Erweiterungen bauen, die selektiv ihre Daten im Chipram/Ranger-mem Bereich einblenden, aber damit gewinnt man keine Geschwindigkeit.


    Die Idee "intern" ist auch nur für Freaks wirklich wichtig. Die Mehrheit der Kunden möchte nicht am Computer herumschrauben, sondern lebt nach der Devise "never change a running system": Ein 30 Jahre alter Computer ist so ein bisschen wie ein altes Auto. Wenn es fährt, behandelt man es sanft, und es wird einen noch Jahre begleiten. Fängst Du aber einmal an, etwas dran zu schrauben, hörst Du nicht mehr auf. Für uns Freaks ist das im Computerbereich noch ein schönes Hobby, aber die ACA500plus soll Wiedereinsteiger ansprechen, die hin und wieder mal ein Spiel spielen möchten. Konfigurationsorgien und Schrauberei sind da nur hinderlich.

    b) Kaufmännisch: Kannibalisierst du mit dem O'Clocking nicht deinen eigenen Markt - nimmst den Usern nicht das interesse die ACA-Turbokarten anzuschließen? Ich weiss - diese sind wesentlich performanter...aber diese Performance wird ja nicht immer benötigt... und du zeigst oben am Benchmark selbst auf, dass du Dich damit schon fast einer 030er näherst...

    Scheinbar hast Du die Zahl bei den Sysinfo-Dhrystones nicht ganz erkannt (ist auch schwer zu lesen): Es sind 3399 Dhrystones. Das ist noch unter der ACA1221 mit 17MHz. Der langsamste 68030 den ich je verkauft habe war 20MHz getaktet und hat damit schon 4553 Dhrystones gemacht.


    Der 68EC000 hat keine Caches und nur einen 16-Bit Datenbus, durch den sich alles quetschen muss. Ein 32-Bitter hat massive Vorteile beim Datentransfer, was ich mit der ACA500plus auch zeigen werde: Dort ist ein 32-Bit IO-Subsystem vorbereitet, das beispielsweise den Transfer von/zur CF-Karte massiv beschleunigen wird. Das ist aber erst die über-übernächste Baustelle. Jetzt kommen erst noch Flash-Zugriff und normaler IDE-Zugriff, dann kann ich mich an die Unterstützung von A1200-Turbokarten machen.


    Jens

  • a) Technik: Danke Dir!
    Naja... herumschrauben - ich hätte gedacht die Trapdoor-Klappe aufmachen und unten einstecken - keine längere Bastelei. Wie die alten 512k-Erweiterungen. Und für den "convenient"-user ist das halt chicker/platzsparender als die links am Amiga steckende, herausstehende Platine.
    So als Produktidee: vielleicht läßt sich ja eine abgespeckte ACA500 (nennen wir es mal ACA500minus oder ACA499 ;)) unten realisieren? Denke mal RAM und CF-Slot sind (abgesehen von deinen wirklich grandios herausgearbeiteten Details) für den light-user am interessantesten. Btw: für den Gelegenheitsspieler sind die ~90€ schon nicht wenig gewesen. Die Minimalamigianer die ich kennengelernt habe werden die 130€ der neuen Karte auch eher nicht schlucken. Solche Leute gehen dann eher in Richtung Gotek - nur das Gotek hat den Nachteil eben doch noch Bastelei zu brauchen. Also eine Einfach-Lösung im Bereich 40-60€ wäre wasa für diese Zielgruppe.


    b) Gut, das mit der 030er war übertrieben. Aber es schlägt bereits deutlich den A1200er, teils mit Einfach-Turbokarten....

  • Die Minimalamigianer die ich kennengelernt habe werden die 130€ der neuen Karte auch eher nicht schlucken.

    Glaub' mir, auch die werden zuschlagen. Ich bin noch lange nicht fertig mit den Features die ich geplant habe, und wenn Du an jedes Einzelne nur ein kleines Preisschild hängst, erscheinen die 130,- EUR sehr preiswert.


    Was die "Minimalvariante" für den Trapdoor-Slot angeht: Da kann man leider nicht "automatisch starten". Es wäre also immer eine Bootdiskette erforderlich, und genau das ist es doch, was die Maschinen so unzuverlässig macht: Das Diskettenlaufwerk. Das muss für den zuverläsigen Betrieb vollständig eliminiert werden können.


    Außerdem will man die Workbench wirklich *simpel* installieren können. Da gab's mit der ACA500 immer wieder mal Nachfragen, und Leute sind mit großen Umwegen dazu gekommen, sich irgendwie WB-Disketten zu basteln und davon dann eine "erste CF-Karte" zu installieren. Das muss einfacher werden.


    Jens

  • Naja, bei den 130€ sind wir schon eher bei den Enthusiasten - also hier. Ich würde ja schon die 130€ für die alte ACA500 ausgeben - mal gucken, was die 500plus gibt :)


    OK, das mit fehlenden "Autostart" im Trapdoor ist natürlich ein Argument und wirklich schade.


    Ja, bei der Einfachheit und dem Problem des Diskettenlaufwerks stimme ich DIr absolut zu. Bundleversion mit lizensierter Workbench? Oder Workbench-ROM? *herumspinn*


    Sag mal, ist schon absehrbar ob die Gehäuse für die ACA500 auch bei der 500plus nutzbar sein werden? Wenn schon ein Anhängsel an der linken Seite, dann sollte es zumindest gut aussehen ;)

  • Bundleversion mit lizensierter Workbench? Oder Workbench-ROM? *herumspinn*

    An so etwas denke ich, ja. Dafür ist aber noch eine Menge Software erforderlich, denn dafür muss eine Mini-Flash Partition als "Festplatte" gemountet werden, von der im Bedarfsfall gebootet werden kann. Flash ist reichlich vorhanden (8MByte), und ausreichend RAM zum on-the-fly-Entpacken von gepackt abgelegten WB-Install Daten gibt es auch. Es muss "nur noch" programmiert werden :-)

    Sag mal, ist schon absehrbar ob die Gehäuse für die ACA500 auch bei der 500plus nutzbar sein werden? Wenn schon ein Anhängsel an der linken Seite, dann sollte es zumindest gut aussehen

    Die äußeren Maße sind identisch, und alle Montagelöcher sind an exakt der gleichen Position. Auch Clockport und der lokale Erweiterungsport sind an der gleichen Stelle wie bei der alten ACA500. Lediglich das Montageloch "links unten" beim Aux-CF Slot ist nicht mehr vorhanden. An der Stelle ist jetzt das Display/Button Modul. Foto davon mache ich, wenn ich bei dem Modul bin. Das kann noch ein paar Tage dauern, denn erst muss ich dan Flash-Kram kräftig aufräumen. Der CPLD ist schon gewaltig voll; da muss noch optimiert werden, bis mir das Ergebnis gefällt. Außerdem ist das Display/button Modul recht weit hinten auf der Checkliste, wird also tendentiell nächste Woche, bis ich an dem Punkt angekommen bin.


    Jens

  • Display/Button-Modul? Was ist das?

    Das ist einw kleine Zusatzplatine, die ein 2-stelliges 7-Segment Display, die zwei CF-LEDs und einen Taster enthält. Das Display kann so ziemlich alles anzeigen, aber es wird wohl hauptsächlich als MHz-Anzeige genutzt werden (retro eben). Die zwei CF-LEDs sind da oben drauf, weil der Controller auf dem Modul auch die Helligkeit dieser LEDs steuern kann, und weil damit der lästige Montageaufwand "LEDs ins Plexiglas biegen" entfällt (sorry an alle, die das optisch toll fanden). Der Taster ersetzt die Jumper, welche gern mal bei Kunden verloren gehen. Damit kann man allerlei Funktionen steuern, sowohl hard- als auch softwaremäßig. Auf der Hardwareseite ist z.B. geplant, dass man wenn der Taster lange gedrückt und gehalten wird, in den de-brick mode kommt, wo NICHT vom Flash gestartet wird. Und softwareseitig könnte man z.B. den laufenden Rechner hoch/runter takten.


    Bin gut vorwärts gekommen heute: CF-Kartenslots funktionieren, funken nicht ins SD-Ram (wie das auf dem vorherigen Prototypen noch war), und rennen auch ganz gut: 3MB pro Sekunde ist die Grenze der alten Lexar-Karte die ich zum Testen verwende.


    Floppy-control ist auch fertig: Man kann (ähnlich wie schon auf der ACA630) entweder alle drives so aussehen lassen, als ob sie leer sind (hilfreich, wenn z.B. ein defektes Diskettenlaufwerk lästige Wartezeit zur Boot-Zeit hinzufügt) und man kann DF0: und DF1: vertauschen, so wie es die alten Bootselektoren gemacht haben. Nur dass man dafür den Computer nicht öffnen muss :-)


    Jens